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Illegale Entsorgung Illegale Entsorgung: Mülltourismus auf Theißener Friedhöfen

Von claudia petasch 26.02.2014, 10:32
Der Container auf dem Friedhof an der Kirche ist eigentlich nur für Grünschnitt da. Einige Bürger entsorgen hierin aber auch Plastikmüll oder Altkleider.
Der Container auf dem Friedhof an der Kirche ist eigentlich nur für Grünschnitt da. Einige Bürger entsorgen hierin aber auch Plastikmüll oder Altkleider. MZ Lizenz

theissen/MZ - Die Abfallcontainer auf den beiden Friedhöfe in Theißen werden zunehmend von Mülltouristen aufgesucht.

Die Polizei rät, jeden noch so kleinen Diebstahl anzuzeigen. Das ist wichtig, damit die Beamten von den Taten wissen. Nur so können sie Ermittlungen aufnehmen und mehr Präsenz im Rahmen der Streifentätigkeit zeigen. Auch sind die Hinweise und Anzeigen wichtig, um die Fälle einzuordnen und vielleicht ein Muster erkennen zu können. Das Revierkommissariat Zeitz ist zu erreichen über: 03441/63 40

Offenbar sehen einige Bürger die Areale nicht mehr als Ort der Ruhe und des Gedenkens an Verstorbene, sondern als Müllabladeplätze an. Immer wieder entdecken Friedhofs- und Pfarramtsmitarbeiter Unrat in den dort aufgestellten Containern, der nicht von Gräbern stammen könne. Säcke mit Altkleidern und Hausmüll haben sie schon mehrfach darin gefunden. Einige Male wurden Personen beobachtet, die Säcke voll Laub vom heimischen Garten auf die Friedhöfe brachten und dort in die Container entsorgten.

Gläser mit Wurst entsorgt

Die Spitze des Eisbergs erlebte jetzt Pfarramtssekretärin Inge Stasche an einem Behälter, in dem eigentlich Plastikmüll entsorgt werden soll. Sie wollte nur den halb offenen Deckel des Containers schließen, schaute hinein und traute ihren Augen nicht: „Dort lagen mehrere Gläser mit Würsten obendrauf.“

Beim näheren Hinsehen entdeckte sie, dass weiter unten noch mehr Bockwürste im Glas und anderer Hausmüll entsorgt worden waren. „Ich dachte, mich tritt ein Pferd, als ich das sah. Das hat das Fass zum Überlaufen gebracht, wer macht so was?“, fragt die Theißenerin empört.

Öffnungszeiten ab März

Die Konsequenz ist nun, dass die beiden Friedhöfe im Ort ab 1. März Öffnungszeiten haben und die Eingangstore außerhalb dieser Zeiten verschlossen werden. Bisher waren die Gottesäcker immer frei zugänglich. Wer ab kommendem Sonnabend vor acht  Uhr oder nach 16.30 Uhr kommt, hat nun schlechte Karten und wird vor verschlossener Tür stehen. Ab April und bis zum 31. Oktober wird von 6 bis 21 Uhr geöffnet sein.

Stasche hofft, dass dadurch ein wenig von der Müllentsorgung eingedämmt werden kann und manch einer Hemmungen hat, am Tag seinen Unrat oder seine Altkleider dort abzuladen. „Der Friedhof ist doch keine Mülldeponie“, sagt Inge Stasche und kann nicht verstehen, wie pietätlos manche mit der letzten Ruhestätte umgehen. „Dort gehen die Menschen hin, um zu trauern, um ihrer Geliebten zu gedenken, die sie verloren haben. Und dann entsorgen andere dort ihre Wurstgläser, da fehlen mit die Worte“, so die Pfarramtssekretärin.

In der Vergangenheit hatten vor allem Diebe ihr Unwesen auf den Friedhöfen - nicht nur in Theißen - getrieben und ließen Blumen, Grabschmuck und Einpflanzungen mitgehen. „Das gibt es immer noch, auch damit haben wir zu kämpfen“, sagt Stasche. Zwar sei es jetzt den Winter über etwas ruhiger, was die Diebstähle angeht. Sie denkt aber, dass es wie in den letzten Jahren auch, zum Saisonwechsel wieder losgehen wird. Also dann, wenn das Tannengrün auf den Gräbern verschwindet und diese mit frischen Blumen und Pflanzen bestückt werden.

Ab März bleiben die Friedhöfe in Theißen nachts geschlossen. Damit reagiert die Kirchgemeinde auf zunehmenden Mülltourismus.
Ab März bleiben die Friedhöfe in Theißen nachts geschlossen. Damit reagiert die Kirchgemeinde auf zunehmenden Mülltourismus.
Corina Wujtschik Lizenz