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Industriegeschichte Fabrikant aus Zeitz erobert Platz am Markt

Max Emmerling wollte in der Nahrungsmittelbranche Gutes und Vollkommenes leisten. Warum sein Name ein Glanzlicht in Zeitz ist.

Von Petrik Wittwika 16.01.2022, 18:00
So sah Max Emmerlings Teigwarenfabrik  an der Paul-Rohland-Straße nach der baulichen Erweiterung um 1910  aus. Foto:  Archiv Petrik Wittwika
So sah Max Emmerlings Teigwarenfabrik an der Paul-Rohland-Straße nach der baulichen Erweiterung um 1910 aus. Foto: Archiv Petrik Wittwika Foto: Archiv, Petrik Wittwika

Zeitz/MZ - Mit dem Namen Emmerling sind beachtenswerte Kapitel und Glanzlichter der Zeitzer Stadt- und Wirtschaftsgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts verbunden. So hat Max Emmerling in Zeitz einen Industriezweig etabliert, der in Deutschland im Vergleich zu Italien, Frankreich und der Schweiz erst relativ spät zum Durchbruch gekommen war.

Wie dessen jüngster Sohn, der 1903 in Zeitz geborene und promovierte Diplom-Volkswirt Helmut Emmerling in seiner Dissertation von 1929 über die allgemeine Entwicklung der deutschen Teigwarenindustrie konstatierte „war die heimische Produktion bis zur Jahrhundertwende (1900) darauf beschränkt, nur die von der Hausfrau aus Mehl hergestellten Nudeln zu ersetzen, Makkaroni dagegen wurden in beträchtlichen Mengen importiert und schienen lange Zeit in Qualität und Preis nicht zu übertreffen.“ Dabei bildeten „Mehlnudeln bester Sorte“ die Grundvoraussetzung, um „den Konkurrenzkampf zu führen.“

Nicht nur Gewinn zählte

Werbung für „Emmerlinge“ aus den 1930er Jahren
Werbung für „Emmerlinge“ aus den 1930er Jahren
Foto: Archiv Petrik Wittwika

Aber Max Emmerling war keineswegs nur ein auf Gewinn ausgerichteter Unternehmer. Tief verwurzelt war in ihm „das Bewusstsein, als Fabrikant in der Nahrungsmittelbranche Gutes, ja vielleicht das Beste und Vollkommenste zu leisten“, wie er selbst sein Handeln in dem von ihm um 1910 „in belehrender Form“ herausgegebenen „Kochbuch für Nudeln und Makkaroni“ zusammenfasste, das inzwischen als antiquarische Rarität gehandelt wird.

Emmerling vereint in jenem Büchlein eine Vielzahl von Gerichten „für sehr nahrhafte, schmackhafte Suppen“ sowie eine große Anzahl „Original-Rezepte für Nudel- und Makkaroni-Gerichte“, die schon von ihrem Namen her den Appetit unweigerlich anregen. Dazu gehören etwa „Sardellenbutter-Nudeln“, „Spargel-Makkaroni“, „Schlachtfest-Makkaroni-Schüssel“ oder „gefüllte Nudelomeletten“, aber auch „Puddings und Aufläufe“ kamen nicht zu kurz.

Sachverständige, die Emmerlings Werksanlagen, die zwischen 1902 und 1910 „in der Nähe der Bahn in freier, im Frühling und Sommer durch frisches Grün verschönerten Lage“ weitab der Altstadt entstanden waren, in Augenschein genommen hatten, waren sich schnell einig darüber, dass „nach einem zweiten Werke in dieser Branche mit Bezug auf Baulichkeit und innere Einrichtung in Deutschland zu suchen sein dürfte“, denn die bekannte, patentrechtlich geschützte Marke „Elite“ mit der Schutzmarke Windmühle für die Abteilung Teigwaren „aus der ersten und ältesten Zeitzer Kindernährzwieback-, Teigwaren- (Nudel- und Makkaroni) und Paniermehl-Fabrik von Max Emmerling, Zeitz“ hatte sich auf beachtliche Weise innerhalb von nur 20 Jahren einen festen Platz am Markt erobert.

Auch ein Brand im Jahr 1913 in der Fabrik, auf den die letzte große Betriebserweiterung folgte, konnte den weiteren Erfolg nicht mehr wirklich aufhalten. Beeindruckend für Besucher wirkten die Vorratsräume des musterhaften Unternehmens, das mit Dampfbetrieb, elektrischer Zentrale, Lagergebäude und Gleisanschluss aufwartete.

Peinlichste Sauberkeit

Unmengen Eier, wohlsortiert in Körben im eigens dafür eingerichteten „Eierkeller“ der Fabrik, warteten nur noch darauf, endlich weiterverarbeitet zu werden. Peinlichste Sauberkeit „durch nochmaliges Sichten von allen Staubfäserchen“ des Rohmaterials war Ausgangspunkt für die anspruchsvollen Produktionsprozesse. Schon damals erledigten hochwertige Misch- und Knetmaschinen für die Teigzubereitung das, was einst der Händekraft vorbehalten war.

„Emmerlinge“-Werbung
„Emmerlinge“-Werbung
Foto: Wittwika

Das Verkneten und Ausrollen des Teiges erfolgten durch blitzsaubere Walzen. „Hastende Maschinen“ und „hydraulische Pressen“ gaben den Takt im ganzen Werk vor, zu dem noch „Nebenbetriebe“, nämlich mechanische Werkstellen und eine Kartonagenfabrik gehörten, wobei nicht vergessen werden darf, dass Max Emmerling schon um 1905 in Dortmund ein Fabriklager mit Kontor unterhielt.