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Aufregung in Zeitz Aufregung in Zeitz: Warum es derzeit für Schwanendame Amelie gefährlich ist

Von Angelika Andräs 12.05.2016, 08:22
Amélie hat ein Nest gebaut und kümmert sich um ihre - unbefruchteten - Eier.
Amélie hat ein Nest gebaut und kümmert sich um ihre - unbefruchteten - Eier. Hartmut Krimmer

Zeitz - Aufregung am Zeitzer Schwanenteich: Amelie hat auf der Insel ein Nest gebaut und brütet. Als alleinstehende Schwanendame. Das beunruhigt viele. Schon am Morgen sind Zeitzer gekommen, um nach ihr Ausschau zu halten und zu versuchen, sie mit Futter anzulocken. „Wenn sie nicht mehr zum Fressen kommt, wird es gefährlich“, meint ein Tierfreund und schildert einen Fall, den er im Internet gefunden hat: Eine Schwanendame saß, wie Amelie jetzt, auf unbefruchteten Eiern und brütete und brütete.

Sie fraß selten, immer weniger und schließlich gar nicht mehr. „Die wartet doch nun drauf, dass ihre Jungen schlüpfen“, meint eine Frau und fügt hinzu: „Ich kenne das von früher bei den Hühnern. Denen mussten wir dann die Eier wegnehmen. Nicht, dass uns unsere Amelie stirbt.“ Ihr Partner Werni ist nämlich auch schon seit November vergangenen Jahres verschwunden.

Sorgen um Amelie

Die Sorgen um Amelie sind groß, die Nachfragen bei der MZ wegen der „einsamen Schwänin“ häufen sich wieder. Dabei schwingt auch echte Sorge und Angst mit, dass Amelie Schaden nimmt. Und die Frage, ob solch ein Brutverhalten „normal“ sei. Noch muss man sich laut Tierschutzverein keine Sorgen machen. „Das kommt vor, dass Hühner oder Enten und eben auch Schwäne unbefruchtete Eier bebrüten“, sagt Karsten Dittmann, der Zeitzer Schwanen-Vater, der Amelie vielleicht am besten kennt, weil er sie im Winterquartier betreut, „wir wissen, dass sie ein Nest gebaut hat und brütet.

Das hat sie aber voriges Jahr auch schon getan.“ Voriges Jahr lebte ihr Partner Werni noch bei ihr auf dem Schwanenteich. Allerdings waren auch da die Eier schon nicht befruchtet. Zumindest scheint nun geklärt, dass der fehlende Nachwuchs auf dem Teich offenbar Schwan Werni geschuldet war oder es eben zwischen ihnen nicht gefunkt hatte.

"Natur regelt sich normalerweise"

Vergangenes Jahr hörte die Schwanendame dann irgendwann mit dem Brüten auf. Ob das dieses Jahr genauso kommt, kann aber niemand sagen. „Ob sie voriges Jahr einfach von sich aus aufgehört hat oder ob der Fuchs die Eier geholt hat, weiß natürlich niemand“, so Dittmann, „aber in der Natur regelt sich das normalerweise.“ Allerdings so ganz Natur ist ja Amelies Leben auf dem Teich nun auch nicht.

Fast überall da, wo es Schwäne gibt, gab es Fälle, dass eine Schwänin ohne Ende auf ihrem offensichtlich unbefruchteten Ei saß. In einem Fall hackte sie das Ei selbst auf und verließ danach das Nest. In zwei bislang bekannten Fällen starb eine am Ende völlig entkräftete Schwanendame, weil sie nicht mehr fraß. Das wird aus Erlangen und Hannover berichtet. In der Natur ist es keine Seltenheit, dass Vögel sogenannte sterile Gelege haben, also unbefruchtete Eier ausbrüten. In der Regel wird von Züchtern und Tierschützern empfohlen, den Tieren die Eier wegzunehmen. In der freien Natur regelt sich das aber auch von allein. (and)

Ein Beispiel sind Hühner: Heute ist den Legehennen das Brütverhalten weitestgehend „abgezüchtet“, aber ansonsten nimmt man den Tieren dann die Eier weg. Wäre das hier jetzt auch eine Option? „Das könnte man machen“, sagte Dittmann, „Sie hat dann natürlich ein paar Tage Stress, aber es sind erst einmal ,nur’ die Eier und nicht ihre Jungen, die sie um jeden Preis verteidigen würde.“

Gefahr für Amelie

Allerdings besteht aus seiner Sicht durchaus die Möglichkeit, dass die Schwänin dann wieder Eier nachlegt. Im Grunde, das betont er, besteht aber keine Gefahr für Amelie. „Sie frisst, eine unserer Mitarbeiterinnen geht immer vorbei, pfeift nach ihr und bringt ihr Futter. Sie kommt auch, allerdings in den letzten Tagen schon weniger, weil sie das Nest nicht verlassen will.“

Die Entscheidung, ob man ihr die Eier wegnimmt oder der Natur ihren Lauf lässt, liegt letztendlich bei der Stadt Zeitz. Auf Hilfe vom Tierschutzverein kann man da aber bauen. Nur ist es momentan sogar unmöglich, einfach auf die Insel zu kommen. Reicht da eine Wathose aus? Wird ein kleines Boot benötigt? Und über allem steht die Frage, ob der Teich überhaupt in absehbarer Zeitz so in Ordnung gebracht werden kann - entschlämmen, für Belüftung sorgen - dass wieder ein zweiter Schwan zu Amelie ziehen kann. (mz)