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70-jähriges Jubiläum 70-jähriges Jubiläum: Festtag für das Glockenmuseum

Von Gudrun Schröder 19.06.2002, 16:35

Laucha. - In der kleinen Stadt Laucha wird zwar nicht alles, was passiert, gleich an die große Glocke gehängt, dennoch spielen die Glocken keine untergeordnete Rolle. So besaß Laucha von 1732 bis 1911 die bekannte Glockengießerei, nennt sich einer der größten Betriebe der Stadt "Glockengold", trägt die Kindertagesstätte den Namen "Glöckchen", werden wichtige Ereignisse im Rathaus mit einem Glockenschlag eingeläutet und hat Laucha selbst den Beinamen Glockenstadt. Doch damit nicht genug. Am Mittwoch wurde das 70-jährige Jubiläum des Bestehens des Glockenmuseums begangen. Am 19. Juni 1932, an einem Sonntag, war das Lauchaer Glockenmuseum eingeweiht worden. Aus diesem Anlass hatte Lauchas Bürgermeisterin Jana Grandi zu einer Ausstellungseröffnung über das Museum in das Rathausfoyer eingeladen. Unter den Gästen, Vertretern aus Politik, Wirtschaft sowie Vereinen, befand sich Landrat Harri Reiche.

Karla Fitzner, die Ortschronistin, erläuterte die Ausstellung, die mit Dokumenten aus dem Stadtarchiv sowie von Bürgern zu Stande kam. Die Chronistin gab einen Überblick über die Glockengießerei bis zur Errichtung des Museums. Nach der Stilllegung der Gießerei 1911 wurde diese von der Firma Schilling aus Apolda gekauft und dem Altertums- und Heimatverband des Kreises Querfurt geschenkt. Der Verbandsvorsitzende, Dr. Richard Jaeckel aus Querfurt, hatte es sich zur Aufgabe gemacht, dieses historische, dem Verfall preisgegebene Gebäude als Museum zu erhalten. Der Tag der Eröffnung war ein Festtag für die Bürger, und so sollte es auch am Mittwoch , 70 Jahre später sein. Das Glockenmuseum, so sagte der Landrat, sei wichtiger Bestandteil für die touristische Entwicklung im Landkreis. Es gelte, diese Zeitzeugen und Highlights noch besser zu vermarkten. Reiche sei optimistisch, dass die Besucherzahlen, die jetzt bei 3 500 im Jahr liegen, eventuell die 18 000 des Jahres 1963 wieder erreichen. Bei einer Führung mit Rosemarie Röder durch das Museum durfte die Enkelin von Richard Jaeckel, Uta Jäger, eine Glocke zum Läuten bringen. Frau Jäger, die in Querfurt wohnt, war mit Inge Heydenreich aus Naumburg, einer zweiten Enkeltochter Jaeckels, zum Jubiläum angereist.

Von 1732 bis 1911 wurden in Laucha Glocken gegossen. Der Standort des ersten Glockengusses hinter der Kirche konnte auf Grund der Brandgefahr nicht dort bleiben. 1790 wurde die Glockengießerwerkstatt gebaut, in der sich das Glockenmuseum befindet. Die Glockengießerei Laucha nahm unter Gottfried Ulrich den großen Aufschwung. Zu seinen Lebzeiten wurden die meisten Glocken gegossen, die in alle Welt gingen. In der kleinen, bedeutungsvollen Werkstatt wurden in 121 Jahren über 5 000 Bronzeglocken gegossen.