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Ackern statt Ausschlafen Wie sich Schüler der evangelischen Gesamtschule für den Wittenberger Stadtwald engagieren

Schülerinnen und Schüler der evangelischen Gesamtschule engagieren sich für die Natur - und ihr Abschlussfest.

Von Rainer Schultz 22.11.2021, 09:12
Schüler der Evangelischen Gesamtschule Wittenberg haben im Stadtwald Bäume gepflanzt und Müll weggeräumt.
Schüler der Evangelischen Gesamtschule Wittenberg haben im Stadtwald Bäume gepflanzt und Müll weggeräumt. Foto: Sascha Graf

Wittenberg/MZ - Emsiges Treiben überrascht am Sonntag um 9 Uhr den Besucher des Nabu-Zentrums am Wittenberger Stadtwald. Sonst wohl eher Handy-affine Jugendliche haben sich mit Schubkarre, Spaten und Pflanzsetzlingen ausgerüstet, um sich im Stadtwald durch dichtes Brombeergesträuch zu kämpfen. Die Klasse 10 B der evangelischen Gesamtschule will den Vormittag nutzen, um 100 Setzlinge der verschiedensten Baumarten in die Erde zu bringen, darunter Stieleiche, Kiefer, Roteiche, Hainbuche, Rotbuche und Erle.

Marco Glaß vom Verein „Projektschmiede Wittenberg“ liefert eine Erklärung: „Wir wollten für die Klasse und deren Schulabschlussfeier einen Geldbetrag spenden. Da kam uns die Idee, das Ganze mit etwas Nützlichem zu verbinden. Schließlich wollen wir nicht nur Geld geben.“ Wie sich herausstellte, stieß der Aufruf auf offene Ohren und das am Sonntagmorgen, wenn 15-, 16-Jährige üblicherweise gern noch das Bett hüten.

Mit Schubkarre und Spaten

Mit dieser Resonanz und dem Eifer der Akteure habe sie nicht gerechnet, räumt Petra Henkelmann, Leiterin des Nabu-Zentrums, ein und zeigt sich hoch erfreut. Förster Andreas Mucke vom Betreuungsforstamt Annaburg hat bereits die Pflanzstellen markiert. Mit Spaten, Rindenmulch, einer Gießkanne und den Setzlingen ausgerüstet geht es rasch zur Sache. Colin Rosenheinrich, Isabele und Arne bilden ein „Pflanzteam“.

„Acht Stück haben wir bereits in die Erde gebracht - 20 sollen es wenigstens werden“, verkündet stolz Colin. Isabele feuchtet unterdessen das ausgehobene Pflanzloch an. Dann wird ein Rotbuchensetzling in der Erde versenkt. Doch ohne einen Verbissschutz hätten die Jungbäume kaum eine Überlebenschance, denn für Rehe stehen diese Sprösslinge ganz oben auf dem Speiseplan. Der Schutz aus Drahtgeflecht bildet gewissermaßen den Abschluss.

Problem mit dem Laub

Vieles ist in dem weitläufigen 90 Hektar umfassenden Areal zu tun - ein beliebtes Ausflugsziel für viele Wittenberger. Auch Unrat ist zu entfernen - wie so oft achtlos im Wald entsorgt. Müll zu beseitigen steht an diesem Sonntag daher ebenfalls auf dem Programm der Schüler. Gleiches gilt für das Nabu-Zentrum mit seinen 2,5 Hektar - ein „Zoo“ im Kleinformat und Anziehungspunkt für Familien mit Kindern. Entsprechend der Aufgabenteilung haben sich Clara und Hanna der Säuberungsaktion gewidmet. Das alles zu erhalten und zu pflegen erfordert immer wieder das Engagement von freiwilligen Helfern. Einer davon ist der 82-jährige Horst Thiele aus Straach. Einen Tag in der Woche hilft der pensionierte Elektromeister und bekennende Naturfreund im Nabu-Zentrum, was für ihn Herzenssache ist. Ramona Glaß, Mutter von Lisa, und Jeanette Heidrich, deren Tochter heute dabei ist, legen gleichfalls mit Hand an.

Dem Eichenlaub zu Leibe rücken gleicht allerdings einer Sisyphosaufgabe. Mit Rasenbesen wird der Wald gefegt - ein schier unmögliches Vorhaben. Inzwischen ist es bereits 10 Uhr. Das Nabu-Zentrum hat sich gefüllt. Viele Familien nutzen den Spaziergang zur „Grünen Lunge“ von Wittenberg. Michael Ullrich vertritt als Elternrat und Vater von Paul die Klasse, deren Lehrerin sich krankheitshalber entschuldigt hat. Als Bilanz des Sonntags bleibt: Hier haben junge Leute etwas sehr Nützliches vollbracht, was vielleicht einen Nachahmungseffekt hervorrufen könnte.