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Telefonsammlung Wertvolle Stücke im Depot in Wittenberg und warum sie nicht gezeigt werden

Seit über 20 Jahren ist von der ständigen Ausstellung nichts zu sehen.

Von Irina Steinmann und Klaus Adam 30.07.2021, 08:50
So berichtete die MZ am 24. März 1995.
So berichtete die MZ am 24. März 1995. (Repro: Klaus Adam)

Schweinitz/Wittenberg - Nach dem Verbleib der historischen Telefonsammlung hat sich der Apollensdorfer Ortschaftsrat Andreas Keller (parteilos) bei der Wittenberger Stadtverwaltung erkundigt. Keller, der auch Chronist der Wittenberger Ortschaft ist, hatte wissen wollen, ob es die Sammlung noch gibt und was die Stadt damit vorhat.

In seiner Antwort an Keller vom 9. Juli bestätigt Oberbürgermeister Torsten Zugehör (parteilos) die Existenz der Sammlung, zu der „auch“ Telefone und Telefonanlagen gehörten, neben Objekten des Fernmeldewesens.

Der Hauptteil der Sammlung befinde sich in einem Depot der Städtischen Sammlungen; ein kleinerer Teil sei seit 2010 Leihgabe der Stadt an die Sparkasse und werde dort in der Ausstellung „Geschichte der Sparkasse Wittenberg“ präsentiert.

Weitergehende Absichten, sprich, Pläne für Ausstellungen, äußerte Wittenbergs Oberbürgermeister in seinem Antwortschreiben an Keller nicht. „Diese Sammlung, wie auch die übrigen Sammlungsteile der Städtischen Sammlungen, werden von den Städtischen Sammlungen gepflegt, gegebenenfalls mit Unterstützung von Fachrestauratoren.“

Mit viel Herzblut

Der Schweinitzer Gerhard Schmitt hatte die Sammlung historischer Telefone in vielen Jahrzehnten seines Lebens zusammengetragen. Im Jahr 1995 berichtete die MZ von über 1.600 Einzelexemplaren. Schmitt selbst bezeichnete seinen Fundus als größte derartige Sammlung weltweit.

Und damit war er 1995 sogar ins Guinnessbuch der Rekorde aufgenommen worden. Kurz vor seinem Tod hatte der begeisterte Liebhaber der Kommunikationstechnik seine vielen Exponate der Wilhelm-Weber-Gesellschaft in Wittenberg geschenkt. Auf dass sie künftig der Öffentlichkeit zugänglich seien.

Weber, der Namenspatron, wurde 1804 in Wittenberg geboren und hat durch seine Forschungen zum Elektromagnetismus wichtige Grundlagen der Telefonie mit gelegt.

Die Weber-Gesellschaft hatte die Sammlung im Gebäude der Hauptpost deponiert. Die Post war bis zur Wende in der DDR und bis zur Teilprivatisierung in der BRD auch für den Telefon- und Fernmeldebetrieb zuständig. Daher erschien die Idee, die Sammlung in diesem markanten Haus ständig auszustellen, schlüssig.

Zumal die Post es im Zuge der Digitalisierung selber nur noch partiell belegte. Bekanntlich wurden die Aufgabenbereiche der Post im Zuge der Umstrukturierung getrennt. Die Telekommunikation ist seither vollständig in privater Hand.

Nur Schattendasein

Allerdings stand die Übergabe der Sammlung von Anfang an unter keinem guten Stern. Die Wilhelm-Weber-Gesellschaft ging zur Jahrtausendwende in Insolvenz. Zwar wurde die Schmittsche Sammlung weiterhin im Gebäude der Hauptpost gelagert. Eine Ausstellung dort war jedoch in weite Ferne gerückt. Die Lutherstadt hatte die Sammlung aus der Insolvenzmasse der Weber-Gesellschaft übernommen.

Im Mai 2002 berichtete die MZ von Verhandlungen der insolventen Gesellschaft beziehungsweise des Nachfolgevereins „Freundeskreis Wilhelm Weber“ mit der Stadtverwaltung, einen ehemaligen Kindergarten in der Straße der Völkerfreundschaft für die Ausstellung nutzen zu können.

Die Gespräche waren allerdings seinerzeit ins Stocken geraten. So wurde aus einem von den Weber-Freunden avisierten Eröffnungstermin im dritten Quartal 2003 bis heute nichts. Weder in der erwähnten Alt-Tagesstätte noch in der Wittenberger Hauptpost.

Immerhin wurden Teile der Sammlung des engagierten Schweinitzers zum ersten Mal überhaupt ab Juli 2003 im Haus der Geschichte in einer eigenen Schau gezeigt. „Haste Töne - Rundfunk, Mode, Telefon“, war sie damals überschrieben. Und Dr. Christel Panzig, die Direktorin des Hauses, schwärmt heute noch von dieser Schau. Vielleicht wird es ja doch eines Tages gelingen, die Stücke wieder zu zeigen. (mz)