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Wald Unter der Warnschwelle in der Dübener Heide

Forstleute kontrollieren Fallen oder sind mit dem Fernglas unterwegs. Was sie schon zum Schädlingsbefall sagen können.

Von Heike Nyari Aktualisiert: 24.06.2021, 09:07
Revierförster Tobias Stichel kontrolliert eine Pheromonfallen in einem Wald bei Meuro.
Revierförster Tobias Stichel kontrolliert eine Pheromonfallen in einem Wald bei Meuro. (Foto: Nyari)

Meuro/Mark Kalitz - Immer wieder hört man vom Auftreten verschiedener Insekten, die Bäumen arg zu Leibe rücken und sie schädigen. Einer der Bekanntesten dürfte inzwischen der Eichenprozessionsspinner sein. Er gehört neben dem Eichenwickler und dem Frostspanner zur sogenannten Eichenfraßgesellschaft. Auch der Borkenkäfer wird gefürchtet, fallen ihm doch jährlich viele Kiefern zum Opfer.

Forleulen-Monitoring endet

Doch in den zurückliegenden acht Wochen waren Förster des Betreuungsforstamtes Dessau mit der Forleule - einem ganz anderen Insekt - im Wald auf der Spur. Das Monitoring läuft noch bis zum 31. Mai, doch wie von Tobias Stichel zu erfahren ist, kann man schon jetzt davon ausgehen, dass die diesjährigen Werte weit unter der kritischen Warnschwelle liegen. Somit müssen keine weiteren Maßnahmen ergriffen werden, um einer eventuellen Massenvermehrung und dem damit verbundenen massiven Nadelfraß an der Kiefer durch die Forleule entgegenzuwirken.

Doch wie kommt man auf entsprechende Werte? Wie der zuständige Bad Schmiedeberger Revierförster erklärt, werden an bestimmten Punkten, wie beispielsweise im Wald bei Mark Kalitz, nördlich von Meuro, sogenannte Pheromonfallen aufgehängt. Mit einem synthetischen weiblichen Pheromon, also einem Sexuallockstoff als Köder, werden die Männchen, soweit sie denn vorhanden sind, buchstäblich in die Falle gelockt. Diese verfangen sich im Inneren der Falle und können auf diese Weise gezählt werden. Die Warnschwelle liegt bei 100 Männchen pro Falle. Ähnlich erfolgt das Monitoring bei anderen Forstschädlingen, wie der Nonne und dem Kiefernspinner. Deren Überwachungen laufen ab Juli.

Spinner im Juni

Was den Eichenprozessionsspinner angeht - sein Auftreten wird jetzt im kommenden Monat intensiv verfolgt. Da greifen die Förster, wie die des Betreuungsforstamtes Dessau, zum Fernglas und nehmen ganz genau die Kronen der Eichen unter die Lupe. Den Namen erhielt der Falter übrigens, weil sich die Raupen gänsemarschähnlich in langen Prozessionen bewegen. Ihre Lieblingsspeise ist, wie der Name schon verrät, Eichenlaub.

Bei Massenvorkommen kann es nötig werden, betroffene Areale zeitweilig abzusperren, weil dann auch dem Menschen Gefahr droht. Es sind die winzig kleinen Brennhaare, die durch die Luft getragen heftigen Juckreiz und schwere allergische Reaktionen auslösen können. Das Vorkommen bezieht sich übrigens nicht nur auf Waldgebiete. Es sind verstärkt auch Park- und Alleebäume in den Ortschaften und am Straßenrand betroffen. Hier ist sofortiges Handeln durch beauftragte Spezialfirmen angesagt.

Wölb-Äcker in der Mark Kalitz

Übrigens sind in der Forstabteilung 3075, unweit der Mark Kalitz, unter einem Kiefernaltholzbestand merkwürdige wellenförmige Geländeausformungen zu erkennen. Wie Tobias Stichel weiß, handelt es sich dabei um zum Teil gut erhaltene sogenannte Wölb-Äcker (gewölbte Äcker). „Die heutigen Wälder der Dübener Heide stocken auf ehemaligen Ackerflächen und sind zu einem großen Teil nachmittelalterliche Neuwälder“, heißt es weiter.

Erst durch die große Holznot und die damit verbundene Einführung der nachhaltigen Forstwirtschaft sowie dem Wüstwerden von über 200 Ansiedlungen vom 13. bis 15. Jahrhundert gelang durch viele Förster- und Waldarbeitergenerationen ein gewaltiges Aufforstungsprojekt. 1523 wird erstmalig ein „der diebenischen heidn forster“ mit Dienstsitz in Söllichau erwähnt.

Bei den Wölb-Äckern handelt es sich um ehemalige parallel verlaufende, gewölbte Ackerbeete, welche durch eine spezielle Pflugtechnik der damaligen Bodenbearbeitung geformt wurden. Deutlich sichtbar werden sie unter anderem durch moderne Laserscanning-Aufnahmen. (mz)