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Reformationsjubiläum Reformationsjubiläum: Weiter geht's!

Von Marcel Duclaud 24.11.2017, 18:08
An den Konfirmanden-Camps in Wittenberg haben 2017 mehr als 10.000 junge Leute teilgenommen. Ein Erfolg, der fortgesetzt werden soll - in abgespeckter Form.
An den Konfirmanden-Camps in Wittenberg haben 2017 mehr als 10.000 junge Leute teilgenommen. Ein Erfolg, der fortgesetzt werden soll - in abgespeckter Form. Thomas Klitzsch

Wittenberg - Alles vorbei nach dem Jubeljahr? Mitnichten: „Die Reformation bleibt Thema“, ist sich Astrid Mühlmann sicher. Das Jubiläum, so die Geschäftsführerin der Staatlichen Geschäftsstelle Luther 2017 sollte auch dazu dienen, Interesse zu wecken. „Und Voraussetzungen für die Zukunft zu schaffen, zum Beispiel was die Infrastruktur betrifft.“ Das ist aus ihrer Sicht bestens gelungen.

Nach dem Reformationstag als Abschluss des Jubiläumsjahres wird allenthalben Bilanz gezogen und gefragt: Wie weiter? Eine dieser Runden fand Freitagnachmittag im Lutherhaus statt. Übergreifendes Thema: Netzwerke. Denn nicht zuletzt die sind entstanden während der langen Vorbereitung. Und sie werden nicht einfach verschwinden, sie wirken weiter.

Die Lutherdekade sei ein regelrechter „Netzwerkmotor“ gewesen, heißt es. Gebildet haben sich kulturelle Netzwerke, kirchliche Netzwerke, kommunale Netzwerke. Menschen sind zusammen gekommen, die sich sonst nie begegnet wären. Insbesondere das wird von vielen angegeben, werden sie nach Eindrücken gefragt.

Die Staatliche Geschäftsstelle Luther 2017 bleibt bis Ende kommenden Jahres bestehen - allerdings in abgespeckter Form. Drei statt sechs Mitarbeiter werden sich um verschiedene Projekte kümmern. Dazu zählt nach den Worten von Chefin Astrid Mühlmann eine große Publikation zum Reformationsjubiläum, die gemeinsam mit der Evangelischen Kirche erarbeitet wird - eine Art gemeinsamer Schlusspunkt. Zudem wird für 2018 ein Lutherschulen-Treffen vorbereitet, das in Halle stattfindet.

Das gilt für viele Ebenen. Etwa für den Städteverbund Prediger und Bürger in Brandenburg. Der hat sich, wie Hathumar Drost im Lutherhaus berichtet, vor fünf Jahren zusammengefunden, um teilzuhaben am großen Jubiläum: „Unser Grundgedanke lautete: Die Reformation hat sich über die Städte verbreitet. Auf den Märkten fand damals die Kommunikation statt.“ 18 Städte besonders aus dem südlichen Brandenburg haben sich aktiv mit allerlei Aktionen beteiligt: Sie wollen, so Drost, am Thema dranbleiben.

Weiter gehen wird es ebenso mit den Konfirmandencamps in Wittenberg: im bewährten Netzwerk. Das erklärte Jan von Campenhausen am Freitag. Bei der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland seien Finanzen zugesagt worden - für die nächsten vier Jahre. Was noch fehle, seien 90.000 Euro von den Landeskirchen, dann stehe weiteren Camps nichts im Wege, die aber eine Nummer kleiner ausfallen.

Der Frage „Was bleibt?“ hat sich am Freitag auch Wittenbergs Oberbürgermeister Torsten Zugehör gewidmet. Ein enormer Imagegewinn zum Beispiel. „Wir waren immer wieder im Fokus.“ Die Stadt sei selbstbewusster und weltoffener geworden. Sie habe an Attraktivität gewonnen: „Wir sind dankbar, wie viel Geld in Wittenberg investiert worden ist.“

Neue Impulse durch Weltausstellung und Länderwochen sieht der Oberbürgermeister und dankt im Übrigen auch jenen, die „das alles einfach nur ausgehalten haben“. Andere Wittenberger hatten eine Chance, ihre Stadt neu zu entdecken: „Man darf sich immer mal wieder neu verlieben“, sagte der Oberbürgermeister launig: „Das ist wie zu Hause.“

Er persönlich werde vieles nicht vergessen, was 2017 passiert ist. Zugehör hob die „Nacht davor“ hervor, die er auf der Festwiese in Pratau verbrachte und die (umstrittene) Trauung auf dem Riesenrad. Zudem mehrere Namen: Den von Siegfried Kasparick, der über Jahre die Vorbereitungen des Jubiläums kritisch begleitete: „Er fehlt.“

Und den des Ehepaars Godsall-Myers aus den USA: „Die beiden haben für ein Taschengeld als Freiwillige ein Jahr lang hier geholfen. Ist das nicht großartig?“ Sie kommen bald wieder, die Netzwerke haben Bestand. (mz)