Neujahrsempfang in Coswig Neujahrsempfang in Coswig: Süße Früchte hängen oben

Coswig - Äpfel, Zwerge, Leiter - darauf lässt sich ein Neujahrempfang aufbauen, wenn man die Gäste mit dem passenden Zitat eingeladen hat. „Chancengleichheit besteht nicht darin, dass jeder einen Apfel pflücken darf, sondern dass der Zwerg eine Leiter bekommt“, formulierte Reinhard Turre, sächsischer Diakonie-Direktor. Seine Worte stellte die Stadt Coswig vor die Einladung zum diesjährigen Neujahrsempfang. Und weil man wenigstens an einem Abend im Jahr auch mal ohne Leiter einen Apfel bekommen sollte, gab es einen solchen für jeden Gast aus den Händen von Bürgermeisterin Doris Berlin (parteilos) und Volksbank-Vorstand Ralf Butzke.
„Ein Zwerg muss mehr dafür tun, um Hürden zu überwinden“, begann Berlin ihre Bilanz für 2015 und den Ausblick 2016. Coswig ist solch ein Zwerg und bedient sich mal mehr oder weniger erfolgreich der diversen Leitern, um zum Ziel zu gelangen. Mal heißen diese Hilfsmittel Fördermittel, mal Geduld, mal Penetranz. Im Nachhaken und nicht Nachlassen ist die Bürgermeisterin von Coswig gut und konsequent. So benannte sie am Montagabend im Lindenhof vor den Zuhörern aus Verwaltung, Politik, Wirtschaft, Kirche und aus Vereinen gleich zu Beginn ihr größtes Sorgenkind. „Deine Kontakte sind in dieser Sache unsere Zwergenleiter“, blieb Doris Berlin beim Sinnbild, als sie sich an den Bundestagsabgeordneten Ulrich Petzold (CDU) wandte und um dessen Unterstützung in Sachen Stadtumfahrung bat. „Abwarten und hoffen, das kann ich im Zusammenhang mit der Umgehung nicht mehr hören. Das Problem wird zum Debakel“, wurde Berlin deutlich. Momentan liege es allein beim Bund, um das Planungsverfahren für die so dringend benötigte Ortsumfahrung fortzuführen. Eine Sache also für den Abgeordneten in Berlin.
Die Umgehung sollte beim Neujahrempfang in Coswig nicht alleiniger Punkt von Vorhaben und Plänen sein, die mit in das neue Jahr 2016 genommen werden. Als ein Projekt, das die Region weitreichend verändern wird, brachte Doris Berlin - wie auch schon bei den Empfängen in den Vorjahren - den Ferienpark Köselitz zur Sprache. „Hatten wir 2015 ein Problem gelöst, kamen zwei neue hinzu“, führte sie aus. Der bereits für das Vorjahr angekündigte Baustart solle nun tatsächlich in diesem Frühjahr erfolgen, so Coswigs Bürgermeisterin. „Die Investoren stehen zu ihren Vorhaben.“ Fast wären die Gäste aus Holland auch im Lindenhof dabei gewesen, indes „sie stehen im Stau“.
Derart zermürbende Stagnation möchte man in Coswig nicht erleben, bei den Dingen, die in diesem Jahr anstehen. Für den Autohof kündigte Doris Berlin den Baubeginn an, „die planungstechnischen Wege sind geebnet“. Die Deutsche Bahn wolle bis Jahresmitte die Bahnsteige sanieren, nachdem die Stadt den Vorplatz gestaltete. Dem Bahnhofsgebäude drohe hingegen der Abriss, da sich kein Kaufinteressent fand. Auch mit der Umgestaltung der Innenstadt werde es 2016 weiter gehen, vor allem in der Schlossstraße und auf dem Platz hinterm Amtshaus. Dazu kommen Sanierungen des Gemeindetreffs Klieken und der Stadtsporthalle. „Der Zwerg nutzt Fördermittel als Leiter“, erklärte die Bürgermeisterin. Und so kommen denn auch die etwas Kleineren im neuen Jahr an die Äpfel, die weiter oben hängen. (mz)