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Statistik Mehr Einsätze für Wittenberger Feuerwehren

560 Mal rückten die Wehren im vergangenen Jahr aus. Den Großteil machten „Technische Hilfeleistungen“ aus, zum Beispiel bei Unfällen.

Von Irina Steinmann 20.01.2022, 12:00
Hier war nichts mehr zu machen. Am 15. Juli brannte in Wittenberg ein Bus aus.
Hier war nichts mehr zu machen. Am 15. Juli brannte in Wittenberg ein Bus aus. Foto: Thomas Klitzsch

Wittenberg/MZ - Die Stadt Wittenberg hat in dieser Woche die Einsatz-Statistik ihrer Feuerwehren für 2021 vorgelegt. Demnach wurden 560 Einsätze absolviert, das sind deutlich mehr als im Vorjahr, was laut Gerd Geier, Fachbereichsleiter für Brand- und Katastrophenschutz insbesondere auf die Unfallrettung zurückzuführen ist. Personell kamen fast 427.000 Einsatzminuten zusammen, das entspreche annähernd 270 Tagen, wie Oberbürgermeister Torsten Zugehör (parteilos) auf seiner wöchentlichen Pressekonferenz am Dienstag vorrechnete. Die erst seit dem vergangenen Jahr durchgeführte Erhebung sei kein Selbstzweck sondern diene dazu, das Wittenberger Feuerwehrwesen weiter zu verbessern, unterstrichen Zugehör und Geier wie auch der Leiter der Hauptamtlichen Wachbereitschaft, Christoph Kummer.

Sieben Minuten zwischen Alarm und Eintreffen

Was die Eintreffzeit angeht, ist man offenkundig bereits ziemlich gut: Durchschnittlich sieben Minuten dauerte es im Stadtgebiet, bis nach einem Alarm die Helfer vor Ort waren, gesetzlich gefordert sind zwölf Minuten. Das hat, natürlich, mit den vielen freiwilligen Wehren in den Orten zu tun.

Inhaltlich machten die so genannten Technischen Hilfeleistung mit Abstand das Gros der Einsätze aus, nicht etwa das namensgebende Feuer: 379 solcher Einsätze waren es, gegenüber nur 101 Bränden, der Rest entfällt auf die dritte Gruppe: Fehlalarme. Zu den Technischen Hilfeleistungen zählen beispielsweise „Personen in Notlagen“, aber auch das angebrannte und qualmende Essen auf dem Herd ist eine solche - und kein Brand. Anschlagende Heimrauchmelder seien in solchen Fällen kein Ärgernis sondern im Gegenteil „sehr, sehr wichtig“, da aus dem vergessenen Topf auf dem Herd eben sehr schnell auch Schlimmeres werden kann, so Kummer. Insofern zählen solche Einsätze auch nicht als Fehlalarm.

Mit 14 Prozent aller Einsätze insgesamt auf Rang 3, waren die allermeisten Fehlalarme nicht böswillig; lediglich vier von mehr als 80 solcher Einsätze waren in schlechter Absicht ausgelöst. Meist aber glaube jemand beispielsweise einen Feuerschein wahrgenommen zu haben oder einen schlimmen Unfall, der sich anschließend als Blechschaden herausstellte, und wählte in guter Absicht die 112.

Dass die Zahl der „Personen in Notlagen“ zugenommen hat, dahinter verbergen sich beispielsweise Türöffnungen, hat Kummer zufolge auch mit einem zunehmenden Sicherheitsbedürfnis der Bürger zu tun, gerade wenn sie allein leben. „Wir kommen, wenn kein anderer mehr kommt“, formuliert er und wirft damit nebenbei auch ein Schlaglicht auf die Gesellschaft.

Und wie geht es den Feuerwehrleuten selbst? Die schier endlose Pandemie verlangt auch ihnen einiges ab. Darauf hat der Oberbürgermeister hingewiesen und allen erst recht für ihr Engagement gedankt. Stark eingeschränkte Ausbildungsmöglichkeiten und kein geselliges Miteinander, kein gewohnter Austausch, stattdessen viele zusätzliche Regeln, um das Einsatzgeschehen zu sichern. Auch der Feuerwehrempfang der Lutherstadt fällt coronabedingt noch einmal aus, man bemühe sich aber um eine Alternative im Sommer, versprach Zugehör, beispielsweise ein - Grillfest.

Etwa 500 Einsatzkräfte, Tendenz leicht steigend

Keine Angaben wurden zur exakten Zahl der Feuerwehrleute in Wittenberg gemacht; diese Daten würden gegenwärtig noch erfasst und müssen bis 1. Februar vorliegen, wie Geier berichtet. Was man allerdings bereits jetzt sagen könne ist, dass in der Einsatzabteilung auch im Corona-Jahr 2021 ein leichter Anstieg zu verzeichnen war, und bei den Kinder- und Jugendfeuerwehren sogar ein „deutlicher“, was bedeute, dass man in Wittenberg stracks auf die Tausend zusteuere. Davon sind etwa 500 Einsatzkräfte, 33 von ihnen - mit Leiter Kummer 34 - gehören der Hauptwache an, das Gros den freiwilligen Wehren.

Fragt man Geier und Kummer nach den jeweils bemerkenswertesten Einsätzen 2021, so müssen sie nicht lange grübeln und nennen dann zwei sehr verschiedene: Für Geier war es der große Scheunenbrand in Griebo im Mai - der im Übrigen auch für einen exorbitanten Wasserverbrauch sorgte - wegen der, wie er sagte, ausgesprochen guten Zusammenarbeit aller beteiligten Wehren, darunter auch den Coswigern. Kummer dagegen erinnert sich an einen ganz kleinen Einsatz, in dem es allerdings ums Leben ging, das eines kleinen Hundes. Das Tier war im Mai am Stadtrand in ein Rohr gekrabbelt und hatte sich immer weiter hinein gewühlt. Viele Hände, darunter auch die des Entwässerungsbetriebes, waren damals notwendig, um den Hund von der anderen Seite her ans Tageslicht zu befördern. Auch die MZ hatte über den Fall berichtet. Nicht vergessen werde er die Dankbarkeit der Hundehalterin, so Kummer.