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Luthers Ehering wird in Leipzig bleiben

Von Klaus Adam 09.10.2007, 17:47

Wittenberg/MZ. - "Der Ring gehört uns", ließ sich daraufhin Schelhaas, seines Zeichens Chef der Wittenberg-Information, zitieren. Die Hochzeit in Wittenberg, die Stadt als jahrelange Wirkungsstätte der Protagonisten und Wiege der Reformation und schließlich auch den berühmten Thesenanschlag Luthers führt Schelhaas als Indizien dafür an.

Derweil hat die Lutherstadt bereits einen Ehering dieses Brautpaares, das zu den berühmtesten der Geschichte zählt, in ihrem Besitz. Wenn auch kein Original. Das wiederum ist, gut verwahrt, in der stadtgeschichtlichen Ausstellung im Alten Rathaus zu Leipzig zu bewundern. Daran wird sich wohl auch nichts ändern, ist sich die Kunsthistorikerin des Hauses, Ulrike Dura, sicher. "Der Ehering Luthers ist schon seit dem 19. Jahrhundert im Besitz der Stadt Leipzig", erklärt sie. Zunächst als Artefakt in der Bibliothek. Ab 1909 wurde er in dem neu geschaffenen Stadtgeschichtlichen Museum im Alten Rathaus ausgestellt.

Bevor der Ehering, den ein großer Rubin ziert, ins Eigentum der Stadt Leipzig überging, wurde er ihr von Nachfahren Luthers mehrfach angeboten, schildert Ulrike Dura die Geschichte. Doch einige Male sei der Stadt der Preis zu hoch gewesen. Bis es schließlich passte. In dem 2006 erschienenen neuen Katalog der stadtgeschichtlichen Sammlungen sei der Weg des Ringes ausführlich dargestellt, so Frau Dura. "Er ist halt sehr klein und fällt dadurch nicht jeden Ausstellungsbesucher sofort auf", räumt die Leipziger Expertin ein, "vielleicht gelingt es uns mal, ihn noch etwas besser ins Licht zu rücken."

Inzwischen ist sich auch der Wittenberger Schelhaas klar darüber, dass er an den Ring wohl so einfach nicht herankommen werde. Aber vielleicht hat seine etwas provokatorische Reaktion auf die mutmaßliche Forderung der Lutheriden noch ein positives Ergebnis: "Frau Dura hat mich spontan nach Leipzig eingeladen. Und möglicherweise können wir den Originalring ja mal anlässlich eines der nächsten Stadtfeste ausstellen. Ich werde es wohl im Dezember schaffen, das Leipziger Museum zu besuchen."

Derweil haben allerdings die vereinigten Luther-Nachfahren Entwarnung gegeben: So war das alles nicht gemeint, verkündet Wolfgang Liebehenschel. Der Leitende Baudirektor a. D. aus Berlin erklärt die Sache mit dem Ehering als eigentlich ganz lustige Anekdote. Auf dem Treffen der Lutheriden Anfang September in Zeitz habe er mehr aus Spaß gesagt, eigentlich gehöre der Lutherring in die Familie. Der anwesende Mann von der Boulevardzeitung habe "dann die Geschichte daraus gemacht, die Lutheriden würden den Ring zurückfordern". Inzwischen soll das Boulevardblatt die Sache - ganz klein, wie üblich - auch richtig gestellt haben.