Dann eben selbst Kitawerk in Wittenberg wehrt sich gegen Übernahmepläne - Wie es nun weitergeht
Kitawerk wehrt sich gegen Übernahmepläne der Stadt. Eine Option ist die Anmietung eines anderen Gebäudes. Wie es im Streit jetzt weitergeht.

Wittenberg/MZ - Für das Kindertagesstättenwerk geht es ums Ganze, um die eigene Existenz. Das unterscheidet den Verein von anderen freiwilligen Trägern, die ebenfalls Kitas betreiben und ebenfalls von der geplanten Rekommunalisierung betroffen sind bzw. sein werden, beispielsweise die Arbeiterwohlfahrt. Lange hatte das Kitawerk gegenüber der Öffentlichkeit geschwiegen, der Schock über die Pläne der Stadt Wittenberg saß tief. Jetzt hat sich der Verein erstmals ausführlich gegenüber der Presse zu seinen Absichten geäußert. Das Treffen fand am Donnerstagabend im Beisein von Vertretern der Bürgerinitiative in den Räumen der Kita „Wortschatzpiraten“ statt, die die Stadt wie auch „Schnatterinchen“ aus Kostengründen in eigene Regie übernehmen will.
Mit Händen und Füßen
Gegen die Kündigung des Mietvertrags durch die Gebäudeeigentümerin Stadt wehrt sich das Kitawerk derzeit auf drei Ebenen, wie Sven Schiller, einer der beiden Geschäftsführer des Vereins, berichtete. Zum einen lasse man über den Landesverband der freien Träger das Gutachten, das dem Vorgehen der Stadt zugrunde liegt, juristisch prüfen. Wie berichtet hatte diese Haushaltsanalyse des Landesinnenministeriums ergeben, dass die Stadt hier sparen könnte und sollte. Das Ergebnis der Überprüfung werde „in den nächsten Tagen“ erwartet, sagte Schiller. Zudem habe der Verein vor dem Verwaltungsgericht Klage eingereicht gegen die Kündigung des Mietverhältnisses. Zu Details hält sich der Geschäftsführer auch auf Nachfrage bedeckt, es gehe um die Frage der Mitbewerberschaft, sagte er nur.
Ganz in der Nähe
Hoch interessant könnte unterdessen Schritt Nummer drei werden, von Schiller allerdings umgehend als „Plan B“ deklariert: Das Kitawerk mietet sich ein Gebäude von einem Dritten und betreibt seine beiden Kitas „Wortschatzpiraten“ und „Schnatterinchen“ mit demselben Personal selbst weiter. Man habe bereits ein „Ersatzgebäude in der Nähe“ gefunden, hieß es, das man bei Bedarf mieten könnte.
Freilich bleibt der Status quo an der Schillerstraße, den die Stadt zum 1. August 2022 ändern will, das Hauptziel des Kindertagesstättenwerkes. „Für uns muss es weitergehen als Träger.“ Man habe in den zurückliegenden Monaten viel Solidarität erfahren, sagte Schiller, von den anderen freien Trägern und auch von „Unternehmen“.
Stadträte umstimmen
Unterdessen geht, nach einem intensiven Briefverkehr im Dreieck Stadt - Eltern - Kitawerk in den zurückliegenden Wochen, auch die Gesprächsdiplomatie weiter. Organisiert von der Liga der freien Träger auf Kreisebene wird es laut Schiller am kommenden Donnerstag in Pratau ein Forum für Stadträte geben. Diese hatten Ende Juni in nichtöffentlicher Sitzung mit deutlicher Mehrheit für die Übernahmepläne der Verwaltung gestimmt - und sollen nun umgestimmt werden. Am Vortag wollen sich Kitawerk und Oberbürgermeister treffen.
Die BI selbst hat eigenen Angaben zufolge noch keinen erneuten Gesprächstermin; man erwarte zudem noch Antworten auf Fragen aus der jüngsten Stadtratssitzung, sagte BI-Sprecher Steffan Warnstedt, der am Mittwoch übrigens zum Vorsitzendenden der Gemeindeelternvertretung gewählt worden ist.