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Wirtschaft Investiert wird weiter in Piesteritz

Ministerpräsident Reiner Haseloff besucht die Piesteritzer Großbäckerei und hat einen Zuwendungsbescheid für ein Forschungsprojekt im Gepäck.

Von Marcel Duclaud 07.05.2021, 07:26
Bei der Qualitätskontrolle: Ministerpräsident Reiner Haseloff und der neue Vorstandschef  Petr Cingr
Bei der Qualitätskontrolle: Ministerpräsident Reiner Haseloff und der neue Vorstandschef Petr Cingr (Foto: Thomas Klitzsch)

Wittenberg

Mit leeren Händen kommt der Ministerpräsident am Donnerstag nicht zu SKW Piesteritz und der benachbarten Großbäckerei. Reiner Haseloff (CDU) hat einen Zuwendungsbescheid über 250.000 Euro dabei. Geld, das der Forschung zugute kommen soll. Genau: der Identifizierung geeigneter Parameter zur Prognose der Backqualität bei Weizen.

An-Institut der Universität

Das Projekt läuft über das bei SKW angesiedelte Agrochemische Institut Piesteritz, ein An-Institut der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, das sich seit 15 Jahren mit anwendungsorientierter Grundlagenforschung beschäftigt. Eine Seltenheit, wie Haseloff bemerkt. Über 70 Wissenschaftler waren bislang laut Carsten Franzke, Geschäftsführer bei SKW Piesteritz, an dem Institut tätig, 15 Doktorarbeiten sind entstanden.

Vor dem Besuch im Werk ist ein Corona-Test Pflicht.
Vor dem Besuch im Werk ist ein Corona-Test Pflicht.
(Foto: Thomas Klitzsch)

Das Institut betreibt nicht nur praxisnahe Forschung, es hilft auch, Nachwuchs zu interessieren für die Industrie. Personalgewinnung ist ohnehin ein Schwerpunkt der Unternehmen der Gruppe.

In dem Zusammenhang wird die baldige Fertigstellung der mittlerweile dritten Kindertagesstätte angekündigt, die zurzeit neben den anderen gegenüber dem Werksgelände entsteht. Sie soll im August bezugsfertig sein. Die Kitas und der Hort, die insbesondere, aber nicht allein dem Nachwuchs der Mitarbeiter von SKW Piesteritz, der Bäckerei oder Agrofert offen stehen, sind laut Franzke ein starkes Argument, um junge Menschen zu bewegen, einen Job anzunehmen und nach Wittenberg zu ziehen.

Brötchen backen
Brötchen backen
(Foto: Klitzsch)

Die hochmoderne Bäckerei, die Haseloff bei einem Rundgang vorgestellt wird, beschäftigt gegenwärtig 420 Mitarbeiter und 26 Auszubildende. Größere Personalsorgen habe man nicht, versichert Geschäftsleiter Steffen Dannemann. Manche nehmen weite Wege auf sich, um in Wittenberg an gegenwärtig sechs Linien Brot, Brötchen und andere Teigwaren backen zu können. Etwa Susann Neupert, Bereichsleiterin Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement. Sie kommt aus Weißenfels und fährt täglich zweieinhalb Stunden. Umziehen, sagt sie, möchte sie nicht.

Dass mit einiger Wahrscheinlichkeit demnächst mehr Mitarbeiter in der Bäckerei GmbH benötigt werden, hängt mit Erweiterungsplänen zusammen: „Wir wollen investieren“, erklärt Dannemann. Zurzeit werden pro Jahr fast 100.000 Tonnen Teigwaren produziert. Wenn zwei weitere Linien aufgebaut werden, für die noch Platz ist, könnten es 170.000 bis 180.000 Tonnen werden, so der Bäckereichef.

Hochmoderne  Backlinie
Hochmoderne Backlinie
(Foto: Klitzsch)

Soziales Engagement

Haseloff, der sich in der Qualitätskontrolle ebenso umsieht wie bei den riesigen Backlinien oder im Lager, nutzt am Donnerstag die Gelegenheit, mit dem seit Januar amtierenden neuen Vorsitzenden der Geschäftsführung der SKW Stickstoffwerke Piesteritz ins Gespräch zu kommen, mit Petr Cingr. Der Ministerpräsident würdigt nicht zuletzt das einzigartige soziale Engagement des Unternehmens, das Kindertagesstätten, ein Gesundheitszentrum oder das Science Center aufgebaut hat. „Es übernimmt Verantwortung für die Kommune.“ Das sei beispielhaft, so Haseloff.

Brot am Stück:  Drei Meter lang ist das Backwerk, bevor es geschnitten wird.
Brot am Stück: Drei Meter lang ist das Backwerk, bevor es geschnitten wird.
(Foto: Thomas Klitzsch)

Auch bei der Corona-Krise, die laut Franzke ohne größere Blessuren überstanden werden könnte, zeige sich die Verantwortung. Zum Beispiel bei zwei Testzentren, die eingerichtet wurden, „bevor die Politik das vorgeschrieben hat“. Anfang April ging das erste in Betrieb, Mitte April das zweite. Zunächst wurde ein Test pro Mitarbeiter und Woche angeboten, inzwischen sind es zwei. Und die Zahl derer, die sich testen lassen, wächst kontinuierlich. Auch die Besuchsgruppe rund um den Ministerpräsidenten kommt am Donnerstag nicht um einen Abstrich herum. Alles negativ, lautet die gute Nachricht. (mz)