Erfolgreiche Spendensammlung Erfolgreiche Spendensammlung: Spezialstuhl lindert Leiden von Krebskranken

Wittenberg - Monika Müller trägt ein zufriedenes Lächeln im Gesicht. Kein Wunder, die Seniorin aus Pratau hat etwas geschafft, das alles andere ist als gewöhnlich. Ein bisschen Stolz ist da verständlich. Sie rief, geboren aus persönlicher Betroffenheit, eine Spendenaktion ins Leben, die weite Kreise zog und letztlich viel mehr Geld bescherte als zunächst beabsichtigt.
Am Anfang waren 1.000 Euro das Ziel, aktuell befinden sich 4.695 Euro auf dem Spendenkonto. „Das ist verrückt, das hätte ich nie geglaubt. Aber ich habe einen großen Bekanntenkreis und alle aktiviert“, berichtet die krebskranke Frau. Ein Übriges bewirkte ein Artikel in der MZ, der das Anliegen und das Schicksal schilderte.
Teure Anschaffung
Es geht Monika Müller um nichts mehr und nichts weniger als bessere Bedingungen für schwerstkranke Menschen im Krankenhaus. Sie selber sprang „dem Tod von der Schippe“, ihre Überlebenschance lag bei 20 Prozent, inzwischen geht es ihr besser, ein Tumor ist geschrumpft: „Die Chemotherapien sind meine Chance, um weiterzuleben.“
Verbunden sind sie mit Klinikaufenthalten. Monika Müller weiß, wie es Schwerkranken geht und was ihnen das Leben ein wenig erleichtern könnte. Zum Beispiel Pflegesessel. Das ständige Liegen sei auf Dauer eine Tortur: „Das geht an die Substanz, man kann kaum lesen oder fernsehen.“ Und weil solche Sessel, mit verstellbarer Rückenlehne und Beinteil, mit installiertem Infusionsständer, sehr teuer sind, hat sie den Spendenaufruf gestartet, damit das Krankenhaus Paul-Gerhardt-Stift ein solches Exemplar anschaffen kann. Für andere Patienten und womöglich auch mal wieder für sie selbst: „Ich habe keine Sehnsucht nach der Station. Aber wenn es sein muss, dass ich zurückkehre, dann wäre es schön, einen solchen Sessel vorzufinden.“ Die Wahrscheinlichkeit ist hoch. Der erste Pflegesessel traf bereits in Wittenberg ein. Monika Müller, ihre Tochter und Enkel Tom und Ben sind ins Krankenhaus gekommen, um das gute, rund 2 300 Euro teure Stück in Augenschein zu nehmen.
Und bei dem einen wird es nicht bleiben, denn das von vielen Seiten zur Verfügung gestellte Geld - darunter Großspenden eines Taxiunternehmens und eines Verpackungsmittelherstellers - reicht für einen zweiten, der schon bestellt ist. Zur Übergabe kam auch der Verwaltungschef des Krankenhauses, Thomas Kempf. Er dankte den Pratauern: „Das ist eine wunderbare Aktion“, sagte er und räumte ein, dass das Budget für solche Anschaffungen begrenzt ist: „Wir haben einen sehr engen Rahmen für Investitionen.“ Indes sorgt nicht allein der Stuhl für Freude, Monika Müller und ihre Familie haben auch noch einen Beutel selbst gefertigter Schmunzelsteine mitgebracht - über 800 sind im Hause Müller produziert worden. Sie dienen als Dank für Spender, sollen in der Klinik aber auch jenen eine kleine Freude bereiten, die leiden, die verzweifelt sind.
Die kleine Delegation hat es sich nicht nehmen lassen, den Sessel höchstselbst vom Foyer zur Station 14 b zu bringen. Was mit einem weiteren Anliegen von Monika Müller zu tun hat. Sie wünscht sich, vor dem Hintergrund eigener Erfahrungen, Ein- und Zweibettzimmer extra für Palliativ-Patienten. Denn: „Wir Krebspatienten haben nur ein paar Tage, Wochen, Monate zu leben. In dieser Zeit brauchen wir unseren Raum zum Nachdenken, zum Seele aufräumen, für Ruhe.“
Farbkonzept kommt später
Beschwerden von verschiedener Seite, dass solche Zimmer, die es einst auf Station 42, der Abteilung für Palliativmedizin und Onkologie gab, immer noch nicht wieder eingerichtet seien, widerspricht der Verwaltungschef: Eine räumliche Trennung existiere inzwischen sehr wohl, das versprochene Farb- und Lichtkonzept lasse indes noch auf sich warten. Wenn es umgesetzt wird, dann zuerst auf Station 14 b.
Wofür sich Monika Müller ausdrücklich bedankt, das ist die vorzügliche Betreuung im Wittenberger Krankenhaus, als es ihr sehr schlecht ging. „Sie können stolz sein auf ihre Mitarbeiter. Ich habe mich hier in guten Händen gefühlt“, sagt sie zu Kempf. Den freut das sichtlich. (mz)