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Stichwahl zum Landrat Christian Tylsch (CDU) tritt gegen Frank Luczak (AfD) an

Im ersten Wahlgang hat keiner der beiden Kandidaten die absolute Mehrheit erreicht. Vor der Stichwahl am Sonntag hat die MZ die beiden Kandidaten von CDU und AfD befragt.

Von Marcel Duclaud 15.06.2021, 09:24
Bei der Stichwahl am kommenden Sonntag treten Christian Tylsch (CDU) und Frank Luczak (AfD) gegeneinander an.
Bei der Stichwahl am kommenden Sonntag treten Christian Tylsch (CDU) und Frank Luczak (AfD) gegeneinander an. (Foto: Klitzsch)

Wittenberg - Im ersten Wahlgang am 6.Juni hatte keiner der beiden Kandidaten die absolute Mehrheit erreicht. Vor der Stichwahl am kommenden Sonntag hat die MZ die beiden Kandidaten von CDU und AfD noch einmal zu ihren politischen Zielen befragt.

Welche Erfahrungen befähigen Sie für das Amt, was ist Ihr größter Trumpf?

Christian Tylsch: Ich habe viel Erfahrung aus 14 Jahren im Kreistag und 5 Jahren Staatskanzlei in Magdeburg. Durch die Zusammenarbeit im Kreistag, mit der Kreisverwaltung und die Arbeit an den Themen, die für unseren Kreis wichtig sind, habe ich das notwendige Wissen. Aus der Zeit in Magdeburg habe ich ein großes Netzwerk, das ich für unseren Landkreis nutzen will. Und darauf kommt es an: Einen Landkreis mit 125.000 Einwohnern und eine Kreisverwaltung dieser Größe macht man nicht mal eben so. Dafür braucht es Erfahrung, klare Ziele, das Wissen wie man sie umsetzt und ein gutes Netzwerk.

Christian Tylsch (CDU) - Der 37-jährige Politikwissenschaftler ist Büroleiter des  Ministerpräsidenten. Der Wittenberger hatte zur Wahl am 6. Juni rund 23.450 Stimmen geholt.
Christian Tylsch (CDU) - Der 37-jährige Politikwissenschaftler ist Büroleiter des Ministerpräsidenten. Der Wittenberger hatte zur Wahl am 6. Juni rund 23.450 Stimmen geholt.
(Foto: Klitzsch)

Frank Luczak: Im Laufe meines Berufslebens war ich sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber. Ich kenne sowohl die Sorgen und Nöte des angestellten Handwerkers und Handwerksmeisters als auch die Sichtweise als studierter Betriebswirt und Unternehmer. In erster Linie bin und bleibe ich aber ein Praktiker, der nie die Bodenhaftung verloren hat. Mit mir wird es kein „Gegeneinander“, sondern ein respektvolles Miteinander geben. In diesem Sinne werden wir gemeinsam die großen und kleinen Herausforderungen im Landkreis Wittenberg anpacken.

Frank Luczak (AfD) - Der 61-jährige Elektroinstallateurmeister hat sich 1991 selbstständig gemacht. Der Glücksburger war am 6. Juni auf rund  12.600 Stimmen gekommen.
Frank Luczak (AfD) - Der 61-jährige Elektroinstallateurmeister hat sich 1991 selbstständig gemacht. Der Glücksburger war am 6. Juni auf rund 12.600 Stimmen gekommen.
(Foto: Grommisch)

Was für Schwerpunkte wollen Sie setzen, wenn Sie neuer Landrat werden?

Christian Tylsch: Ich werde alle Schulstandorte erhalten und unsere Schulen modernisieren. Dazu gehört der sofortige schulische Breitbandanschluss. Ich werde die medizinische Versorgung im gesamten Landkreis über ein eigenes Hausärzte-Programm verbessern. Ich will eine starke Wirtschaft für einen starken Landkreis. Nur wenn sich Unternehmen hier wohlfühlen und ansiedeln, schaffen wir die Arbeitsplätze, die wir in Zukunft brauchen. Dafür möchte ich einen Verwaltungslotsen in der Kreisverwaltung schaffen, um Unternehmen und Investoren zu unterstützen. Mehr Ziele auf www.christian-tylsch.de.

Frank Luczak: Grundsätzlich steht für mich die Zukunft des Landkreises an erster Stelle - Und das sind unsere Kinder. Sie sind die Fachkräfte, Unternehmer, Denker und Macher von morgen. Auch die Wirtschaft im Landkreis ist unser starkes Rückgrat - Hier müssen weitere Anreize für Neuansiedlungen und Erweiterungen geschaffen werden. Der dritte wichtige Punkt für mich ist der Bürokratie-Abbau. Wenn sowohl Bürger als auch Unternehmen wochen- und monatelang auf Genehmigungen warten müssen, ist das ein Alarmsignal. Hier müssen Prozesse deutlich vereinfacht werden.

Wie soll die medizinische Versorgung im ländlichen Raum abgesichert werden?

Christian Tylsch: Da gibt es viele Bereiche, in denen ich aktiv werden will. Bereits bei der Ausbildung von jungen Ärzten werden wir an Hochschulen im Land für unseren Kreis werben. Mit einem Stipendienprogramm will ich Studierende unterstützen und an unserem Landkreis binden. Bei der Gründung einer Praxis in unserem Landkreis werden wir helfen. Zum Beispiel bei der Suche nach Immobilien. Die Gründung eines eigenen medizinischen Versorgungszentrums oder die Kooperation mit einem vorhandenen Träger, ist eine weitere Option um junge Ärzte anzustellen und sie von Bürokratie zu entlasten.

Frank Luczak: Zum einen sollte das Modell Medizinischer Versorgungszentren weiter verfolgt und ausgebaut werden. Sie sind einer der Aspekte, mit denen Versorgungsengpässe überwunden werden können. Denkbar wäre zusätzlich eine Art Gemeindeschwester-Modell. Hier sehe ich Potenzial, um die Wartezimmer in den Arztpraxen zu entlasten. Auch Arztsprechstunden in den Gemeinden könnten wieder möglich sein. Natürlich muss auch an den Universitäten im Land bereits um angehende Ärzte geworben und das „Landarzt-Leben“ im Kreis attraktiv gemacht werden. Denkbar sind auch Stipendien.

Ein großes Problem: kleine Orte fühlen sich abgehängt. Wie kann dem entgegengewirkt werden?

Christian Tylsch: Jeder Ort muss an den öffentlichen Nahverkehr angeschlossen sein. Und das so attraktiv, dass eine Nutzung auch in Frage kommt. Dabei werden wir auch das Anrufbussystem, als für die Fläche flexibles Verkehrsmittel, stärken. Ganz viel hängt an der Daseinsvorsorge vor Ort, die vielfach in den Händen der Gemeinden unseres Landkreises liegt. Deswegen werde ich, gemeinsam mit den Bürgermeistern, nach Wegen suchen, um in allen Bereichen, von der medizinischen Versorgung über die Schulen und Kitas bis hin zum ÖPNV, praktische und finanzierbare Lösungen zu entwickeln.

Frank Luczak: Hier muss konkret hinterfragt werden, warum das so ist. In den Orten gibt es hervorragend funktionierende Dorfgemeinschaften, die weiter gefördert werden müssen. Aber wenn die Einwohner eines Ortes keine Busverbindung mehr nutzen können und der Buschfunk im Ort schneller ist als die Internetverbindung, dann ist der Unmut berechtigt. Hier kann bspw. über Förderung mobiler Einrichtungen, die die Orte anfahren (Einkaufsmöglichkeiten, Bankgeschäfte, Behördengänge etc.) kurzfristig Abhilfe geschaffen werden. Außer Frage steht natürlich auch der Ausbau der digitalen Infrastruktur.

Kaum ein Stadthaushalt ausgeglichen - der Landkreis steht dagegen finanziell gut da. Was sollte geändert werden?

Christian Tylsch: Seitdem ich im Kreistag bin, streite ich für eine faire Lastenverteilung zwischen den kreisangehörigen Gemeinden und dem Landkreis. Und da ist uns schon viel gelungen! Die Kreisumlage wäre in einigen Jahren deutlich höher ausgefallen, wenn wir nichts dagegen getan hätten. Diesen fairen Ausgleich innerhalb der kommunalen Familie möchte ich auch in Zukunft praktizieren. Dabei hilft mir, dass ich alle Bürgermeister seit Jahren kenne. Dort wo wir unsere Hausaufgaben zu machen haben, werden wir es tun. So wie in den letzten 14 Jahren, mit mutigen und konsequenten Entscheidungen.

Frank Luczak: Ganz klar - Der Fisch fängt am Kopf an zu stinken. Natürlich muss eine weitere Absenkung der Kreisumlage geprüft werden, aber das ist nicht das Allheilmittel. Die finanzielle Ausstattung der Gemeinden hängt am Tropf des Bundes, des Landes und erst dann des Landkreises - Wenn die Bürokratiemonster vorab schon den Kuchen aufessen, bleiben am Ende eben nur noch die Krümel übrig, um die man sich streiten muss. Hier sind Bund und Land gefragt, dieser Entwicklung entgegen zu steuern. Von der AfD-Fraktion im Landtag gab es dazu konkrete Vorschläge im alternativen Haushalt. (mz)