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Abriss in der Innenstadt Abriss in der Innenstadt: Alte Feuerwehr weicht Neubau

Von Irina Steinmann 06.04.2017, 11:37
Kaum wiederzuerkennen: So sah das spätere Feuerwehrhaus in seinen Anfangsjahren als Kraftfahrzeughalle des Wittenberger Kraftverkehrs aus. Die Aufnahme entstand laut Andreas Wurda um 1930.
Kaum wiederzuerkennen: So sah das spätere Feuerwehrhaus in seinen Anfangsjahren als Kraftfahrzeughalle des Wittenberger Kraftverkehrs aus. Die Aufnahme entstand laut Andreas Wurda um 1930. Städtische Sammlungen

Wittenberg - Der Bagger fackelt nicht lange. Am Montag hat der Abriss begonnen und schon einen Tag später ist nicht mehr viel übrig vom alten Feuerwehrgebäude in der Coswiger Straße/Ecke Pfaffengasse. Bis Ostern soll hier Tabula rasa sein.

Der Abbruch ist der optisch spektakulärere Teil der Arbeiten, die vor wenigen Tagen links und rechts der Pfaffengasse in unmittelbarer Nachbarschaft der Schlosskirche begonnen haben.

Auf der anderen Straßenseite, direkt neben der „Alten Canzley“ von 1391, hat man derzeit aber immerhin einen unverstellten Blick von oben auf die 2003 ausgegrabenen Kellergewölbe - die inzwischen „desolate“ Schutzüberbauung aus Holz und Dachpappe über den mittelalterlichen Gebäuderesten, zu denen wie seinerzeit berichtet auch eine Heizungsanlage gehört, wurde entfernt, damit verschwindet ein Schandfleck am Welterbe.

Noch im Mai soll über den archäologischen Ausgrabungen Terrassenleben sprießen, die „Alte Canzley“ erweitert auf einem Teil des Terrains ihren Freisitz. Auf 175 Quadratmetern entstehen 54 Sitzplätze. Bis zur Weltausstellung, sagt Franz Neise vom Wittenberger Planungsbüro N+K, soll die Terrasse fertig sein. Die historischen Funde würden selbstverständlich weiterhin geschützt, sie werden mit einer Holzkonstruktion überbaut.

Die Geschichte der alten Feuerwehr begann 1925 als Wagenhalle für den „Kraftverkehr Stadt Wittenberg“ im Zusammenhang mit der Eröffnung der Postauto-Verbindung zwischen Wittenberg-Hauptbahnhof und Kleinwittenberg-Piesteritz am 18. April. Die Stadt hatte zuvor vom Fiskus das Gelände der ehemaligen Reitbahn erworben, so Andreas Wurda, der Leiter der Städtischen Sammlungen. Später diente das Gebäude über Jahrzehnte der Feuerwehr, zuletzt - schon lange leerstehend - im November 2004 auch als Theater-Spielstätte.

Dadurch erhebe sich die Terrasse etwa 70 Zentimeter über Straßenniveau, so Neise. Kleiner Wermutstropfen: Barrierefrei ist die Terrasse damit nicht, jedenfalls nicht von der Straße her. Wahrscheinlich werde aber ein entsprechender Zugang vom Hof der „Canzley“ aus eingerichtet, wo der Höhenunterschied geringer ist, so Neises Kollege Christoph Meinel, der beide Projekte, links und rechts der Pfaffengasse, betreut.

Glaswände an den Straßenseiten sollen von der Terrasse aus einen uneingeschränkten Blick insbesondere auf die Schlosskirche ermöglichen.

Deutlich vager sind, zumindest was die Informationen für die Öffentlichkeit angeht, die Pläne für den Standort des abgerissenen Feuerwehrgebäudes. Die Fläche werde zunächst so hergerichtet, dass sie „im Rahmen der Reformationsfeierlichkeiten zugänglich“ ist und genutzt werden kann.

Wofür genau, entscheide sich erst noch, sagte Neise in Vertretung des Eigentümers. Dieser ist, wie auch im Fall der zweiten Fläche und der „Alten Canzley“ selbst, der umstrittene Alternativmediziner („Vitamindoktor“) Matthias Rath. Frühere Pläne Raths, dort ein Gesundheitszentrum zu etablieren, sind allerdings ganz offenkundig lange Geschichte.

Architekt Neise zufolge soll auf dem Gelände der alten Feuerwehr ab 2019 ein Eckhaus errichtet werden, allerdings nicht durch Rath selbst, dieser werde das Grundstück vielmehr verkaufen.

Die Stadt, der Neise - seit Februar 2016 für Rath tätig - eine sehr gute Zusammenarbeit bescheinigt auf „nicht einfachen Wegen“, zeigte sich ihrerseits erfreut, „dass etwas passiert“ auf dem über Jahre unansehnlichen Areal. „Wir haben lange darauf gewartet“, sagte Sprecherin Karina Austermann auf Anfrage der MZ. Umso besser, fügte sie hinzu, dass es jetzt zu 2017 noch etwas wird damit. Was auch immer.

(mz)

Der Abriss des alten Feuerwehrgebäudes ist weit fortgeschritten, ab 2019 soll hier neu gebaut werden.
Der Abriss des alten Feuerwehrgebäudes ist weit fortgeschritten, ab 2019 soll hier neu gebaut werden.
Th. Klitzsch