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Weltsommerspiele Weltsommerspiele: Weißenfelserin mit "Ostsee" nach Abu Dhabi

Von Andreas Richter 15.08.2018, 05:00
Juliane Dietrich, hier mit ihrem Schulpferd Tessilia auf dem Gelände des Zeitzer Reitvereins, fährt zu den Special Olympics nach Abu Dhabi.
Juliane Dietrich, hier mit ihrem Schulpferd Tessilia auf dem Gelände des Zeitzer Reitvereins, fährt zu den Special Olympics nach Abu Dhabi. Marco Junghans

Weißenfels/Zeitz - „Das wird für sie ein erhabener Moment“, sagt Heidrun Dietrich. Sie denkt dabei an ihre Tochter Juliane und an Abu Dhabi. Die Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate wird im März nächsten Jahres Gastgeber für die Weltsommerspiele für Menschen mit geistiger Behinderung sein. Mittendrin die Weißenfelserin Juliane Dietrich.

Wenn Heidrun Dietrich daran denkt, dass ihre Tochter dann in ein Stadion mit mehr als 80.000 Plätzen einlaufen wird, bekommt sie heute schon eine Gänsehaut. Die Weichen nach Abu Dhabi hat die 32-jährige Reiterin, die an Epilepsie leidet, bei den nationalen Special Olympics im Mai in Kiel gestellt. Dort startete sie für Sachsen-Anhalt gleich in drei Reitdisziplinen. „Das war ziemlich schwer“, erinnert sich Juliane Dietrich. Das Besondere: Sie musste mit einem fremden Pferd antreten.

„Nur wenigen geistig behinderten Reitern gelingt ein Erfolg mit einem Leihpferd“

„Nur wenigen geistig behinderten Reitern gelingt ein Erfolg mit einem Leihpferd“, erklärt Joachim Bock, der die Weißenfelserin seit zwölf Jahren beim Dressur- und Springreiten auf dem Gelände des Reit- und Fahrvereins Zeitz-Bergisdorf trainiert. Juliane hatte diesen Erfolg: Mit ihrem Leihpferd „Ostsee“ holte sie im Springreiten eine Gold- und bei der Dressur eine Silbermedaille. Eine weitere Goldene gab es auf dem Geschicklichkeitsparcours, für den Juliane Dietrich regelmäßig in der Behindertenwohnstätte in Schelkau bei Teuchern trainiert.

„Wahnsinn, dass wir es jetzt zu den Weltspielen geschafft haben“, freut sich Joachim Bock, der freischaffende Reitlehrer aus Taucha bei Leipzig. Für die Special Olympics 2015 in Los Angeles hatte es damals noch nicht gereicht. Doch nun wird Juliane mit ihren Eltern und Reitlehrer Joachim Bock nach Abu Dhabi fahren. Als einzige aus Sachsen-Anhalt und eine von vier Teilnehmern aus Deutschland. Mehr noch: Juliane Dietrich ist seit 1990 die erste Reiterin aus den neuen Bundesländern, die an den Special Olympics teilnimmt.

Suche nach einer Möglichkeit für therapeutisches Reiten

Da strahlt auch Ernst Ebenhoch, der Vorsitzende des Reit- und Fahrvereins Zeitz-Bergisdorf. Immerhin war es der Zeitzer Verein, auf den Familie Dietrich - übrigens bei einem MZ-Ferientag - vor Jahren bei der Suche nach einer Möglichkeit für therapeutisches Reiten aufmerksam wurde. „Wir haben damals zwei Jahre lang nach einem Verein gesucht“, erzählt Mutter Heidrun Dietrich und ist voll des Lobes über die Zeitzer: „Das Wort Inklusion kannte man hier schon, bevor es Politiker überhaupt in den Mund genommen haben.“

Nun also warten aufregende Wochen auf Juliane und ihr Team. Schon im Oktober gibt es den ersten Lehrgang zur Vorbereitung auf das Ereignis, zu dem rund 7.000 Athleten aus aller Welt erwartet werden. Eine Herausforderung wird auch die Finanzierung des Abenteuers in den Emiraten. Rund 2.500 Euro, so schätzt Heidrun Dietrich, wird die Teilnahme des vierköpfigen Teams wohl kosten. Da ist es gut, dass sie im Laufe der Jahre ein verlässliches Netzwerk an Unterstützern und Sponsoren geknüpft haben.

Plan für Abu Dhabi: „Wir wollen dort als Botschafter für die Saale-Unstrut-Region auftreten.“

Dazu gehört auch Götz Ulrich (CDU), der Landrat des Burgenlandkreises. Als er vor kurzem in Bahrain war, um die Entscheidung des Welterbekomitees der Unesco zum Naumburger Dom zu erleben, da gratulierte er Juliane Dietrich per E-Mail zur erfolgreichen Qualifikation für die Spiele im nur 800 Kilometer entfernten Abu Dhabi.

„Das ist ein Geben und Nehmen“, sagt Heidrun Dietrich. Und hat schon eine Idee für die Tage im Emirat: „Wir wollen dort als Botschafter für die Saale-Unstrut-Region auftreten.“ Und vielleicht stehen sie ja dann mit einem „Welterbe“-T-Shirt am Parcours und drücken ihrer Reiterin die Daumen. (mz)