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Pogromgedenken in Weißenfels Pogromgedenken in Weißenfels: Veranstalter setzt AfD-Mann vor die Tür

Von Birger Zentner 11.11.2016, 06:47
Marcus Spiegelberg
Marcus Spiegelberg Peter Lisker

Weissenfels - Bei der Weißenfelser Veranstaltung zum Gedenken an die Pogromnacht von 1938 kam es am Mittwochnachmittag zu einem Eklat. Nach Darstellung des Landesvorsitzenden der Alternative für Deutschland (AfD) André Poggenburg hat Enrico Kabisch vom Weißenfelser Simon-Rau-Zentrum, das zusammen mit der Stadt Veranstalter war, den Weißenfelser Landtagsabgeordneten der AfD, Marcus Spiegelberg, aufgefordert, die Veranstaltung zusammen mit seiner Mutter und seiner Verlobten zu veranlassen. Das soll laut Poggenburg mit den Worten geschehen sein: „Sie sind von der AfD. Wir haben hier Hausrecht.“

Im Gespräch mit der MZ begründet Enrico Kabisch sein Handeln: „Die AfD ist eine rechtspopulistische Partei, deren Vertreter auf einer solchen Veranstaltung nichts zu suchen haben.“ Mitglieder der Familie von Spiegelberg würden zudem in sozialen Netzwerken rassistische und ausländerfeindliche Postings verbreiten. Zudem werde die Todesstrafe gutgeheißen. „Das widerspricht unserer demokratischen Kultur“, argumentiert Kabisch. Außerdem habe die AfD gar keine Einladung zu der Veranstaltung erhalten.

Im Vorfeld „alle Bürgerinnen und Bürger“ eingeladen

Allerdings hatte die Stadtverwaltung per Pressemitteilung im Vorfeld „alle Bürgerinnen und Bürger“ eingeladen, an der Feierstunde in der Trauerhalle des Weißenfelser Friedhofs teilzunehmen. Darauf beruft sich nun auch Poggenburg. Spiegelberg und weitere Familienmitglieder seien nun mal Bürgerinnen und Bürger der Stadt, sie dürfe man daher nicht ausgrenzen. Spiegelberg selbst war am Donnerstag für einen Kommentar nicht zu erreichen.

Die Aktion hatte am Ende der Gedenkveranstaltung noch ein Nachspiel. Stadtratsvorsitzender Jörg Freiwald (Die Linke), der die Rede gehalten hatte, initiierte direkt vor Ort noch eine Diskussionsrunde, in der die Vorgehensweise von Kabisch kontrovers debattiert wurde. Die Möglichkeit zur Diskussion sei ausdrücklich zu begrüßen, erklärte der Weißenfelser Oberbürgermeister Robby Risch (parteilos) gegenüber der MZ. Das Handeln von Kabisch sei aufgrund „öffentlich getätigter Aussagen der besagten Personen emotional nachvollziehbar“, sagte der OB. Rechtlich habe kein Anlass bestanden, die Personen zum Gehen aufzufordern. Risch will noch ein Gespräch mit Poggenburg und Spiegelberg zu dem Vorgang führen. (mz)