OB irritiert mit Kritik OB irritiert mit Kritik: Verschandeln Wahlplakate Weißenfels?
Weißenfels - Sie sind omnipräsent in Weißenfels. An Laternenmasten, Aufstellern und großflächigen Stellwänden hängen zahlreiche Wahlplakate der Parteien zur Bundestagswahl. Rund sechs Wochen, während der heißen Phase des Wahlkampfs, prägen die Gesichter der Direktkandidaten wie Dieter Stier (CDU) oder Hans-Jürgen Schmidt (SPD) das Stadtbild.
Das gefällt nicht jedem. Für den Weißenfelser Oberbürgermeister Robby Risch ist die Wahlwerbung der Parteien sogar ein Ärgernis. „Für mich macht es die Stadt nicht wirklich bunter“, schreibt das parteilose Stadtoberhaupt im Weißenfelser Amtsblatt.
Weißenfelser OB Robby Risch: „Die Plakate verschandeln das Stadtbild“
Auf Nachfrage der Mitteldeutschen Zeitung legt er sogar noch nach. „Die Plakate verschandeln das Stadtbild“, so Robby Risch. Der mit den Plakaten einhergehende Vandalismus verschärfe diesen Effekt noch. Überhaupt: „Die Plakatierung ist nicht mehr zeitgemäß“, findet der Oberbürgermeister. Er bevorzuge „bürgernahe Kommunikation und die Nutzung aller zur Verfügung stehenden Onlinekanäle“. Dabei hat er im Wahlkampf um das Amt des Oberbürgermeisters 2015 selbst noch auf Plakatwerbung gesetzt.
Bei den Direkt-Kandidaten, deren Konterfei die Wahlplakate ziert, stößt die Kritik des Weißenfelser Oberbürgermeisters auf Unverständnis. „Wahlplakate sind seit Jahrzehnten Usus und ein demokratisches Recht“, sagt etwa SPD-Kandidat Hans-Jürgen Schmidt. Die Sozialdemokraten haben nach eigener Angabe mehr als 1.000 Plakate im Burgenlandkreis aufgehängt.
SPD-Kandidat Hans-Jürgen Schmidt: Wahlplakate sind wichtig
Die Plakate seien ein wichtiges Informationsmaterial, würden gebraucht, sagt Schmidt. „Nur über das Internet erreicht man nicht alle Bürger.“ Es gebe viele Wähler, gerade ältere, die Onlinekanäle nicht nutzen. „Um diese zu erreichen, sind die Plakate wichtig“, sagt Schmidt. Von Robby Rischs Aussage, dass Wahlplakate nicht mehr zeitgemäß seien, hält der 66-Jährige nichts.
Hans-Jürgen Schmidt wundert sich zudem, dass sich der Weißenfelser Oberbürgermeister gerade über Parteiplakate ärgert. „Die hängen ein paar Wochen und sind dann wieder weg“, sagt er. Zudem gebe es von den Städten Beschränkungen, wo die Plakate aufgehängt werden dürfen. „Dagegen sind mir viele weitere Plakate in der Region aufgefallen, die irgendwelche Veranstaltungen bewerben“, sagt der Bundestagskandidat. „Ich frage mich, warum den Oberbürgermeister diese Plakate nicht stören.“
CDU-Kandidat Dieter Stier: „Wir haben den Aufhang von Plakaten ordnungsgemäß beantragt und halten uns auch daran“
Auch Dieter Stier, Bundestags-Kandidat der CDU, weist Robby Rischs Kritik zurück. „Es ist üblich, dass alle Parteien im Wahlkampf mit Plakaten werben“, sagt er. Die CDU habe relativ sparsam plakatiert und das müsse erlaubt sein. „Wir haben den Aufhang von Plakaten ordnungsgemäß beantragt und halten uns auch daran“, sagt Stier. Laut Geschäftsführer Tino Ruppert hat die CDU im Burgenlandkreis 1.500 Wahlplakate aufgehängt.
Für Dieter Stier gehören Plakate zum Wahlkampf dazu. „Jede Form von Wahlwerbung muss gestattet sein“, reagiert der 53-Jährige auf Rischs Kritik an Plakaten als nicht mehr zeitgemäße Form der Werbung. Der CDU-Kandidat hält dem Stadtoberhaupt zudem einen Vergleich vor: „Vor dem Schlossfest hat die Stadt auch mit Plakaten geworben, wo ist da der Unterschied zu Wahlplakaten“, fragt Stier.
Linke-Politikerin Katja Bahlmann: „Das muss man aushalten können“
Auch die Linkspartei kann die Kritik des Weißenfelser Oberbürgermeisters nicht nachvollziehen. „Wahlplakate gehören zu einer Demokratie dazu“, sagt Katja Bahlmann, Vorsitzende des Kreisverbands des Burgenlandkreises. „Die Plakate hängen nur für eine kurze Zeit und nur an bestimmten Orten. Das muss man aushalten können“, so Bahlmann.
Verständnisvoller äußert sich Gunnar Blache, Kreisvorsitzender der FDP-Burgenlandkreis. „Das ist persönliche Geschmackssage“, sagt er zu Rischs Urteil über Wahlplakate. „Ich persönlich finde sie auch nicht hübsch, aber jedes Flohmarktschild stört mich mehr.“ Die Wahlplakate seien zudem notwendig, damit sich Wähler ein Bild von den Parteien und Kandidaten machen könnten. „Sie hängen ja auch nur für einen begrenzten Zeitraum“, sagt Blache. (mz)