Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Traum endet nach zwei Jahren
BURGWERBEN/MZ. - Susann Reinl ist nicht die erste Weinprinzessin, die in diesen Tagen einer neuen Hoheit Platz machen muss. Vor einigen Wochen hat die 24-Jährige in Bad Kösen gesehen, wie es ihrer Kollegin Lisa Blumenthal nicht leicht gefallen ist abzudanken. "In einiger Zeit geht es mir genauso", hat sie gedacht und gehofft, dass sie nicht zu sehr am Wasser gebaut hat. Schwerfallen wird es ihr nach zwei schönen Jahren aber auf alle Fälle.
Der Weinberg der Familie Reinl war vor gut zehn Jahren aufgerebt worden, war die Tochter fortan gefragt, wenn Hilfe nicht nur bei der Lese gebraucht wurde. Als der Vater dann sagte, dass sie ja mal Weinprinzessin werden könne, hat sie stets geantwortet: "Ich doch nicht." Als 17-, 18-Jährige hatte sie andere Interessen. Im Januar 2009 habe sie dann aber selbst mit der damaligen Hoheit Nadine Winter gesprochen. Warum? "Ich war inzwischen darauf gekommen, dass Wein richtig gut schmecken kann." Den gab es sonntags daheim zum Mittagessen. Und irgendwie fand sie es interessant, inmitten der Gemeinschaft Burgwerbener und Kriechauer Winzer nicht abseits zu stehen und in der Öffentlichkeit etwas zu deren Popularität beitragen zu können.
Was freilich wirklich auf sie zukommen würde, das ahnte sie damals noch nicht, als sie zusagte, die siebente Prinzessin der Weinbaugemeinschaft zu werden. Tipps habe sie natürlich von Nadine Winter bekommen, sie habe viel gelesen und im Internet gestöbert. Sogar eine Schulung der Winzervereinigung hat sie vor der Krönung besucht, die sie dann als Prinzessin noch einmal belegte, um das Wissen zu festigen. Bei einheimischen Weinen sei sie dann auch sattelfest, gesteht aber: "Wenn mich heute jemand bei einer Verkostung fragen würde, welche für uns untypische Sorte da aus einem anderen Anbaugebiet vor mir steht, müsste ich passen." Sie selbst trinke inzwischen gern Rotweine und könnte sich nicht vorstellen, mal keinen Wein im Keller zu haben.
Rund 100 Termine hat Susann Reinl als Weinprinzessin wahrgenommen, war bei Weinfesten und Verkostungen und kürzlich mit den anderen Hoheiten des Anbaugebietes sogar mal in Sachsen, wo es ebenfalls sehr trockene Weine gibt. Mitunter gab es fünf Veranstaltungen an einem Wochenende. Die 24-Jährige räumt ein, dass es gewöhnungsbedürftig gewesen sei, ein Dirndl zu tragen. Das habe ihr Oma Gudrun Piller aber immer gern gebügelt. Auf die Eltern konnte sie ebenfalls zählen und auf ihren Freund Silvio, mit dem sie zusammen in Leipzig wohnt. "Er wusste, dass ich Weinprinzessin werde", sagt sie, hatten sie sich doch noch vor ihrer Krönung kennengelernt. Vor allem er habe sie dann zu den Terminen gefahren.
Wenn Susann Reinl am Samstag mit einem weinenden Auge scheidet, bekennt sie rückblickend: "Ich habe in den zwei Jahren eine ganz schöne Entwicklung genommen. Ich bin selbstbewusster geworden und kann längere Reden auch vor hunderten Leuten halten. Das hat mir meine Mutter so nicht zugetraut." Das kann künftig nur vorteilhaft für sie sein. Immerhin will die gelernte Zahnarzthelferin, die als Schulungs- und Hotlinemitarbeiterin arbeitet, demnächst ein Studium für Management im Gesundheitswesen beginnen. Gern würde sie danach als Personalleiterin in einem Krankenhaus arbeiten. Ein neuer Traum, während der alte, einmal im Leben eine Prinzessin zu sein, am Samstag endet. Dennoch wird sie darauf beim Burgwerbener Weinfest sicher anstoßen.
Die neue Weinprinzessin wird am Samstag ab 15 Uhr beim Wein- und Dorffest im Burgwerbener Park gekrönt.