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Bundestagswahl 2021 Bundestagswahl 2021: Warum es Zoff um einen AfD-Kandidaten gibt

Von Tobias Schlegel 14.09.2020, 12:00
Blick in den Plenarsaal des Bundestags. 2021 wird das Parlament neu gewählt.
Blick in den Plenarsaal des Bundestags. 2021 wird das Parlament neu gewählt. DPA

Weissenfels - Die Pläne seiner Partei fasst Ulrich Aubele mit einem Satz zusammen: „Das ist ein Faustschlag ins Gesicht des Burgenlandkreises“, sagt der AfD-Politiker aus der Elsteraue. Es geht um die Frage, wer bei der Bundestagswahl im kommenden Jahr im Wahlkreis 73 für die AfD um das Direktmandat kämpfen wird. Der Wahlkreis umfasst den gesamten Burgenlandkreis sowie Teile des Saalekreises mit den Gemeinden Bad Dürrenberg, Braunsbedra, Leuna und Schkopau. In diesem will sich der AfD-Landeschef und Bundestagsabgeordnete Martin Reichardt zur Wahl stellen.

Kritik an AfD-Landeschef: Tritt in Wahlkreis an, den er nicht kennt

Die Vorstände der AfD-Kreisverbände des Burgenland- und des Saalekreises unterstützen die Kandidatur, die Nominierung Reichardts an diesem Sonnabend gilt deshalb nur als Formsache. Doch nicht alle lokalen AfDler sind mit dem Kandidaten einverstanden. Es gibt Kritik, weil Reichardt, der aus der Börde stammt, in einem Wahlkreis antritt, den er kaum kennt.

„Er hat den Burgenlandkreis noch nie groß besucht. Ein Direktkandidat ist ein Vertreter der Bevölkerung. Er sollte seinen Wahlkreis und dessen Menschen auch kennen“, so Aubele. Reichardt sei für ihn ein „Import-Kandidat“, der in seinem bisherigen Wahlkreis in der Börde wohl nicht mehr gewählt und deshalb im Süden des Landes platziert wird. „Hier besteht eine größere Chance, dass er gewählt wird. Es geht nur darum, in den Bundestag zu kommen“, so Aubele.

Während die AfD an diesem Wochenende ihren Direktkandidaten im Wahlkreis 73 für die Bundestagswahl 2021 wählt, haben andere Parteien dies schon hinter sich. Für die CDU geht erneut Dieter Stier ins Rennen. Der Weißenfelser ist seit 2009 Bundestagsabgeordneter und konnte dreimal in Folge das Direktmandat gewinnen. Fix ist auch der Kandidat der FDP.

Dieser heißt Carsten Sonntag. Der Profener sitzt als sachkundiger Einwohner im Strukturwandel-Ausschuss des Kreistags sowie im Gemeinderat der Elsteraue. Die Grünen küren ihren Kandidaten laut Dorothee Berthold, Beisitzerin des Kreisverbandes, am 1. Oktober, die SPD Ende Oktober, wie Kreischef Rüdiger Erben mitteilte.

Die Linken stellen ihren Bewerber laut Kreischefin Katja Bahlmann erst im Januar auf. Vieles spricht aber dafür, dass dies wieder Birke Bull-Bischoff sein könnte. Gegenüber der MZ bestätigte die Bundestagsabgeordnete, dass sie sich wieder zur Wahl aufstellen lassen will.

„AfD - Die Aufrechten“ - Abspaltung von der Mutterpartei

Er kritisiert außerdem die Alleingänge der Vorstände beider Kreisverbände. Diese hätten Reichardt ihre Unterstützung zugesichert, ohne das im Vorfeld mit ihren Mitgliedern abzusprechen. Von einem abgekarteten Spiel und Mauschelei spricht Aubele, der für die AfD im Kreistag des Burgenlandkreises sitzt.

Dort gehört er zu jenen abtrünnigen Mitgliedern, die sich von der Fraktion abgespaltet und eine neue Fraktion unter dem Namen „AfD - Die Aufrechten“ gegründet haben. Laut Aubele war die Personalie Reichardt einer der Gründe, warum es fraktionsintern zum Zerwürfnis kam.

Zoff um AfD-Kandidaten für Burgenlandkreis bei der Bundestagswahl 2021

Im Vorstand der beiden Kreisverbände sieht man das alles anders. Man sei glücklich, dass Reichardt der Einladung gefolgt sei, im Wahlkreis 73 zu kandidieren, sagte der Kreischef des Saalekreises, Hans-Thomas Tillschneider, Ende August der MZ. Auch der Vorstand der AfD-Burgendlandkreis steht hinter ihrem Landeschef.

„Martin Reichardt verfügt über Erfahrung im Bundestag und steht für einen sozialpatriotischen Kurs“, sagt der stellvertretende Vorsitzende und Kreistagsmitglied Marcus Spiegelberg aus Weißenfels. Zwar stamme Reichardt aus der Börde, sei aber dennoch mit der Parteibasis im Landessüden vernetzt. „Es sollte ihm nicht an Informationen und Anregungen von unserer Seite aus mangeln“, so Spiegelberg, der gleich noch Giftpfeile gegen die Kritiker aus der früheren Kreistagsfraktion verschießt. 

Weiter Kandidaten möglich

Es sei eine „Perversion“, dass sich die neue Fraktion noch AfD nennen dürfe. „Das sind Leute, die noch gar nichts geleistet, nicht mal an Fraktionssitzungen teilgenommen haben.“ Ob es am Sonnabend bei der Nominierung neben Reichardt weitere Bewerber geben wird, ist offiziell unklar.

Nach MZ-Informationen gibt es zwei weitere Kandidaten, die dem Landeschef kritisch gegenüber stehen. Unter ihnen: Ulrich Aubele. „Ich werde mich wohl aufstellen. Schon allein, um Redezeit zu bekommen“, sagt er. Seine Chancen schätzt er allerdings als gering ein. Das gelte auch für den dritten Bewerber. (mz)