1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Weißenfels
  6. >
  7. Belohnung für Freisitze: Belohnung für Freisitze: Ist das Modell aus Thale auch was für Weißenfels?

Belohnung für Freisitze Belohnung für Freisitze: Ist das Modell aus Thale auch was für Weißenfels?

Von Alexander Kempf 21.07.2018, 10:01
An Sitzgelegenheiten in der Jüdenstraße fehlt es nicht. Die Gastronomen vermissen eher Gäste.
An Sitzgelegenheiten in der Jüdenstraße fehlt es nicht. Die Gastronomen vermissen eher Gäste. Marco Junghans

Weißenfels - Mehmet Zeki Bayri hat darauf vertraut, dass die Weißenfelser Jüdenstraße irgendwann aufblühen wird. Darum kaufte er vor einigen Jahren ein Haus an der Einkaufsstraße und investierte viel. Der Kurde lebt seither von Mieteinnahmen und dem Bistro im Erdgeschoss, das er betreibt. Doch seit zwei Jahren ist sein Umsatz rückläufig. Er schiebt das auf die umliegenden Bauarbeiten und fragt sich manchmal, ob er 2012 nicht lieber in der Leipziger Eisenbahnstraße investiert hätte.

Denn in der nahen Großstadt sind die Immobilienpreise zwischenzeitlich durch die Decke geschossen. Die Metropole pulsiert. In Weißenfels indes ärgert sich Mehmet Zeki Bayri oft über die verwaiste Jüdenstraße. Gerade nach 18 Uhr sei dort niemand mehr unterwegs. Doch wie lässt sich ein Stadtzentrum beleben?

Belohnung für Freisitze in Thale: Modell auch für Weißenfels?

Im Harz-Städtchen Thale hat die Stadtverwaltung angekündigt, Gastronomen finanziell zu belohnen, wenn diese Tische und Stühle vor ihr Geschäft stellen und so die Innenstadt aufwerten.

Wäre das auch eine Option für die Saalestadt? „Das fände ich gut“, sagt Mehmet Zeki Bayri über das Modellprojekt, das in Thale zunächst ein Jahr laufen soll. Die Weißenfelser Stadtverwaltung reagiert hingegen skeptischer. Denn im Zuge der Baustellensituation, die für die Innenstadthändler eine Belastung darstellt, hat der Stadtrat bereits beschlossen, ihnen die sogenannte Sondernutzungsgebühr für Tische, Stühle und Warenauslagen in den Jahren 2017 und 2018 zu erlassen. Auch Mehmet Zeki Bayri profitiert nach eigener Aussage derzeit davon.

Den Gastwirten macht eher der Gästemangel zu schaffen

An Freisitzen fehlt es in der Jüdenstraße offenbar auch nicht. Am Donnerstagnachmittag hatten Gäste die Qual der Wahl zwischen sieben verschiedenen Geschäften, die mit Tischen und Stühlen in der Fußgängerzone zum Verweilen einluden. Und trotz der Sanierung des Marktplatzes standen selbst dort vor vier Geschäften Tische oder Stühle. Allein die Mehrzahl davon blieb leer. Es fehlten nicht Plätze, sondern Gäste.

Für Mehmet Zeki Bayri ist das ein Zeichen, dass es noch ein weiter Weg ist, bis das Weißenfelser Zentrum pulsiert. „Auch wenn der Markt fertig ist“, sagt er, „muss die Stadt noch etwas tun.“

Wie die Stadt die Innenstadt weiter beleben will

Die wiederum listet gerne auf, was schon alles getan wurde. Neben den erlassenen Gebühren für die Freisitze seien auch die Citycard-Aktion, das Angebot „Ankunft nach Drei – Parken frei“ sowie Veranstaltungen wie das Street-Food-Festival erfolgreiche Projekte, um die Innenstadt attraktiver zu machen.

„Wir haben eine große Palette an Maßnahmen, die zur Belebung der Innenstadt und zur Wirtschaftsförderung beitragen“, sagt die Weißenfelser Stadtsprecherin Katharina Vokoun. Vieles davon hatte zuletzt das Biwaq-Team erfolgreich auf den Weg gebracht. Doch die Förderung für dieses Projekt wurde nicht verlängert. „Trotz dessen sollen möglichst viele Maßnahmen, die angeschoben wurden, weitergeführt werden“, so die Stadtsprecherin. Darunter das Street-Food-Festival, das Innenstadt-Frühstück sowie das Saalefest. (mz)