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B 176/Abzweig Tagewerben B 176/Abzweig Tagewerben: Gefährlichste Kreuzung im Burgenlandkreis

Von Klaus-Dieter Kunick 21.11.2014, 17:35
Am Freitag gegen 17 Uhr kam es im Kreuzungsbereich der B 176/Abzweig Reichardtswerben erneut zu einem Unfall.
Am Freitag gegen 17 Uhr kam es im Kreuzungsbereich der B 176/Abzweig Reichardtswerben erneut zu einem Unfall. Peter Lisker Lizenz

Weißenfels - Es besteht absolut keine Frage mehr: Die Kreuzung B 176/Abzweig Tagewerben gehört im Burgenlandkreis zu den gefährlichsten: Seit der Freigabe im April 2011 ereigneten sich dort bis jetzt 30 Verkehrsunfälle. Der von Freitag nicht mit eingerechnet. Die Polizei geht von einem Vorfahrtsfehler aus. Bereits am vergangenen Montag gab es eine Kollision: Wie die Polizei bestätigte, hatte ein Pkw-Fahrer, der aus Tagewerben kam, dem Fahrzeug, das aus Richtung B 91 in Richtung Freyburg fuhr, die Vorfahrt genommen. Eine Person musste aufgrund der schweren Verletzungen mit dem Hubschrauber in ein Krankenhaus geflogen werden, die anderen zwei kamen in die Kliniken nach Weißenfels und Naumburg.

Eine ähnlich tückische Kreuzung gibt es zwischen Bitterfeld-Wolfen und Dessau an der Einmündung der L 136 auf die B 184. Der Unfallschwerpunkt war vor zwölf Jahren durch das Aufstellen von Sichtblenden entschärft worden. Autofahrer auf der Nebenstraße hatten keine weite Sicht mehr, mussten an der Kreuzung anhalten und konnten dann erst den Verkehr auf der Hauptstraße beurteilen. Die Unfallzahlen sanken deutlich, bestätigte Dieter Hesse vom Polizeirevier Anhalt-Bitterfeld. Die Maßnahme war umstritten, wurde aber auch von Automobilclubs begrüßt. Allerdings sind die Blenden im vorigen Jahr bei Straßensanierungsarbeiten abgebaut worden. Laut Hesse erschweren neue Vorschriften das Wiederanbringen der Blenden. Es habe aber seither und bislang keine negative Unfallentwicklung gegeben.

Viele besorgte Bürger fragen sich nun: Was muss denn noch passieren, um dem Unfallgeschehen endlich Einhalt zu gebieten? So meldete sich beispielsweise Heinz Kiffer (73) aus der Saalestadt telefonisch in der MZ-Redaktion und wollte wissen, warum an der Stelle kein Kreisverkehr gebaut worden sei. Wenn man alle Kosten, die durch die Zusammenstöße verursacht wurden, zusammennehme, hätte man locker für das Geld einen Kreisverkehr bauen können. „Die Kosten hätten sich längst amortisiert“, so der Senior. Wenn er nach Frankreich schaue, dann seien Kreisverkehre dort längst an der Tagesordnung.

Das sieht Petra Witte, in der Landesstraßenbaubehörde Sachsen-Anhalt für den Landessüden verantwortlich, ganz anders: „Es besteht kein Handlungsbedarf, da es hier eindeutig um das Verschulden von einzelnen Verkehrsteilnehmern geht.“ Baulich sei alles in Ordnung, ebenfalls die Sichtverhältnisse. Doch Heinz Kiffer kritisierte nicht nur, er versetzte sich zugleich in die Lage derjenigen, die die Unfälle herbeiführten. Vielleicht, so argumentierte der Weißenfelser, sei es bei denjenigen einfach bloß der jahrelange „Trott“ in den Fahrgewohnheiten. So richtig verstehen könne er die hohe Zahl der Unfälle nicht, denn die Beschilderung sei einwandfrei.

Doch ganz so einfach ist das Problem nicht: Von den 30 Unfällen sind 25 (!) auf die Nichtbeachtung der Vorfahrt zurückzuführen. „Die Unfallverursacher sind zumeist Einheimische“, so Polizeihauptkommissar Jürgen Lingel, Leiter des Verkehrsdienstes im Polizeirevier Burgenlandkreis. Damit „katapultiert“ sich der Kreuzungsbereich seit der Freigabe zum Unfallschwerpunkt im Burgenlandkreis und ist nun einer von insgesamt 15 Schwerpunkten geworden.

"Wir haben keine plausible Erklärung"

Im Vorfeld der Planungsphase sei kein Mensch auf die Idee gekommen, dass hier so viele Unfälle passieren, ergänzte er. Die Straße sei von allen Seiten eindeutig frei einsehbar. Aus dem Grund sei anfangs „bloß“ ein Achtungszeichen aufgestellt worden für die Kraftfahrer, die aus Richtung Weißenfels und Tagewerben kommen. Jürgen Lingel hebt die Hände: „Wir haben keine plausible Erklärung für die hohe Zahl der Unfälle.“ Dennoch. Untätig war die Polizei nicht: „Wir haben unter anderem Tempokontrollen durchgeführt, wir haben aufgepasst, ob die Kraftfahrer tatsächlich am Stoppschild halten und wir hatten Experten des ADAC vor Ort. Die bestätigten, dass verkehrstechnisch im Kreuzungsbereich alles in Ordnung ist“, so Jürgen Lingel. Ferner sei das Achtungszeichen durch ein Stoppschild ersetzt worden.

Doch kaum ausgeführt, schepperte es erneut - es gab gleich zwei Unfälle, bei denen mehrere Personen verletzt wurden. Rückblickend betrachtet zeigt sich, dass es von Anfang an mit der Kreuzung Probleme gab. Um die zu beheben, sieht der SPD-Landtagsabgeordnete Rüdiger Erben nur eine Möglichkeit, indem die Kreuzung durch eine Lichtsignalanlage gesichert wird. Den Burgenlandkreis treffe eine besondere Verpflichtung, denn „er ist hier nicht nur zuständige Straßenverkehrsbehörde, sondern auch Baulastträger der kreuzenden Kreisstraße“, ergänzte Erben. Die Kreisverwaltung reagierte prompt: Eine Sprecherin verwies auf die Zusammenkunft der Verkehrsunfallkommission, die man erst hören wolle, bevor eine Entscheidung getroffen werde. (mz)