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Ärger in Borau Ärger in Borau: Die plötzliche Rückkehr der Raser

Von Andrea Hamann-Richter 18.09.2017, 08:39
Adelheid Pricha an der bestens frequentierten Durchfahrtsstraße in Borau.
Adelheid Pricha an der bestens frequentierten Durchfahrtsstraße in Borau. Peter Lisker

Borau - Adelheid Pricha kann es nicht fassen. Ungläubig schaut sie auf die Selauer Straße, an der sie wohnt. Lkw donnern wieder ungehindert über den Asphalt. Wie von Zauberhand ist die Straßensperrung in der Selauer Straße verschwunden, die dies verhinderte. Dafür ist ein neues Schild im Ort hinzugekommen. Es handelt sich um eine Tempo-30-Beschränkung für Lkw ab 3,5 Tonnen.

„Die fahren doch nicht 30“, sagt Adelheid Pricha. Die Borauerin weiß nicht, was sie davon halten soll. Sie gehört zur Bürgerinitiative, die sich gegen den immensen Verkehr im Ort engagiert. Die Absperrung war dort monatelang aufgebaut und so sollte es eigentlich noch eine Weile sein. Straße, Gehweg und Hang rutschen nämlich ab. Vermutlich wegen des immensen Lkw-Verkehrs. Die Fahrer wählen die Straße durch Borau anstelle der Autobahn. So sparen sie Maut.

Die Straße gehört dem Land, der Fußweg der Kommune

Die Straße gehört dem Land, der Fußweg der Kommune. Bis die Finanzierung der Reparatur geklärt sein sollte, sollte die Absperrung stehen bleiben.

Es gab von der Stadt keine Information, warum die Absperrung weggenommen und das Schild aufgestellt wurde. Das hätte sich zumindest die Bürgerinitiative gewünscht, zu der Adelheid Pricha gehört. Seit Jahren kämpft die Gruppe darum, dass sich der Lasterverkehr verringert und dass die Autos nicht mehr durch den Ort rasen. Da waren die Einwohner fast schon dankbar für die Absperrung auf der einen Seite der Straße. Denn dadurch wurde der Verkehr automatisch ausgebremst.

Zuständigkeit für die Straße sollte ein Gutachten klären

„Wir hoffen, dass wir während der Ortschaftsratssitzung am 20. September etwas erfahren“, sagt sie. Bis dahin muss sie nicht warten, denn die Stadt gibt auf Nachfrage der MZ Auskunft.

An dieser Stelle in Borau laufen zwei voneinander zu unterscheidende Vorgänge, teilt die Pressesprecherin der Stadt, Katharina Vokoun, mit. Das ist zum einen der Lärmschutz auf der Selauer Straße. Dafür ist der Burgenlandkreis zuständig.

Zum anderen geht es um die Hangbewegung. Diese Zuständigkeit sollte ein Gutachten klären. Dieses liegt mittlerweile beim Tiefbauamt vor. Laut Gutachten durfte die halbseitige Straßensperrung entfernt werden. Voraussetzung war die Tempo-30-Begrenzung für Lkw ab 3,5 Tonnen.

Eigentlich soll Tempo 30 für alle Fahrzeuge gelten

Eigentlich soll Tempo 30 für alle Fahrzeuge gelten. Die Entscheidung liegt jedoch beim Burgenlandkreis. Die Stadt muss auf dessen Entscheidung warten. „Die Stadt hat den Antrag aus Gründen des Lärmschutzes gestellt“, sagt Katharina Vokoun.

Die Hangbewegung gibt es laut Gutachten immer noch, informiert die Pressesprecherin. Es fehlen aber noch bestimmte Werte. Sobald diese vorliegen, werden Gespräche mit der Stadt Weißenfels, allen Beteiligten und Planern stattfinden.

Die 50 Meter lange Straßensperrung hatte im Ort für mächtig Ärger gesorgt. Oft mussten Fahrer wegen des immensen Gegenverkehrs minutenlang warten. Mehrmals wurde sie nachts weggerissen und über Grundstücksmauern geworfen.

Schäden auf den 50 Metern Straße sind nicht zu übersehen

Die Schäden auf den 50 Metern sind nicht zu übersehen. Die Straße ist noch gar nicht so alt. 2008 wurde ihre Sanierung beendet. Der Fußweg wurde seitdem schon dreimal nachgepflastert. Trotzdem zeichnen sich schon wieder Schäden ab. Die Fugen brechen auseinander, es haben sich Wellen im Pflaster gebildet.

Vermutlich ist das Erdreich unter dem Asphalt in Bewegung. Zu sehen ist, dass die Palisaden aus Beton, die senkrecht am Hang eingebaut sind, einen großen Bogen machen und eingerissen sind. Bis zu 20 Zentimeter sind sie nach außen geschoben worden. (mz)