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Vom Abriss bedroht Zukunft der Brücke in der Erfurter Straße beschäftigt Sangerhäuser

Von Frank Schedwill Aktualisiert: 24.09.2021, 10:09
Die Fußgängerbrücke in der Erfurter Straße
Die Fußgängerbrücke in der Erfurter Straße Foto: Maik Schumann

Sangerhausen/MZ - Hans-Jürgen Krug hat mit seinem Plädoyer für die vom Abriss bedrohte Fußgängerbrücke über die Erfurter Straße in Sangerhausen offenbar einen Nerv getroffen. Nach dem Artikel in der MZ gibt es eine ganze Reihe weitere Wortmeldungen zum Thema.

Allein der Text auf der MZ-Facebookseite ist mittlerweile über 50 Mal kommentiert worden. Obwohl sicherlich nicht repräsentativ, spricht sich die weitaus überwiegende Mehrheit der Kommentatoren dort für den Erhalt des Bauwerks aus, das seit über 40 Jahren die stark befahrene Straße überspannt. Für viele Einwohner der Stadt ist die Brücke nahe des einzigen Sangerhäuser Hochhauses auch eine Art Wahrzeichen.

Im Zuge der von der Stadt geplanten Umgestaltung der unübersichtlichen Kreuzung der Erfurter Straße mit der Straße der VS und dem Schartweg könnte aber bald ihr letztes Stündlein geschlagen haben, obwohl Oberbürgermeister Sven Strauß (SPD) betont, dass noch keine endgültige Entscheidung gefallen sei. Er hatte aber den Brückenabriss als „eine denkbare Variante“ bezeichnet.

Strauß begründete das mit dem schlechten Zustand des Bauwerks und fügte hinzu: Die Fußgängerbrücke sei „weder barrierefrei im Sinne aktueller Normen“ noch ganzjährig nutzbar. So müsse die Treppe hoch zur Brücke im Winter aufgrund von Rutschgefahr regelmäßig gesperrt werden. Dann steht nur die Rampe zur Verfügung. Zudem hätten Verkehrszählungen ergeben, dass das Bauwerk nicht häufig frequentiert werde.

Viele Facebook-Nutzer begrüßen, dass die Kreuzung umgebaut und verbessert werden soll. Allerdings müsse man dafür die Fußgängerbrücke nicht abreißen, so der Tenor bei vielen. Frank Schönau erinnert daran, was alles schon verschwunden sei. „Abreißen ist doch alles, was SGH kann“, heißt es in seinem Post. Er verweist auf die früheren Gebäude der Mitteldeutschen Fahrradwerke, der Sangerhäuser Maschinenfabrik und auf das Kulturhaus auf dem Schützenplatz, dessen Abriss in den 1990er Jahren ihn und viele Einwohner der Stadt auch nach Jahrzehnten noch immer schmerzt.

Andreas Rückschloss hält entgegen: „Ich habe zugegeben keine praktischen Erfahrungen, was die Nutzung von Rollstühlen oder Rollatoren angeht, kann mir aber nur schwer vorstellen, dass die kreisrunde Rampe an der VS von körperlich eingeschränkten Personen so einfach genutzt werden kann, wie es oft dargestellt wird. Ein Überweg wie an der Augenklinik ist dagegen doch eine sichere Variante.“ Die meisten Stimmen für den Erhalt der Brücke scheinen seiner Meinung nach eher einen melancholischen Hintergrund zu haben. Es stehe aber außer Frage, dass man viel eher etwas für den Erhalt der Bausubstanz der Brücke hätte tun müssen, betont er.

Ähnlich liest sich die E-Mail von Klaus Büchel aus Pölsfeld an die Reaktion. Er schreibt: „Krug hat sehr emotionale Gründe für einen Erhalt der Brücke angeführt. Wenn aber einer neuen Lösung eine alte Lösung als Hindernis im Wege steht und dies Abriss bedeutet, kann nur eine Abwägung von Nutzen, Aufwand oder historischem Wert eine Entscheidung begründen.“ Fehlentscheidungen seien dabei nicht ausgeschlossen. Büchel erinnert in seiner Wortmeldung noch an folgenden Fakt: In Sangerhausen sei 1997 der Abriss des Fördergerüstes des Thomas-Münzer-Schachtes, das auch ein Symbol der Berg- und Rosenstadt gewesen sei, mit der fadenscheinigen Begründung begründet worden: „Ein neuer Farbanstrich ist zu teuer.“ Der damalige Stadtrat und der Bürgermeister haben das nicht verhindert. „In dem Sinne sind für mich die Tage der Fußgängerbrücke gezählt.“

Einen etwas verwegenen Vorschlag macht Stadtwehrleiter Thomas Klaube, der auch für die CDU im Stadtrat mit arbeitet. Er würde die Brücke, sollte sie wirklich abgerissen werden, gern an den Stadteingang des Rosariums versetzen, um so aus Richtung des alten Krankenhauses eine bessere Verbindung von der Innenstadt in den Rosengarten zu schaffen. Die Brücke könne so vielleicht eine sinnvolle neue Verwendung finden, meint er.