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Selbsthilfegruppe «Verwaiste Eltern» Selbsthilfegruppe «Verwaiste Eltern»: Vom Abschied, der kein Ende kennt

Von Daniela Kainz 18.07.2003, 15:45

Klostermansfeld/MZ. - "Nico ist immer noch da, wir leben und reden mit ihm", sagt seine Mutter Hanni Zimmermann mit sanfter Stimme, die dennoch keinen Zweifel zulässt. Mit "wir" meint sie ihren Mann Walter und Sohn Markus (29). Aber auch Verwandte und Freunde. Im Elternhaus hängen und stehen Fotografien des Verunglückten. An seinen Geburtstagen trifft sich die Familie mit Freunden jetzt noch, "um den Tag gemeinsam zu begehen".

Hanni Zimmermann hat sich seit dem verhängnisvollen Schicksalstag dem Unfassbaren gestellt. Die 51-Jährige verdrängt nichts, will es auch nicht. Sie lässt den Schmerz zu, weint sich im Zimmer des Sohnes die immer wiederkehrende Trauer von der Seele, spricht über ihren Verlust offen und versucht trotz alledem, ohne Verbitterung nach vorn zu schauen. "Nico hätte es so gewollt", ist sie sich sicher.

Dass der Willen zum Weiterleben viel Kraft und Mut kostet und sie diesen Kampf nicht jeden Tag gewinnt, umschreibt die 51-Jährige mit dem Satz: "Den eigenen Tod stirbt man, mit dem Tod anderer muss man leben." Das versucht die Mitarbeiterin vom Kolping-Berufsbildungswerk Hettstedt neuerdings auch, indem sie sich in der Selbsthilfegruppe "Verwaiste Eltern" des Mansfelder Landes mit Anja Rose aus Aschersleben und Beate Wesemann aus Walbeck engagiert. "Hier treffe ich Frauen, denen es genauso geht wie mir. Ich kann reden, und ich höre den anderen zu." Auch wenn sie sich oft überwinden muss, zu dieser Runde nach Walbeck zur fahren, missen möchte die 51-Jährige den Austausch nicht. Auf dem Nachhauseweg merkt sie jedes Mal, wie gut ihr diese Begegnung getan hat.

Die Frauen, die auf ganz unterschiedliche Weise ihre Kinder verloren haben, wollen auch Väter und Geschwister mehr in ihre Gruppe einbeziehen. Behutsam und ohne Zwang. Einen ersten Versuch möchten die Mütter am ersten Sonntag im Dezember wagen. Weltweit wird an diesem Tag verstorbener Kinder gedacht. "Wir werden zusammen am Kaffeetisch sitzen und Kerzen anzünden - ganz bestimmt auch welche, die wie Schmetterlinge aussehen", erzählt Zimmermann von den momentanen Überlegungen. Die zerbrechlich wirkenden Falter gelten als Sinnbild der Verwandlung vom Tod zum Leben. Und immer, wenn ein bunter Schmetterling im Garten der Klostermansfelderin flattert, versteht sie ihn als Gruß von ihrem Sohn Nico.