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Fairer Handel im Blick Rosenstadt Sangerhausen strebt Bewerbung zur Fair-Trade-Stadt an

Von Joel Stubert 24.09.2020, 10:00
Kaffee ist eines der klassischen Fair-Trade-Produkte.
Kaffee ist eines der klassischen Fair-Trade-Produkte. Sean Hawkey

Sangerhausen - Berg- und Rosenstadt ist Sangerhausen bereits, als Hamsterstadt wird es verschrien und nun könnte es bald auch noch Fair-Trade-Town werden. Fair-Trade-Towns verschreiben sich in besonderem Maße dem Fairen Handel (Fair Trade). Magdeburg, Halle und Wernigerode haben sich in Sachsen-Anhalt bereits der Kampagne angeschlossen, die vom Verein TransFair unterstützt wird. Erst am Montag gab der Verein bekannt, dass Weimar die 700. Fair-Trade-Town in Deutschland geworden ist.

Wenn es nach der Fraktion SPD/Grüne im Stadtrat geht, soll auch die Mitgliedschaft Sangerhausens noch in diesem Jahr beschlossen werden. Besonders engagiert hat sich dabei bislang der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Norbert Jung (Grüne). „Wir wollen den Beschluss im November in den Stadtrat einbringen“, sagt er.

Sangerhausen - Fair-Trade-Town: Kriterien sind zum Teil erfüllt

Bisher habe er auch positive Signale von anderen Fraktionen erhalten. „Die Teilnahme an der Kampagne würde zeigen, dass faires und nachhaltiges Engagement in Sangerhausen bereits gelebt wird“, sagt Jung. Man zeige dadurch soziale Verantwortung und positioniere sich als innovative und weltoffene Gemeinde. Weit wäre der Schritt für Sangerhausen gar nicht, so Jung. „Die geforderten Kriterien sind zum großen Teil bereits erfüllt.“ Eines dieser Kriterien ist, dass in den lokalen Einzelhandelsgeschäften, Floristen, Cafés oder auch Restaurants mindestens zwei Produkte angeboten werden, die aus fairem Handel stammen.

Laut einem Schlüssel, der sich aus der Einwohnerzahl ergibt, müsste Sangerhausen in sechs Geschäften und drei Gastronomiebetrieben diese Norm erfüllen. „Vor allem bei den klassischen Freihandelsprodukten wie Tee, Schokolade oder Kaffee ist das bei den Märkten der Einzelhandelsketten in Sangerhausen ja ohnehin schon der Fall“, sagt Jung. Aber auch andere Geschäfte seien bereits gut ausgestattet. „Ein Umbau einzelner Geschäfte ist also nicht nötig.“ Ein weiteres praktisches Beispiel sei, dass beim Oberbürgermeister dann eben fair gehandelte Kaffee und Kekse angeboten werden, erläutert Jung.

Thema Fair-Trade muss präsent sein

Der Faire Handel, (englisch Fair Trade) ist Handel mit Produkten der Dritten Welt zu Bedingungen, die auch aus Sicht der Produzenten als fair und angemessen anzusehen sind. Dies geschieht durch bessere Preise für Kleinbauernfamilien sowie menschenwürdige Arbeitsbedingungen für Beschäftigte auf Plantagen in Entwicklungs- und Schwellenländern. Kinderarbeit wird abgelehnt. Produzenten, die für faire Bedingungen gesorgt haben, bekommen das Fair-Trade-Siegel, so dass der Verbraucher Bescheid weiß. (js)

Um Fair Trade Stadt zu werden, müsse man zudem auch dafür sorgen, dass dieses Thema in den Schulen und Vereinen der Stadt präsent ist. Dabei müsse Sangerhausen mindestens eine Veranstaltung pro Jahr an einer Schule, Glaubensgemeinschaft oder einem Verein durchführen, sagt der 56-Jährige. Die wichtigste Rolle dürfte der Steuerungsgruppe zufallen, die allerdings noch gebildet werden müsste. Diese koordiniert die Aktivitäten vor Ort. Die Gruppe besteht aus Mitgliedern aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. „Weitere Akteure können teilnehmen, das wäre wünschenswert“, meint Jung.

Ob die „Zertifizierung“ als Fair-Trade-Stadt auch mit zusätzlichen Kosten verbunden sein würde, sei gar nicht einmal zwingend, meint Jung. „Wenn, dann sind sie überschaubar und höchstens im vierstelligen Bereich.“ Es könnte sogar sein, dass Kosten eingespart werden, ergänzt er. (mz)