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Lokal «Zur Bauernstube» Lokal «Zur Bauernstube»: Gastwirt ist auch ein begehrter Fremdenführer

Von Daniela Kainz 07.05.2003, 16:27

Seeburg/MZ. - Er und seine Ehefrau Gerda sind die zweite Brömme-Generation, die sich um das leibliche Wohl ihrer Gäste kümmert. Dabei kommen beide aus völlig anderen Berufen. "Wir sind da so hineingewachsen", sagt Ulrich Brömme. Und so serviert heute der Elektriker die Speisen, und die Friseuse bereitet nach alten Familienrezepten die Mahlzeiten zu. Gutbürgerliche Küche steht auf der Speisekarte.

Jeder der Wirtsleute ist auf seinem Gebiet ein As. "Ich würze nach Augenmaß, das macht die Erfahrung", verrät beispielsweise Gerda Brömme. Ulrich Brömme versteht sich zusätzlich als Fremdenführer und hält mit Ausflugstipps rund um den Süßen See gegenüber Fremden nicht hinter dem Berg. Wer wie er in dem idyllischen Ort am Süßen See aufwuchs, kennt die schönsten Ecken. Und so wünscht er sich einen Parkplatz für Reisebusse an der Promenade zwischen Eiscafé und Feuerwehr, damit die Touristen "in aller Ruhe fotografieren können".

Vater Kurt Brömme war es, der von Halle-Nietleben den Weg nach Seeburg einschlug. Im Mai 1933 wurde er Pächter des Seebades und bewirtete mit seiner Frau die Gäste. "Bei Hochbetrieb liefen bis zu vier Kellner, und zwei Kapellen spielten", erinnert sich Gerda Brömme an die Erzählungen.

Der Zweite Weltkrieg machte den wirtschaftlichen Erfolg zunichte. Die Einrichtung wurde geplündert. Brömmes standen vor dem Nichts, krempelten die Ärmel hoch und fingen von vorn an. Dieses Mal führte Mutter Ottilie Brömme die Geschäfte. Sie betrieb als Kommissionshändlerin im Bad den Kiosk und verkaufte Lebensmittel. Nach der Wende stand die Familie zum zweiten Mal vor dem Aus. Der Wunsch, das Seebad zu pachten, zerschlug sich.

Nun war es die zweite Brömme-Generation, die nicht aufgab und auf dem eigenen Grund und Boden in Seeburg eine Garage zur Gaststätte umbaute und neu durchstartete. "Es ist nicht unsere Mentalität, den Kopf in den Sand zu stecken", erklärt Ulrich Brömme den nicht zu bremsenden Eifer seiner Familie.

Jeden Tag - außer montags - ist das Ehepaar jetzt in seinem Lokal anzutreffen. "Wir bleiben immer solange, bis der letzte Gast geht, vorher machen wir nicht Feierabend." Viele Stammgäste würden einfach nur zum Schwatzen kommen. Dazu gehörte einst der inzwischen verstorbene Sänger Fred Frohberg. Er ließ sich von Brömmes sogar seine zweite Hochzeit ausrichten.

In etwa drei Jahren wollen sich die Wirtsleute in den Ruhestand verabschieden. Einen Nachfolger, allerdings nicht aus der Familie, haben sie bereits in Aussicht. Denn es gibt auch ein Leben nach der Arbeit, findet das Ehepaar. So freuen sich Gerda und Ulrich Brömme schon heute auf Reisen in die weite Welt.