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Infrastruktur Infrastruktur: Berga sucht Kneiper für "Wilden Mann"

Von FRANK SCHEDWILL 21.02.2013, 17:58
Bürgermeisterin Marlies Schneeberg vor der seit Jahren geschlossenen Gaststätte.
Bürgermeisterin Marlies Schneeberg vor der seit Jahren geschlossenen Gaststätte. MAIK SCHUMANN Lizenz

BERGA/MZ - „Es ist ein Stück des sozialen Lebens weggebrochen“, sagt Jens Hoffmann, der Chef des Bergaer Karnevalsvereins. Wenn man spontan mit Freunden oder der Familie weggehen wolle, funktioniere das, seitdem die Gaststätte am Roßberg schloss, in Berga nicht mehr. Die mitten im Ort gelegene gemeindeeigene Gaststätte „Wilder Mann“ steht sogar bereits ein Jahr länger leer. Zwar existieren in Berga mehrere Imbissmöglichkeiten. „Sie können aber eine richtige Gaststätte nicht ersetzen“, sagt Hoffmann, zumal die Imbissbetriebe abends geschlossen hätten.

Auch Helmut Windrich, der Vorsitzende des Bergaer Gewerbevereins, wäre froh, wenn sich wieder jemand finden würde, der eine Gaststätte im Ort betreibt: „Als Industriestandort zwischen zwei Kreisstädten hat Berga auf jeden Fall Potenzial“, sagt er. Man bräuchte nur einen engagierten Pächter. Jetzt sei es leider so, dass sich selbst die Bergaer Vereine Ausweichquartiere suchen müssten. Der Gewerbeverein tage zum Beispiel notgedrungen im Sportlerheim. Dabei würde der Gewerbeverein Pächter unterstützen, zum Beispiel mit Bauleistungen. „Bei uns sind alle großen Firmen organisiert“, sagt Windrich. „Da ließe sich sicher etwas machen.“

Auch die Gemeindeverwaltung setzt alles daran, dass sich wieder ein Gaststättenpächter findet. Am Eingang des „Wilden Mannes“ zum Beispiel sind auf einem verblassten Zettel zwar noch die alten Öffnungszeiten zu sehen, potenzielle Gäste stehen aber vor verschlossenen Türen. Die früheren Pächter haben aus den verschiedensten Gründen aufgegeben: Sie waren zum Teil gesundheitlich angeschlagen und sind in den Ruhestand gegangen oder seien mit der ganzen Sache überfordert gewesen, heißt es im Ort.

„Wir haben alles Mögliche versucht, die Gaststätte wiederzubeleben, aber kaum Resonanz erhalten“, sagt Bürgermeisterin Marlies Schneeberg (CDU). Zuletzt habe man im Amtsblatt annonciert und daraufhin zwei Interessenten gefunden. Nach einer Besichtigung hätten die sich aber leider nie wieder gemeldet. Dabei verfügt das Haus über einen der größten Säle im Sangerhäuser Raum. Bis zu 450 Menschen passen hinein, unter anderem hält der Karnevalsverein dort seine Sitzungen ab. Es gibt zwei Gaststättenräume mit 60 und 25 Plätzen, 16 nach der Wende sanierte Fremdenzimmer sowie im Keller einen Schießstand, den die Bergaer Sportschützen nutzen.

Interessenten können sich an die Gemeindeverwaltung in Berga unter Telefon 034651/20 25 wenden.

Und, so sagt die Bürgermeisterin, die Gemeinde sei durchaus bereit, Interessenten entgegenzukommen. Sie bräuchten nicht das gesamte Hotel, sondern nur einen Teil zu mieten. „Die Küche ist zum Großteil neu eingerichtet, und die Energiekosten könnten dank einer Solaranlage auf dem Dach abgemildert werden“, wirbt sie. Da auch die Gaststätteneinrichtung nahezu vollständig vorhanden sei, könne ein Pächter in dem Traditionshaus eigentlich sofort loslegen. Dabei weiß auch Schneeberg, dass die Gastronomie keine einfache Branche ist. Sie glaubt aber, das Wirte mit Ideen und einem guten Angebot ihre Gäste finden. Und: In früheren Zeiten hatte es in dem Ort in der Goldene Aue einmal fünf Gastwirtschaften gegeben.