1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Sangerhausen
  6. >
  7. Hunderte Fische sind tot: Hunderte Fische sind tot: Rohne nach Gülle-Havarie verseucht

Hunderte Fische sind tot Hunderte Fische sind tot: Rohne nach Gülle-Havarie verseucht

Von Grit Pommer 08.07.2017, 08:00
In der verseuchten Rohne sind flächendeckend die Fische verendet.
In der verseuchten Rohne sind flächendeckend die Fische verendet. Pommer

Allstedt - Das Ausmaß des Fischsterbens in der Rohne ist noch größer als zunächst angenommen. Bis weit unterhalb der Ortslage von Allstedt treiben tote Fische im Fluss. „Im Prinzip ist es ein Totalverlust auf weiter Strecke“, sagt Gerhard Jarosz, der Vorsitzende des Kreisanglervereins Mansfeld-Südharz und Fischereiberater des Landkreises.

Hunderte tote Fische in der Rohne entdeckt

Am Freitagmorgen war Jarosz erneut an der Rohne unterwegs, um sich ein Bild zu machen. Und das fiel verheerend aus. „Überall tote Forellen, Aale und andere Fischarten“, sagt Jarosz. Nach der Havarie in der Schweinemastanlage in Osterhausen, bei der am Mittwoch große Mengen Gülle in den Sittichenbach und von dort aus in die Rohne geflossen sind, hätten Hunderte Tiere ihr Leben verloren.

Der Kreisanglerverband werde jetzt Anzeige wegen Gewässerverunreinigung erstatten, kündigte Jarosz an. Bei dem Ausmaß, den das Ganze erreicht hat, sieht er schon keine Ordnungswidrigkeit mehr, sondern einen Straftatbestand. Man werde auch Schadenersatz fordern, „weil ein Gewässer ökologisch massiv geschädigt wurde“, sagt Jarosz. Er ist überzeugt, dass kein einziger Fisch den Gülleschwall überlebt hat. „Ich wüsste nicht, welche Art das aushalten soll“, meint er.

Wegen einer kaputten Pumpe war am Mittwochmorgen an der Schweinemastanlage in Osterhausen Gülle übergelaufen und über den Regenwasserkanal in den Sittichenbach gelangt. Der Betreiber der Mastanlage sprach gegenüber MZ von 40 bis 50 Kubikmetern. Nur einen Teil davon konnte man aus dem Gewässer pumpen.

Dem schnellen Handeln von Allstedts Angelvereinsvorsitzendem Wolfgang Eckart ist es zu verdanken, dass nicht auch noch die Fische im Allstedter Vorwerksteich Schaden genommen haben. Gleich, nachdem er von der Havarie gehört hatte, machte Eckart per Schieber den Zufluss zum Teich dicht, so dass die Rohne nur noch vorbei floss.

Angler führen anch Totalverlust Initialbesatz durch - Fische werden ausgesetzt

Gegen die Belastung im Fluss könne man jetzt aktiv nichts unternehmen, sagt Gerhard Jarosz. „Wir können nur hoffen, dass es ordentlich regnet und die Brühe verdünnt wird“, meint er. Jarosz rechnet damit, dass es bis zu zehn Jahre dauern wird, bis der Fischbestand in der Rohne wieder den alten Zustand erreicht hat. Nach so einem Totalverlust würden die Angler einen so genannten Initialbesatz durchführen und ältere, mittelalte und ganz junge Fische ins Gewässer aussetzen, damit sich wieder eine normale Population entwickeln kann.

Der Anglerchef fordert, jetzt sehr sorgfältig zu prüfen, ob eine Anlage, bei der nach einer Pumpenhavarie Gülle über die Regenwasserleitung in ein natürliches Gewässer fließt, überhaupt die Anforderungen an eine Betriebserlaubnis erfüllt oder ob hier eventuell Beaufsichtigungspflichten verletzt wurden.

Die Kreisverwaltung hat gleich am Mittwoch das Landesverwaltungsamt als zuständige Aufsichtsbehörde eingeschaltet. Von dort war am Freitag noch keine Stellungnahme zu bekommen. Geborgene Fischkadaver werden im Labor in Stendal untersucht. (mz)