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Win-Win-Situation Handball: Warum der HSV Sangerhausen und die TSG Gymnasium Querfurt künftig gemeinsame Wege gehen

Von Ralf Kandel 15.06.2021, 14:59
Das erste Training der Handballerinnen des HSV Sangerhausen fand nicht in der Sporthalle, sondern unter freiem Himmel statt.
Das erste Training der Handballerinnen des HSV Sangerhausen fand nicht in der Sporthalle, sondern unter freiem Himmel statt. (Foto: Ralf Kandel)

Sangerhausen - Von wegen Hallenhandball. Das erste Training der Bezirksliga-Handballerinnen des HSV Sangerhausen im Jahr 2021 fand nicht in gewohnter Umgebung, also in der Sporthalle der BBS der Kreisstadt, sondern auf dem Kleinfeldsportplatz der Berufsschule statt. Der Trainingsauftakt begann für die HSV-Handballerinnen mit einem Paukenschlag. Und das noch ehe sie den ersten Ball gespielt, das erste Tor geworfen hatten. Das wiederum lag nicht am Programm, das sich die bewährten Trainer Ralf Eilert und Lutz Thiele zum Start ausgedacht hatten. Vielmehr waren es die ersten Worte, die Eilert in der Abendsonne an das Team richtete, die bei einigen Spielerinnen Eindruck machten.

Das, was der Coach - der zugleich Trainer, Schiedsrichter, Finanzminister im Verein ist und im Vorstand mitarbeitet - zu sagen hatte, sorgten für große Augen. „Wir spielen künftig in einer Spielgemeinschaft mit Querfurt“, so Eilert. Und weiter: „Wir bleiben aber trotzdem, wie bisher, unter uns. Wir werden als HSG Sangerhausen/Querfurt spielen, die Querfurterinnen als HSG Sangerhausen/Querfurt II. Im Interesse unsere Kinder und im Interesse des Vereins gab es ganz einfach keine Alternative. Jetzt ist es eine Win-Win-Situation für beide.“

Nachwuchsprobleme bei HSV Sangerhausen

Später, im Gespräch mit dem MZ-Sportreporter, ging der HSV-Trainer noch einmal ins Detail. Mit drastischen Worten erklärt er, warum der nach einigen Zusammenkünften gefasste Beschluss letztendlich doch schnell zustande kam: „Wir wollen nicht sterben. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als mit den Querfurtern zusammenzugehen. Es sind immer weniger Kinder, die Handball spielen wollen. Beide Vereine bekommen im Nachwuchsbereich die Mannschaften nicht mehr voll. Wir müssen dem Nachwuchs aber die Chance zu Vergleichen, zu Spielen geben. Sonst sind sie weg. Und weil wir mit Querfurt immer gut harmoniert haben, war diese Konsequenz für uns nur folgerichtig.“

Laut Eilert spielen die Männer-Teams beider Vereine vorerst noch getrennt und treffen in der Bezirksliga aufeinander. Die Frauen aus Querfurt und Sangerhausen agieren ebenfalls für sich, aber schon unter dem gemeinsamen Namen HSG Sangerhausen/Querfurt. Auch sie duellieren sich in der Bezirksliga um Punkte. „Auf lange Sicht werden wir wohl oder übel aber auch da zusammengehen. Ich hatte ehrlich gesagt auch Vorbehalte gegen den Zusammenschluss, aber ich habe mich belehren lassen“, gesteht der Trainer. Man müsse ganz einfach über den Schatten springen, damit es weiter in Sangerhausen und der Region Handball gibt. „Der Handball in Allstedt sollte uns ein warnendes Beispiel sein: Die wollten auch nie mit anderen Vereinen zusammengehen, jetzt gibt es sie nicht mehr.“

„Wir haben eine schlagkräftige Truppe“

Für seine Frauen-Mannschaft gibt Eilert vor der neuen Saison hohe Ziele aus. „Wir haben eine schlagkräftige Truppe. Wir können etwas reißen“, sagt er in seiner Ansprache beim Trainings-Auftakt zum Team. Und nimmt seine Mannschaft in die Pflicht: „Wenn wir etwas erreichen wollen, müssen wir regelmäßig trainieren. Mindestens einmal die Woche müssen alle da sein. Da dulde ich auch keine weichen Entschuldigungen.“ Wo allerdings trainiert wird, steht vorerst noch in den Sternen. Die Sporthalle der BBS jedenfalls wird noch für Prüfungen der Berufsschule in Beschlag genommen und ist bestuhlt. So bleiben wohl vorerst nur einige Trainingseinheiten unter freiem Himmel.

Die Vorfreude auf die neue Spielserie ist bei den Handballerinnen vom HSV Sangerhausen dabei schon groß. „Ich freue mich riesig, dass es wieder losgeht. Trainieren, spielen, die Gemeinschaft, das hat mir alles unheimlich gefehlt“, sagt Antonia Trümper, die seit Grundschultagen den Handball zu ihrem Hobby auserkoren hat. Vor gut einem Jahr stand sie mit ihrem HSV zum letzten Mal auf der Platte, seitdem gab es wegen der Corona-Krise weder Punktspiele in der Bezirksliga noch irgendwelche anderen Partien. „Man kann allein nicht viel Handball trainieren. Ich bin viel Inline und Fahrrad gefahren. Es ist aber trotzdem schwierig, sich fit zu halten. Ich bin durch und durch Mannschaftsspielerin. Es fällt mir sehr schwer, allein die nötige Motivation zu finden“, fügt die 23-jährige Polizei-Anwärterin aus Sangerhausen hinzu. (mz)