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Geplante Großansiedlung in Berga Geplante Großansiedlung in Berga: Bleibt Hausfabrik nur ein Wunschtraum?

Von Frank Schedwill 27.03.2002, 18:00

Sangerhausen/MZ. - Visionäres Projekt oder Flop? Fast eineinhalb Jahre nach der ersten Ankündigung ist weiter unklar, was aus der geplanten Fertighausfabrik im Bergaer Gewerbegebiet wird. Dabei wollte die Firma Europahaus bereits ab Herbst dieses Jahres in der über 200 Millionen Euro teuren Hightech-Fabrik massive Häuser am Fließband bauen wie Autos. Das Vorhaben wäre ein Segen für die Region. 660 Leute sollen in dem Unternehmen Arbeit finden, weitere 1 500 in Zulieferfirmen.

Doch dort, wo das Werk entstehen soll, befindet sich weiter eine riesige Brachfläche. Grund: Die Finanzierung steht nicht. "Wir liegen deutlich hinter unserem Zeitplan", gibt Michael Hasenkamp zu. Der Pressesprecher von Europahaus will aber von einem Aus für das Projekt nichts wissen. "Wir stehen sehr dicht vor einer Entscheidung", sagt er. Gespräche mit Investoren und der Landesregierung seien viel versprechend verlaufen. Hasenkamp: "Ich habe die Hoffnung, dass relativ schnell etwas passiert."

Die selbe Aussage gab es von der in Herten in Nordrhein-Westfalen beheimateten Firma allerdings schon mehrfach in den vergangenen Jahren. Zuletzt hieß es im Juli 2001, dass der Kaufvertrag zwischen der Gemeinde und dem Unternehmen für das Grundstück ausgehandelt und unterschriftsreif sei.

Jemand, der nach wie vor fest daran glaubt und darum kämpft, Europahaus in den kleinen Ort zu holen, ist Bergas Bürgermeistern Marlies Schneeberg (CDU). Sie hofft auf einen Aufschwung für die gesamte Region: "Bei so einer Wahnsinnssache braucht es halt Zeit, bis das Geld zusammen ist, eher kann Europahaus nicht anfangen", entschuldigt sie den Zeitverzug.

Die Bürgermeisterin rechnet bis Ende nächsten Monats mit der Entscheidung, ob es zu einer Ansiedlung kommen wird oder nicht. Derzeit werde das Europahaus-Projekt von einer Arbeitsgruppe des Beirats der Regionalen Innovationsstrategie (RIS) auf Plausibilität und Umsetzbarkeit geprüft. In der RIS arbeiten die drei Regierungspräsidien in Halle, Dessau und Leipzig sowie verschiedene Hochschulen und Wirtschaftsfördereinrichtungen mit. Auch die Landesregierung in Magdeburg bestätigt Gespräche mit Europahaus.

Jeannine Kallert, die Pressesprecherin des Wirtschaftsministeriums, weist aber daraufhin, dass es noch erheblichen Nachbesserungsbedarf gebe. Das bisher vorgelegte Konzept sei nicht förderfähig.

Auch im ZDF wurden vor wenigen Tagen Zweifel laut. Die Wirtschaftssendung "Wiso" berichtete, dass die in den Hochglanzprospekten von Europahaus angeführte Partnerschaft mit Siemens und IBM nicht existiere. Die Kölner Siemens Niederlassung habe zwar mal für Europahaus gearbeitet, Partner sei jedoch ein großes Wort.

Gegenüber dem ZDF erklärte Siemens Köln: "Dass die Firma Europahaus mit dem Namen Siemens wirbt . . . , davon haben wir uns gegenüber der Firma Europahaus sehr ausgesprochen und uns davon distanziert und das auch in schriftlicher Form." Von IBM hieß es auf Anfrage: "Das Unternehmen Europahaus Fertigungswerke GmbH in Herten ist kein Partner der IBM Deutschland GmbH."

"Wiso" zieht das Fazit: "Im Werbevideo will Europahaus die Hauswelt revolutionieren. Ob aus dieser Vision jemals Realität wird, bleibt fraglich." Kommentar