Wissenschaftliches Projekt Wissenschaftliches Projekt: Der Brocken ist die Referenz

wernigerode/MZ - Sachsen-Anhalts Landesentwicklungsminister Thomas Webel (CDU) hat auf dem Brocken eine Tafel enthüllt, die Auskunft über den bis auf acht Stellen nach dem Komma genauen Schwerewert an dieser Stelle gibt. Er beträgt 9,81000169 Meter pro Quadratsekunde. „Doch es ging nicht um die Walpurgisnacht und Hexen auf Besen, sondern um handfeste wissenschaftliche Arbeit mit modernster Technologie. Nachdem 1999 schon die genaue Höhe des Brockens bestimmt wurde, kennen wir auch die exakte Schwere des Felsmassivs“, sagte der Minister auf dem mit 1 141 Metern höchsten Berg Sachsen-Anhalts.
Das Landesamt für Vermessung und Geoinformation, ein Bereich des Ministeriums für Landesentwicklung und Verkehr, hat die Schwerewert-Zahl mit dem Bundesamt für Kartographie und Geodäsie bestimmt. Webel: „Die Vermessung ist Teil einer länderübergreifenden Kampagne Sachsen-Anhalts gemeinsam mit Thüringen und Sachsen.
Neben dem Höhenwert ist der Schwerewert eine wichtige Bestimmungsgröße, die für präzise Bestimmungen von Höhen und Satellitenvermessungen benötigt wird.
Spätestens mit dem Lehrplan der 7. Klasse wird die Fallbeschleunigung, Erdanziehung oder Schwerebeschleunigung vermittelt. Dieser Wert ist mit 9,81 Meter pro Quadratsekunde bekannt.
Allerdings ist er von Ort zu Ort verschieden, weil der Wert von der Masse des darunter liegenden Erdkörpers sowie seinem Abstand zum Erdmittelpunkt abhängt.
Die aktuelle Messung auf dem Brocken hat ergeben, dass der Schwerewert dem Mittelwert nahezu ideal entspricht.
Der Schwerewert schwankt im Übrigen weltweit zwischen 9,78 Meter pro Quadratsekunde am Äquator und 9,83 Meter pro Quadratsekunde an den Polen.
Sie dient dazu, geodätische Grundnetzpunkte für ein einheitliches Bezugssystem festzulegen und somit an heutige Erfordernisse anzupassen.“ Diese Grundnetzpunkte bilden die Grundlage für das Raumbezugssystem, sowohl für Sachsen-Anhalt als auch für ganz Deutschland. Sie ersetzen tausende von bisherigen Festpunkten. Alle Anbieter von Karten für Navigationsgeräte oder Internetportale bauen ihre Angebote mit Bezugssystemen auf, die sich auf diese Grundnetzpunkte beziehen. Wenn das Projekt in zwei bis drei Jahren abgeschlossen ist, stehen den Wissenschaftlern in Sachsen-Anhalt 43 solcher Messpunkte zur Verfügung.
Dass die Wahl zu einem Messpunkt auch auf den Brocken fiel, kommt nicht von ungefähr. Von dem einstigen trigonometrischen Punkt aus, wo Geoinformatiker des Landes ihre Messungen ausführten, sendete der berühmte Göttinger Mathematiker Carl Friedrich Gauß (1755-1857) bereits vor 150 Jahren Signale mit einem Lichtreflektor zum 114 Kilometer entfernten Großen Inselsberg. Der dritte angestrahlte Punkt war Dransfeld. Das so gebildete Dreieck war einst das Bezugssystem für die Landvermessung in Norddeutschland und die Herstellung von Landkarten.
