1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Quedlinburg
  6. >
  7. Schauspiel : Schauspiel : Städtebundtheater zeigt eine zauberhafte Version des kleinen Prinzen

Schauspiel  Schauspiel : Städtebundtheater zeigt eine zauberhafte Version des kleinen Prinzen

Von Rita Kunze 25.11.2013, 19:16

Halberstadt/MZ - „Mal mir ein Schaf!“ Wie ein quengelndes Kind steht der kleine Prinz da, erschienen aus dem Nichts, und fordert vom abgestürzten Piloten mitten in der Wüste eine Tierzeichnung. Der hätte ganz andere Probleme zu lösen, doch er gibt dem Drängen nach. So entspinnt sich die Geschichte von einer Suche nach Freundschaft, die den kleinen Prinzen auf die Erde geführt hat.

Antoine de Saint-Exupérys Klassiker hat die Vorweihnachtszeit am Nordharzer Städtebundtheater eingeläutet. Sebastian Stolz inszeniert das Stück frisch und romantisch zugleich. Eine schöne Idee sind die Videosequenzen. Unterlegt mit Musik à la „Die fabelhafte Welt der Amélie“, saust der kleine Prinz in hübschen, an Saint-Exupérys Zeichnungen angelehnten Bildern von einem Planeten zum anderen. Derweil lässt sein lebendiges Pendant auf der Bühne Glitzerstaub nach unten rieseln, tanzt und dreht sich. Teresa Zschernig lässt den kleinen Prinzen durch und durch Kind sein: ungeduldig, fragend, ichbezogen, mit ebenso viel Fantasie wie Neugier. Die treibt ihn durch die großen Sanddünen der Sahara (Ausstattung: Susanne Bachmann) hin zum Flieger (Gregor Faubel), der zum Geschichtenerzähler wird. Er lässt die Reise des Prinzen lebendig werden, und so betreten nacheinander all jene die Bühne, denen der kleine Held begegnet ist. Julia Siebenschuh erscheint als liebenswerter, kluger Fuchs, despotischer König, als Geograf und Geschäftsmann, als Säufer und als sächselnde Pillenverkäuferin. Till Petri gibt eine schöne, eitle Rose, einen Weichensteller, Eitlen und Geschäftsmann, den Laternenanzünder und die Schlange, die dem kleinen Prinzen Erlösung verspricht.

Kulissen und Kostüme sind auf das Notwendige reduziert, der Text steht im Vordergrund. In Stolz’ Fassung kommen auch nicht mehr allzu kleine Kinder gut mit, wenngleich vor allem die jungen Zuschauer gleich zu Beginn an der Beantwortung der Frage scheitern, warum denn der kleine Prinz von einer Frau gespielt wird, wo er doch ein Junge ist.

Diese anfänglichen Irritationen werden aber vom Spiel des Ensembles weggewischt. Der Geschlechtertausch tut nichts zur Sache, wenn es um elementare Fragen geht. Die Schauspieler wissen ihr Publikum stets mitzunehmen, sei es beim Dialog mit der eitlen Rose, die den Prinzen von seinem Planeten treibt, beim Gespräch mit dem König, der unsinnige Befehle erteilt, oder beim Gedankenaustausch mit dem Laternenanzünder, der dem kleinen Prinzen als einziger mit einer sinnvollen Aufgabe betraut zu sein scheint. Am Ende steht in der großen Ödnis der Wüste die Freundschaft, deren Geheimnis vom Fuchs gelüftet wird. Der kleine Prinz will nun zurück zu seiner Rose - doch die Heimkehr wird nur möglich durch den Tod. Stolz hat dafür eine kindgerechte Lösung gefunden: Der Held verschwindet einfach in den Dünen.

Nächste Vorstellung am Sonntag, 1. Dezember, um 15 Uhr im Großen Haus Quedlinburg