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Infektion mit Folgen Nicht alle Zusammenhänge sind deutlich

Gesundheitsamt legt Zahlen vor: In zwölf Kitas, 20 Schulen und etlichen Betrieben sind seit März Corona-Fälle aufgetreten. Worauf es jetzt ankommt.

21.04.2021, 14:00
Schnelltests können zur Eindämmung der Verbreitung beitragen.
Schnelltests können zur Eindämmung der Verbreitung beitragen. Foto: dpa

Quedlinburg - Die Liste ist lang: In zwölf Kindertagesstätten, fünf Grund-, zwölf weiterführenden und drei Berufsschulen im Landkreis ist es seit Ende März zu Corona-Ausbrüchen gekommen. Nachgewiesen wurden bis zu 13 Fälle pro Einrichtung. Die meisten wurden in zwei Kindertagesstätten in der Stadt Oberharz am Brocken und Halberstadt verzeichnet. Unterm Strich standen in allen Einrichtungen zusammen fast 90 Infektionen.

Und ungleich höher ist die Zahl der Kontaktpersonen, die sich in Quarantäne begeben müssen: 21 waren es beispielsweise in einer Schule in Quedlinburg, 33 in einer Kindereinrichtung in der Stadt Harzgerode, 40 in einer Kita in Blankenburg. Sie gehen jeweils auf nur einen einzigen Corona-Fall zurück. In Summe wurden infolge der 87 nachgewiesenen Infektionen insgesamt 618 Kontaktpersonen ausgemacht.

Übersicht ist keine Statistik - nur eine Momentaufnahme

Das geht aus einer Übersicht hervor, in der das Gesundheitsamt eben jene Häufungen von Fällen am Dienstag zusammengestellt hat. Es handele sich, so Manuel Slawig, Sprecher der Landkreisverwaltung, nicht um eine statische Liste, sondern vielmehr um eine Momentaufnahme. Nicht nur, weil sich das Infektionsgeschehen ohnehin täglich ändert: Auch weil in einigen Fällen „die Ermittlungen noch geführt werden“. Und weil auch nicht alle Zusammenhänge immer deutlich würden.

Nichtsdestotrotz verschafft sie einen Überblick. In der Zusammenstellung sind alle Städte und Gemeinden des Landkreises abgebildet – wenngleich unterschiedlich stark betroffen. Man wolle damit niemanden als Infektionstreiber hinstellen, „sondern zeigen, wie diffus das Infektionsgeschehen ist und dass es Anstrengungen in allen Lebensbereichen bedarf, um die Situation nachhaltig zu entspannen“, erklärt Slawig.

Notwendige Regeln können nicht überall eingehalten werden

Denn nur zu schnell kommt es zu Folgefällen, vornehmlich dort, wo viele Menschen aufeinandertreffen. „Problem in den Kindertagesstätten ist, dass die zur Infektionsverhütung notwendigen Regeln, insbesondere das Abstandhalten und Tragen einer Maske, nicht eingehalten werden können“, sagt Slawig. In den vom Gesundheitsamt aufgeführten Kitas gab es im Vergleich die meisten Fälle – 45.

In den Grundschulen waren es 11, in den weiterführenden Schulen 28 und den Berufsschulen drei. Grundsätzlich, führt er aus, ließen sich Hygienekonzepte umso besser umsetzen, je älter die Kinder in den Einrichtungen seien. Auch die Testung der Schüler helfe, dass die Fallzahlen in Schulen niedrig gehalten werden könnten – „vorausgesetzt es beteiligen sich möglichst alle daran“.

Auch Betriebe sind von Infektionsfällen schnell betroffen

Zu Häufungen kam es nicht nur in Schulen und Kitas, sondern auch in Betrieben. In einem Quedlinburger Unternehmen zum Beispiel erwischte es binnen zweier Tage vier Mitarbeiter. „Das ist regelmäßig problematisch für die Firmen, weil Mitarbeiter einer Schicht oder Gruppen betroffen sind, deren Aufgaben von anderen Mitarbeitern nicht übernommen werden können“, sagt Slawig.

Gemeinsame Pausen, Dienstbesprechungen, Schichtübergaben und dergleichen ohne Einhaltung der notwendigen Regeln seien hier ursächlich für die Verbreitung des Virus. Im Umkehrschluss bedeutet das: „Pausen sollten nicht gemeinsam im gleichen Raum verbracht werden. Bei Beratungen sollten alle möglichst FFP2-Masken, mindestens jedoch einen medizinischen Mund-Nasen-Schutz tragen. Es soll zusätzlich Abstand gehalten und gelüftet werden.“

Tests zu unterlassen, ist kurzsichtig

Im März hatte der Inzidenzwert im Landkreis wieder die 100 überschritten, lag seitdem konstant darüber. Seit Anfang April bewegte sich der Wert der Neuinfektionen innerhalb von sieben Tagen bezogen auf 100.000 Einwohner zwischen 170 und 190 und überschritt am Montag schließlich wieder die 200. „Nur gemeinsam wird es uns gelingen, diese konstant hohen Fallzahlen zu reduzieren. Dazu ist es notwendig, in allen Bereichen des Lebens weiterhin konsequent die Abstands- und Hygieneregeln einzuhalten und die Eindämmungsmaßnahmen umzusetzen“, sagt Landrat Thomas Balcerowski (CDU), „mir ist bewusst, dass dies nicht immer leicht ist.“

Auch im Landkreis Harz hat sich derweil die britische Variante des Virus durchgesetzt. Sie verbreitet sich sehr leicht. Corona-Tests in den Betrieben könnten, wie auch in Schulen, zur Eindämmung der Verbreitung beitragen, sagt Slawig. „Tests zu unterlassen, damit nicht ein positiv getesteter Mitarbeiter zu Hause bleiben muss, ist kurzsichtig“, mahnt er, „übertragt dieser unerkannt die Infektion weiter, sind es eine Woche später erfahrungsgemäß mehrere Kollegen, die betroffen sind – der Schaden ist größer.“ (mz)