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Müll-Sammeln in Parks Fridays for Future-Demonstration in Quedlinburg: Schüler sammeln Müll im Brühl und Wordgarten

Von Benjamin Richter 25.05.2019, 09:55
Schüler sammeln am Freitag im Wordgarten in Quedlinburg Müll.
Schüler sammeln am Freitag im Wordgarten in Quedlinburg Müll. Marco Junghans

Quedlinburg - Wie weit darf „Fridays for Future“ gehen? Pascal Siebeck, Mitorganisator der Quedlinburger Bewegung, findet es in Ordnung, dass Aktivisten in Halle am Freitag einen Hörsaal der Universität besetzten.

„Wenn es gewaltfrei abläuft, ist es okay“, sagt der 20-Jährige. In Quedlinburg wählten rund 100 Schüler zur gleichen Zeit eine zielführendere Aktion für den Klimaschutz: Sie sammelten Abfall im Wordgarten und im Brühl.

Schüler aus dem Raum Quedlinburg demonstrierten am Freitag zum dritten Mal

Es war das dritte Mal, dass sich Jugendliche aus Quedlinburg und Umgebung mit einer Demonstration vor dem Rathaus den „Fridays for Future“-Protesten anschlossen. Die erste Demo hatten im März drei Schülerinnen der Waldorfschule Thale organisiert.

Danach riefen sie gemeinsam mit weiteren interessierten Jugendlichen eine Whatsapp-Gruppe ins Leben, um neue Aktionen zu planen. Hier kommt Pascal Siebeck ins Spiel. „In der Gruppe war es wie in jeder Whatsapp-Gruppe, es wurde später nur noch gequatscht“, schildert er. „Ich habe dann gesagt: Es reicht jetzt.“ So sei es zur Müllsammelaktion gekommen.

„Wenn wir jetzt nichts machen, ist es bald vorbei“, mahnt die 17-jährige Meg-Nell Hillmann 

Es reicht jetzt - das denkt auch Meg-Nell Hillmann von den berufsbildenden Schulen J.P.C. Heinrich Mette in Quedlinburg. „Wenn wir jetzt nichts machen, ist es bald vorbei“, mahnt die 17-Jährige. Zoe Ankermann vom GutsMuths-Gymnasium ergänzt, es wäre gut gewesen, wenn Jugendliche früher angefangen hätten, für das Klima zu demonstrieren. „Aber besser spät als nie“, sagt die 17-jährige Schülerin. „Nun hoffen wir, dass die Politik unsere Forderungen umsetzt.“

Materielle Unterstützung erhalten die protestierenden Schüler von Unternehmen aus der Region. Fürs Müllsammeln stellte nach Angaben der Organisatoren der Fachmarkt für Bodenbeläge Teppichrampe Quedlinburg die Müllsäcke zur Verfügung.

Greifzangen kamen vom Baumarkt Hellweg und Landschaftsgestalter André Effenberg, die Lebenshilfe Harzkreis-Quedlinburg gGmbH spendete Einweghandschuhe für die Arbeiten im Park.

„Die Herausforderungen, die uns erwarten, können wir nur gemeinsam bewältigen“

Nicht eben zufällig fand der jüngste europaweite Protesttag für das Klima kurz vor der Europawahl statt. Das betonte Schülerin Blanca Kohlmann in ihrer Ansprache auf dem Markt. „Geht wählen“, forderte sie die Anwesenden auf. „Die EU ist ein erster großartiger Schritt. Die Herausforderungen, die uns erwarten, können wir nur gemeinsam bewältigen.“ 

Ihre Mitschülerin Mascha Halupnik ergriff ebenfalls das Wort und warf einen Blick nach Südamerika. „Es stimmt leider, Brasilien hat seine Ausgaben für den Klimaschutz um 95 Prozent heruntergefahren“, sagte sie. „Aber es gibt auch hoffnungsvolle Zeichen aus anderen Ländern.

Auf der anderen Seite hat nämlich England vor Kurzem eine Kohlenstoffdioxid-Steuer eingeführt.“ Halupnik rief die Menschen auf dem Markt auf, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen.

„Hoch mit dem Klimaschutz, nieder mit der Kohle“, riefen die Schüler

Als Nächstes ging es aber zu Fuß in die Breite Straße und dann rund um die Quedlinburger „Null“, die Einkaufsmeile. „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut“ und „Hoch mit dem Klimaschutz, nieder mit der Kohle“ skandierten die Schüler bei dem Protestzug.

Im Wordgarten trafen sie auf einen unerwarteten Mitstreiter: Fritz Rausche hatte in der Zeitung von der Demo erfahren und reiste aus Harzgerode an, um das Müllsammeln auf seiner Posaune zu begleiten.

„Es ist erschreckend, wie die Menschheit heutzutage der Reklame folgt“, unterstrich der 80-Jährige. Die „Flugscham“ vieler junger Leute könne er begreifen: „Die Menschen sind nie zufrieden, sie fliegen in die Karibik, nur um sich dann dort über die Unterkünfte zu beschweren.“

Das sechsköpfige Orga-Team der Quedlinburger „Fridays for Future“-Proteste möchte die Veranstaltungen in Zukunft regelmäßiger stattfinden lassen. Geplant ist, alle zwei Wochen für das Klima auf die Straße zu gehen. (mz)

Mit prägnanten Sprüchen auf Papptafeln und Transparenten verleihen rund 100 junge Demonstranten ihren Forderungen Nachdruck.
Mit prägnanten Sprüchen auf Papptafeln und Transparenten verleihen rund 100 junge Demonstranten ihren Forderungen Nachdruck.
Marco Junghans