Der den Wanderern den Weg weist
Thale/MZ. - Denn seit 25 Jahren ist die Dähre-Mannschaft in dieser Region am Werk, um Touristen und Wanderer nicht vom rechten Weg abkommen zu lassen. "Ohne meine Fachgruppe hätte ich das alles nicht geschafft. Wir haben in all den Jahren unwahrscheinlich viele Stunden geschrubbt", ist Dähre auf seine elf emsigen Mitstreiter stolz und kann sie gar nicht genug loben. Und so stehen in der Statistik der 25 Jahre 3 905 Arbeitstunden zu Buche.
Der heute 64-jährige, in Parchim geborene Mecklenburger entdeckte seine Liebe zur Natur und zum Wandern wieder Mitte der 60er Jahre. Nach seinem Bauingenieursstudium in Neustrelitz arbeitet er erst im Kreisbaubetrieb Quedlinburg und dann im EHW Thale als Projektant im Konstruktionsbüro. "Mit dem Umzug nach Thale lebte alles wieder auf", so der rüstige Rentner. "Schon als Kinder haben wir die meiste Zeit im Wald getobt, mit Stahlhelm, Spaten und Schleuder noch Krieg gespielt", erinnert sich Dähre noch genau. Die viele Zeit im Wald hat sozusagen sein Leben auch nachhaltig geprägt, was nun mit einem sehr zeitaufwendigen Hobby behaftet ist. 1979 begann Dähre - heute ist er zweiter Vorsitzender des Harzklubs Thale und stellvertretender Hauptwegewart des Gesamtharzklubs - mit dem Beitritt zum Naturschutzhelferkollektiv im Kulturbund der DDR sein Hobby. Bei seinen Spaziergängen oder ausgedehnten Wanderung stieß er auf desolate Wanderwegbeschilderungen und nahm sich mit ersten "Gleichgesinnten", wie Horst Walther, dieses Zustandes an. "Unbeleckt und ohne jegliches Wissen", erzählte er. In Zusammenarbeit mit dem Kreiswanderwegemeister Otto Plachta aus Wernigerode und Quedlinburgs Wanderwegemeister Gerald Fritsch wurde der theoretische Grundstein für die Praxis gelegt.
Erste Beschilderungen wurden 1980 im Wurmbachtal und am Präsidentenweg vorgenommen. Ausreichend Finanzen gab es damals von der Stadt, Materialien und die nötigen Freizeit von der Hütte - auch auf Umwegen. "Aber für das Holz brauchten wir eine Freigabe vom Forst", erinnert sich der heutige Fachmann. Die überdachten Wanderwegstafeln zu bauen, war das Einfachste. Die Entwürfe der farbigen Wegekarten bis zum Anbringen auf den hölzernen Untergrund hatten meist bis drei Jahre gedauert. Fünf Jahre später hatten sich die ersten Erfolge gezeigt - finanzieller Art. Viermal hintereinander wurde die seit 1984 im Kulturbund eigenständige Fachgruppe mit Prämien ausgezeichnet. Anfangs mit 100 Mark vom Rat des Bezirkes Halle, später sogar mit 400 Mark vom Rat des Kreises.
Nach der Wende musste die Dähre-Truppe fast wieder von vorn mit der Beschilderung anfangen, schied auch aus dem Kulturbund aus. Altes wurde entfernt und mit Neuem ersetzt. Doch heute wird alles aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden finanziert. "Zu DDR-Zeiten hatten wir das Geld, aber das Material fehlte. Heute ist es umgekehrt", ist Dähre nicht glücklich über den Umstand. Die Liste der geleisteten Arbeit der Fachgruppe seit 1990 ist lang, etliche Vorhaben wurden realisiert in den folgenden 15 Jahren. Doch zu den größten Projekten der jüngsten Zeit gehören die Neubeschilderung des Harzer-Hexen-Stieges im Zuständigkeitsbereich der Thalenser und die vier neu geschaffenen Nordic-Walking-Routen im Bodetal und in den Wäldern des Hexentanzplatzes sowie der Roßtrappe.
Nunmehr arbeitet Dähre am nächsten Projekt - an der "Harzer Wandernadel" für das VHS-Bildungswerk Blankenburg. Ein Stempelkastensystem, bei dem Wanderer ihre Karten abstempeln können und für ihren Wanderfleiß Wandernadeln erhalten. Und ganz nebenbei schlich sich in Dähres Leben ein zweites Hobby ein. Seit einem Jahr hat er sich dem Mountainbiking verschrieben und tourt auch so seine Kontrollstrecken ab, um nach dem Rechten zu sehen. Doch die Beschilderung und alles, was mit ihr zusammenhängt, wird ihn am meisten in Anspruch nehmen. Wie schon all die Jahre zuvor, in denen das Familienleben etwas darunter litt. Wenn seine Frau Sabine, die "nebenbei" die beiden Töchter Anett (36) und Andrea (37) aufzog, nicht all das Verständnis für das Hobby ihres Mannes Klaus aufgebracht hätte, würde es die Fachgruppe wahrscheinlich nicht geben. Das weiß Dähre und ist auch dankbar dafür.