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"Ein gemischtes Gefühl" Birgit Voigt geht nach fast 30 Jahren bei der Stadt Quedlinburg in Ruhestand: Vom Sozialamt zur Stabsstelle Ortschaften

Von Petra Korn 14.01.2020, 06:56
Eine neue Aufgabe für die Zeit des Ruhestandes: Birgit Voigt möchte sich im Förderkreis für die Aegidiikirche engagieren.
Eine neue Aufgabe für die Zeit des Ruhestandes: Birgit Voigt möchte sich im Förderkreis für die Aegidiikirche engagieren. D. Leppin

Quedlinburg - „Logischerweise ist es ein gemischtes Gefühl“, sagt Birgit Voigt. Nach fast 30 Jahren Arbeit bei der Stadtverwaltung Quedlinburg ist die Städtische Oberrätin zum 1. Januar in Pension gegangen. „Aber ich denke, es ist auch Zeit für einen Generationswechsel“, sagt die 65-Jährige.

In die Verwaltung kam die studierte Agraringenieurin, die am Institut für Züchtungsforschung arbeitete, durch die Wende. Hier politisch engagiert und am 1. Dezember 1989 in die SPD eingetreten, war die Quedlinburgerin Mitglied des Runden Tisches im Kreis, wurde Ratsmitglied und Mitarbeiterin der Kreisverwaltung.

Als bei der Stadtverwaltung die Stelle des Leiters des Sozialamtes ausgeschrieben wurde, bewarb sie sich und übernahm zum 1. August 1990 diese Aufgabe. Ein Vierteljahr später wurde sie nach dem Ausscheiden ihres damaligen Chefs Dezernentin für Soziales und Kultur.

Am 1. August 1990 wurde Birgit Voigt Leiterin des Sozialamts der Stadt Quedlinburg

„Mitarbeiter führen, das Inhaltliche - man war da schon im Zwiespalt, ob man das richtig macht.“ Durch diverse Strukturveränderungen kamen immer wieder auch neue Arbeitsfelder wie die Finanzen zum Aufgabenbereich von Birgit Voigt hinzu und fielen wieder weg.

Ihre Kernaufgaben waren aber auch die, die ihr besonders am Herzen lagen: das Soziale - „Menschen in sozialen Notlagen, da wollte ich Unterstützung geben“ - und die Kultur, in der es mehr Gestaltungsspielraum gegeben habe, für die in den Haushaltsdiskussionen aber auch habe gekämpft werden müssen.

Die 65-Jährige erinnert sich an schwierige Zeiten, etwa als der Kaiserhof als städtisches Kulturhaus geschlossen wurde oder wegen der zurückgehenden Geburtenzahl Personal in Kindertageseinrichtungen abgebaut werden musste.

„Das war schon nervenzehrend, weil man sich persönlich nicht davon freimachen kann, wie es den Mitarbeitern geht, die mit Arbeitslosigkeit konfrontiert werden“, sagt Birgit Voigt.

Die 65-Jährige erinnert sich an schwierige und schöne Zeiten

Es habe aber auch immer schöne Momente gegeben, nennt sie beispielsweise den Bau des Montessori-Kinderhauses, die Sanierung des Feuerwehrdepots oder die Arbeiten auf dem Schlossberg und in den Museen.

„Ich denke, es ist viel geschaffen worden, auf das auch aufgebaut werden kann“, sagt Birgit Voigt, die bereits 1993 als Städtische Oberrätin verbeamtet wurde und nach einer weiteren Strukturänderung bis Ende 2015 Fachbereichsleiterin war.

Als sie dann die Leitung der Stabsstelle Ortschaften übertragen bekam, habe sie damit schon ein bisschen gehadert, verhehlt Birgit Voigt nicht; gern hätte sie ihre bisherige Aufgabe weiter erfüllt. „Aber ich habe mich damit arrangiert, wie immer, wenn ich eine neue Aufgabe bekommen habe, und mich dieser gestellt.“ Und die positive Resonanz aus der Bevölkerung und den Ortschaftsräten sei aufbauend gewesen.

Als ihre inzwischen erwachsenen Kinder noch kleiner waren, sei sie als Mutter oft auch im Zwiespalt gewesen zwischen dem Geldverdienen und der Fürsorge für Tochter und Sohn. „Man schränkt sich ein, was persönliche Hobbys betrifft.“

Das möchte Birgit Voigt im Ruhestand ändern. Sie möchte Sport machen und auch Neues: So wird sie im Awo-Kreisverband mitarbeiten, und sie möchte sich gern im Förderkreis für die Aegidiikirche engagieren. Und sie bleibt auch weiterhin politisch aktiv: Seit 1990 im Kreistag, ist sie hier Vorsitzende der SPD-Fraktion. (mz)