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Ärztin sieht Schulöffnung mit Sorge Trügerische Sicherheit?

Landrat hält an Modellprojekt im Burgenlandkreis fest.

Aktualisiert: 19.4.2021, 09:10

Naumburg - Sind die geöffneten Schulen im Kreis ein Infektionstreiber der Pandemie? Professor Dr. Thomas Frese vom Institut für Allgemeinmedizin an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg hat dafür bisher keine Anhaltspunkte. Der Wissenschaftler begleitet ein Modellprojekt mit dem Burgenlandkreis, das erforscht, ob Schulen trotz hoher Inzidenzen geöffnet bleiben können. Frese verwies in diesem Zusammenhang auf lediglich 31 positive Befunde bei 81.499 Corona-Schnelltests an Schülern. Wovon sich zwei nachträglich sogar noch als falsch positiv erwiesen.

Die Frage für die Droyßiger Allgemeinmedizinerin Dr. Cornelia Roßdeutscher ist aber eine ganz andere. Sie fragt sich, wie viele der Zehntausenden durchgeführten negativen Corona-Schnelltests einer Nachkontrolle mit den zuverlässigeren PCR-Tests standhalten würden. Ihre Skepsis speist sich aus eigenen Erfahrungen in ihrem Arbeitsalltag. Schon in mindestens drei Fällen hätten Schnelltests keine Infektion erkannt, während parallele PCR-Tests gegenteilig ausfielen.

Landrat kritisierte Bundesvorstoß

Angesichts von einer Inzidenz um die 400 ist es für die Medizinerin keine Frage, ob das Virus in die Schulen des Kreises getragen wird, sondern wann. Nicht ohne Grund gebe es derzeit auf Bundesebene die Bestrebung, Schulen bundesweit ab einer Inzidenz von 200 zu schließen. Landrat Götz Ulrich (CDU) hatte diesen Vorstoß letzte Woche noch kritisiert. Er vermied es zudem, weitere Corona-Einschränkungen an konkrete Inzidenzen zu knüpfen.

Dr. Cornelia Roßdeutscher hält das Festhalten an offenen Schulen angesichts der hohen Inzidenzen für einen gefährlichen Fehler. Sie fürchtet, dass das Coronavirus so in die Familien getragen werden könnte. Also genau zu jenen Eltern, die sich aufgrund ihres Alters noch nicht impfen lassen können. Dabei müssten sich die Schüler gar nicht in der Schule selbst anstecken, das könne auch auf dem Schulweg passieren.

Mehrere Infektionen an Weißenfelser Ökoweg-Schule

Letzte Woche war bekannt geworden, dass mehrere Schüler verschiedener Jahrgangsstufen der Weißenfelser Ökoweg-Schule positiv auf Corona getestet worden sind. Ob die Infektionen dort in einem Zusammenhang stehen und welcher das sein könnte, ist noch nicht bekannt. Viele Augen aber werden sich nun auf die Schule richten. Um zu erfahren, ob die Schnelltests dort rechtzeitig einen Eintrag und eine Ausbreitung des Virus in die Schule verhindern konnten. Roßdeutscher möchte kein Risiko eingehen und hat ihre Tochter längst aus dem Präsenzunterricht genommen. „Das habe ich auch anderen Eltern empfohlen“, sagt die Ärztin und Elternsprecherin.

Ob die Entscheidung, die Schulen offen zu lassen, dem Landrat in einigen Tagen durch ein geändertes Infektionsschutzgesetz aus der Hand genommen wird, bleibt abzuwarten. Auch auf Bundesebene gehen die Meinungen in der Sache durchaus auseinander. (Alexander Kempf)