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Forum im Naumburger Architektur- und Umwelthaus Prima Klima - aber wie?

Veranstaltung bringt Aktive zusammen und bietet Raum für Debatte. Welche Rolle der Stadt dabei zufällt.

Von Constanze Matthes 19.10.2021, 09:06
Naumburg - hier der Marienring - ist  eine grüne Stadt, hat allerdings  noch Luft nach oben, um  klimafreundlicher und lebenswerter  zu werden.
Naumburg - hier der Marienring - ist eine grüne Stadt, hat allerdings noch Luft nach oben, um klimafreundlicher und lebenswerter zu werden. (Foto: Torsten Biel)

Naumburg - Der Saal unterm Dach des Architektur- und Umwelthauses hat an jenem Abend viele Gäste. Vertreter verschiedener Vereine und Initiativen haben sich hier in der Naumburger Wenzelsgasse eingefunden, um sich nicht nur vor Ort zu präsentieren, sondern über ein großes Thema zu sprechen, das zunehmend mehr und mehr Menschen unter den Nägeln brennt. „Prima Stadtklima - Stadtökologie und Klimawandel in Naumburg“ heißt denn der Titel des Abends, zu dem die Freiwilligenagentur des Vereins „Bürgerschaftlich engagiert im Landkreis“ (BeLK) gemeinsam mit der Umweltgruppe „Naumburg for Future“ eingeladen hatte. „Es gibt zahlreiche Menschen, die sich in Sachen Ökologie engagieren“, betonte Friderike Harder, Koordinatorin der Freiwilligenagentur, in ihrer Begrüßung. Ziel des Forums sei es, miteinander ins Gespräch zu kommen.

Wissenschaftliche Fakten beleuchtet

Doch bevor es später zu einer angeregten Debatte kam, sprachen Ingolf Andrees, Grünen-Stadtrat und Mitglied der Umweltgruppe „Naumburg for Future“, sowie Ute Freund, Stellvertreterin von Oberbürgermeister Armin Müller sowie Fachbereichsleiterin für Stadtentwicklung und Bau, zum Klimawandel und die Folgen für Naumburg sowie über das Engagement und Möglichkeiten der Stadt. Klar und schlüssig stellte Andrees die wichtigsten wissenschaftlichen Fakten vor, nannte auch Quellen. „Wir steuern auf eine Klippe zu, von der wir nicht wissen, wo sie ist. Wir spielen ein bisschen russisches Roulette“, so Andrees.

Ingolf Andrees, Grünen-Stadtrat und Mitglied der Initiative „Naumburg for Future“, spricht über den Klimawandel und seine Folgen.
Ingolf Andrees, Grünen-Stadtrat und Mitglied der Initiative „Naumburg for Future“, spricht über den Klimawandel und seine Folgen.
(Foto: Torsten Biel)

Vor allem der sogenannte Kipp-Punkt, in dessen Folge sich das Klima drastisch verändert, beschäftigt die Wissenschaft und sorgt zugleich für Unsicherheiten. Was geschieht, wenn nicht nur das Eis in den Polarregionen und der weltweiten Gletscher schmelzen, sondern darüber hinaus der Permafrost-Boden Sibiriens sowie die Tiefsee infolge erhöhter Temperaturen Methan freigibt und sich zudem globale Luftströmungen verändern? Fakt ist, der Klimawandel ist bereits zu spüren. Andrees verwies dabei auf Messungen des Naumburger Arztes und Umweltschützers Holger Lemm, der sich bereits seit den 1970er-Jahren mit dem Wetter beschäftigt und dem Forum beiwohnte. Wurden zwischen 1977 und 2006 pro Jahrzehnt ein Temperaturrekord gemessen, mehren sich die Extreme, die sich zudem in kürzeren Abständen ereignen. Die vergangenen Jahre haben das gezeigt. Der Stadtrat ging zudem auf die Kosten ein, die der Klimawandel fordern wird, aber auch jene, die der Klimaschutz mit Energiewende benötigt. „Wir machen das schlechtere Geschäft, wenn wir nichts tun. Das wird eine teure Rechnung“, so Andrees, der die Bedeutung von Vegetation für den Klimaschutz heraushob.

Bei jeder Neubeantragung ist eine Maßnahme zum Klimaschutz erforderlich. Ohne Maßnahmen gibt es keine Förderung.

Ute Freund, Stellvertreterin des OB und Fachbereichsleiterin

Ute Freund sprach im Anschluss über den Grünen Tisch, eine Runde aus Vertretern der Stadt und der Umweltinitiativen, die sich mit dem Wechsel an der Stadtspitze gebildet hatte; das nächste Treffen ist für den 2. Dezember geplant. Auch auf das stadteigene Klimaschutz-Konzept ging die Fachbereitsleiterin ein. „Wir arbeiten an den Dingen“, sagte Ute Freund, die auch darüber sprach, dass bedeutende Förderprogramme zunehmend Klimaschutz und Ökologie in den Vordergrund rückten. „Bei jeder Neubeantragung ist eine Maßnahme zum Klimaschutz erforderlich. Ohne Maßnahmen gibt es keine Förderung“, so Ute Freund, die im Gegenzug allerdings kritisch anmerkte, dass es wiederum kein Geld für Maßnahmen für mehr Stadtgrün gebe. „Da werden wir allein gelassen. Wir sind aber dabei, auf Landesebene einen Vorstoß zu unternehmen“, so die Mitarbeiterin der Stadtverwaltung. Rund 3.000 Euro kostet unter anderem die Anpflanzung eines neuen Straßenbaumes. Die Stadt hat für solche Pflanzmaßnahmen ein Spendenkonto eingerichtet.

Blühwiesen bis Gießpatenschaften: Stände zu vielen Themen

Die anschließende Diskussion sowie die Stände von Vereinen und Initiativen zeigten, wie vielfältig das Thema und die Formen des Engagement sind. Das reicht von Baum- und Gießenpatenschaften über Blühwiesen und umweltfreundliche Mobilität bis hin zur Müllbeseitigung.

Das Forum im Architektur- und Umwelthaus gab Gelegenheit, um über Umweltschutz zu diskutieren.
Das Forum im Architektur- und Umwelthaus gab Gelegenheit, um über Umweltschutz zu diskutieren.
(Foto: Torsten Biel)