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Von Heinz Rudolf Kunze bis Phil Collins Musiker begeistern 80er-Jahre-Fans mit „Lost Tracks“

Was einst privat gestartet ist, bringt viel Resonanz im Internet ein.

Aktualisiert: 20.4.2021, 15:09

Naumburg - 80er-Jahre-Musikfans aufgepasst: Initiiert und betrieben von Musikern aus der Saale-Unstrut-Region um Riccardo Blüher in Naumburg, läuft gegenwärtig das Streaming-Projekt „Lost Tracks“ (übersetzt etwa: verloren gegangene Lieder). Noch in dieser Woche soll der inzwischen bereits 25. aufgezeichnete Song im Rahmen der Ende Februar gestarteten Aktion auf den einschlägigen Social-Media-Kanälen hochgeladen und abrufbar sein. Schon im vorigen Jahr hatte Veranstaltungstechniker und Musiker Blüher einige Konzert-Auftritte regionaler Bands aus seinem Garagen-Studio heraus übertragen.

„Aber der Raum ist im Winter nicht beheizbar. Zudem habe ich die Erfahrung gemacht, dass bei einem 45- oder gar 60-minütigen Set nur wenige Betrachter wirklich durchgängig am Bildschirm bleiben. Sechs, sieben Minuten für einen einzelnen Song, inklusive einer kleinen Einführung meinerseits dazu, nimmt sich hingegen wirklich jeder Zeit“, erläutert der Naumburger, warum er nunmehr auf das Motto „In der Kürze liegt die Würze“ setzt - und auf sein privates Wohnzimmer als „Drehort“.

Viele positive Kommentare und Nachfragen in sozialen Kanälen

Anfangs habe er das Ganze eigentlich ausschließlich für sich gemacht, um in der für Kulturschaffende wie ihn seit praktisch einem Jahr beschäftigungslosen Zeit eine gewisse Struktur und ein greifbares Ziel im Tagesablauf zu verankern. „Ich habe mit Coverversionen einiger unbekannterer Songs von Depeche Mode, Erasure und Yazoo begonnen. Was ich niemals gedacht und worauf ich niemals gewettet hätte: Ziemlich schnell habe ich via Social Media ganz viele positive Kommentare und Nachfragen von 80er-Jahre-Fans, nicht zuletzt aus der hiesigen Musiker-Szene und sogar aus den USA, erhalten - oft mit einem fast schon sentimentalen Anstrich à la ’Mensch, das habe ich seit 40 Jahren nicht mehr gehört’ versehen“, berichtet Blüher. „Die meisten Leute kannten mich bis dato ja vor allem als Veranstaltungstechniker und waren ganz erstaunt, dass ich auch selbst singe und gleich eine ganze Reihe von Instrumenten beherrsche.“

Riccardo Blühers „Startphase“ diente gleichzeitig anderen als Inspiration - und gab den Anlass, das zunächst eher privat gehaltene Streaming-Projekt zu seiner jetzigen „Lost Tracks“-Gestalt auszuweiten. „Ich hatte zahlreiche Vorschläge, doch bitte auch noch diesen oder jenen weiteren Titel aus den 80er-Jahren einzuspielen. Außerdem haben mehrere Instrumentalisten und vor allem Sängerinnen bei mir angefragt, ob wir nicht gemeinsam etwas auf die Bühne stellen wollen“, verrät der 40-Jährige.

„Ich habe mit Coverversionen einiger unbekannterer Songs von Depeche Mode, Erasure und Yazoo begonnen.

Musiker Riccardo Blüher

So wie etwa die Freyburgerin Yvonne Cebulla, die bereits in mehreren lokalen Band wie „Keine Ahnung“ oder „Urlaubskasse“ den Gesangspart bestritt. „Mit Yvonne habe ich inzwischen sogar schon zwei Aufzeichnungen gemacht. Wir haben - in eher reduziert-akustisch gehaltenen Arrangements - den 80er-Jahre-Klassiker ’Dein ist mein ganzes Herz’ von Heinz Rudolf Kunze interpretiert sowie Phil Collins’ Kult-Ballade „Against all odds“, was uns sage und schreibe mehr als 1.000 Likes eingetragen hat“, sagt Riccardo Blüher stolz.

Praktisch „Against all odds“ (Gegen jede Wette) sei es auch gewesen, „dass wir zwei überhaupt mal gemeinsam miteinander musizieren“. Doch dieses Streaming-Projekt sorge auf einmal wie von selbst für diese sehr erfreuliche Vernetzung, hebt Yvonne Cebulla hervor. Und übrigens: Selbst Riccardo Blühers neuneinhalb Jahre alte Tochter Deliah hat sich bei den Aufnahmesessions mit dem Spiel auf ihrer Geige oder dem aus Lateinamerika stammenden Schlaginstrument Cajón musikalisch schon mit eingebracht.

Aus emotionalem Loch herausgeholt

Für ihren Vater stellen die von ihm sorgfältig ausgewählten „Lost Tracks“ nicht nur einen Weg zur Verarbeitung persönlicher Erfahrungen dar, sondern haben ihm effektiv auch aus jenem emotionalen Loch herausgeholfen, in das er angesichts des Endlos-Lockdowns im Januar, Februar gerutscht war. „Für jeden einzelnen Song experimentiere ich mit unterschiedlichen Mikrofonen, Kameraeinstellungen und Instrumenten. Dazu kommen die Proben mit meinen musikalischen Partnern mitsamt anschließender Aufnahme, später dann das Zusammenschneiden und -mischen der live on tape mitgeschnittenen Video- und Tonspuren. Da vergeht der Tag buchstäblich wie im Fluge, und ich kann mich einer konkreten Aufgabe widmen“, unterstreicht Blüher. (Andreas Löffler)

Zum Abruf der Sendungen können folgende Links genutzt werden: http://facebook.com/rockonstage und https://www.youtube.com/rockonstage oder auf Instagram: ricci_rockonstage sowie https://www.twitch.tv/rockonstage/