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20-jähriger slowakischer Handballer zurück im Alltag HCB-Nationalspieler: Fokus im Rück(zugs)raum

EM-Teilnehmer Marek Hnidák hat sich in Prittitz von seiner Gastfamilie, den Voigts, in Richtung Naumburg verabschiedet.

Von Andreas Löffler 28.01.2022, 10:29
Der slowakische Handballer mit seiner Gastgeberfamilie - (v.l.) Uwe und Claudia sowie Martin Voigt (2.v.r.) -, HCB-Mannschaftsleiter Matthias Lisker und Dolmetscherin Kassandra Maul in Prittitz.
Der slowakische Handballer mit seiner Gastgeberfamilie - (v.l.) Uwe und Claudia sowie Martin Voigt (2.v.r.) -, HCB-Mannschaftsleiter Matthias Lisker und Dolmetscherin Kassandra Maul in Prittitz. (Foto: Andreas Löffler)

Prittitz/Naumburg - Während bei der Handball-Europameisterschaft am Freitagabend die Halbfinals zwischen Frankreich und Schweden sowie Spanien und Dänemark anstehen, ist für EM-Teilnehmer Marek Hnidák längst wieder der Alltag eingekehrt: Nach dem Vorrunden-Aus der slowakischen Nationalmannschaft, für die der in Diensten des HC Burgenland stehende 20-Jährige sein Debüt bei einem internationalen Großereignis gegeben hatte, stand nach Hnidáks Rückankunft in der Saale-Unstrut-Region erst einmal ein Umzug an.

Von Prittitz nach Naumburg

Von Prittitz, wo er jetzt einige Monate lang bei seinen Gasteltern Uwe und Claudia Voigt Quartier bezogen und mit seinem Teamkollegen Stephan Meyer eine Art WG gebildet hatte, ging es in ein Appartement am Naumburger Kramerplatz. Dieses war nach der vom HCB vorgenommenen Vertragsauflösung mit dem Serben Miloje Dolic frei geworden. Der Wohnsitzwechsel geschah in der Rekordzeit von gerade einmal zwei Stunden (Hnidák: „Ich habe ja nur drei, vier Koffer“) und ähnelt damit ein wenig dem Eiltempo, mit dem der Rückraumspieler zu seinem EM-Debüt kam.

Internationales Debüt mit 20 Jahren:  Marek Hnidák (l.) vom Drittligisten HC Burgenland und dessen slowakischer Teamkollege  Tomas Urban versuchen, in der EM-Partie gegen  Litauen Aidenas Malasinskas zu stoppen.
Internationales Debüt mit 20 Jahren: Marek Hnidák (l.) vom Drittligisten HC Burgenland und dessen slowakischer Teamkollege Tomas Urban versuchen, in der EM-Partie gegen Litauen Aidenas Malasinskas zu stoppen.
(Foto: AFP/Lazar)

„Ich bin im vergangenen Jahr einmal zu einem Nationalmannschafts-Trainingslager mit einem 20-köpfigen Kader eingeladen worden und hatte ganz ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dann tatsächlich unter den 16 für die EM nominierten Auswahlspielern zu sein“, bekennt Marek Hnidák. Umso mehr habe er seine Einsätze für Co-Gastgeber Slowakei in den Vorrundenspielen gegen Norwegen, Litauen und Russland, bei denen er auch insgesamt fünf Tore erzielte, genossen. „Und da unser Spielort Košice nur eine Stunde von meinem Heimatort entfernt liegt, konnte auch meine Familie live vor Ort zuschauen.“

Feste Rituale im Alltag

Dass es für die Slowaken nach zwei deutlichen Niederlagen gegen Norwegen und Russland und einem ungefährdeten Sieg gegen Litauen nicht zum Einzug in die Hauptrunde langte, war freilich keine allzu große Überraschung. Umso mehr könne er sich nun auf seine Rolle beim HCB und den Kampf um den Klassenerhalt in der 3. Liga fokussieren.

Fokus ist übrigens das Stichwort, das einem im Zusammenhang mit Marek Hnidák immer wieder begegnet. Kassandra Maul etwa, die selbst beim HCB spielt und dem Slowaken dreimal in der Woche Deutschunterricht gibt, bemüht genau dieses Wort, wenn sie ihren Schützling charakterisieren soll. „Marek legt viel Wert auf Rituale, feste Schlafenszeiten etwa oder seine Atemübungen.“ Auch Hnidáks vormalige „Herbergseltern“ Claudia und Uwe Voigt in Prittitz berichten, von ihrem in einem Nebengebäude wohnenden Quartiergast „letzten Endes gar nicht so viel mitbekommen“ zu haben - sicher auch wegen der Sprachbarriere.

Grillen, Konsole, Serien

Dessen ungeachtet war es ihnen ein Herzensanliegen, dem jungen Mann ein bisschen Familienanschluss zu bieten - etwa, indem sie ihn zum Grillen einluden. „Und mit unseren Söhnen Robert und Martin konnte sich Marek ja ausgiebig auf Englisch unterhalten.“ Worum es in den Gesprächen ging? „Um alles Mögliche. Handball natürlich, aber beispielsweise auch um Netflix-Serien wie Breaking Bad“, berichtet der 17-Jährige Martin fröhlich.

Marek Hnidák (r.) fachsimpelt mit Martin Voigt, der in der HCB-Jugend spielt, natürlich viel über Handball.
Marek Hnidák (r.) fachsimpelt mit Martin Voigt, der in der HCB-Jugend spielt, natürlich viel über Handball.
(Foto: Andreas Löffler)

Marek Hnidák selbst nennt auch das Anhören verschiedener Podcasts aus dem Sportbereich als eine seiner Freizeitbeschäftigungen. „Ab und zu zocke ich mal an der Videospielkonsole - aber das bitte lieber nicht schreiben“, meint er schmunzelnd. Über den weiteren Fortgang seiner sportlichen Karriere will er erst am Saisonende und nach hoffentlich geschafftem Klassenerhalt mit dem Drittligisten HCB entscheiden. Vorzeitig könnten sich die Burgenländer den Ligaverbleib sichern, wenn sie mindestens Platz sechs nach der Hauptrunde belegen. Ansonsten geht es dann in die Abstiegsrunde.

„Brauche Raum für mich“

Dass dem erst 20-jährigen Linkshänder mit Gardemaßen und EM-Erfahrung nach dieser Saison sicher viele Möglichkeiten offenstehen dürften, nimmt nicht wunder. Für den Moment gilt: „Ich genieße die Situation hier sehr.“ Er möge die Fans und seine tollen Teamgefährten, allen voran Marcel „Popi“ Popa und Marius Göbner. „Aber nicht, dass sich jetzt die anderen zurückgesetzt fühlen“, flachst Hnidák. Auch dass es beim HCB wie in einer großen Familie zugehe, gefalle ihm. „Vielleicht ist es manchmal ein bisschen zu familiär“, gibt er durch die Blume zu verstehen, dass er mitunter eben auch „Raum nur für mich“ brauche, um - er empfindet das selbst als eine elegante Formulierung - „fokussiert“ zu bleiben.

Sein nun eigenes Appartement in Naumburg dürfte ihn in diesem Ansinnen unterstützen. Dass Marek Hnidák seiner „Mutti auf Zeit“ Claudia Voigt eine Likör-Spezialität aus seiner slowakischen Heimat mitbrachte, ist freilich mehr als eine Höflichkeitsgeste, sondern darf als Ausdruck herzlicher Zuneigung verstanden werden. In diesem Sinne: „Na zdravie!“ - „Zum Wohl!“

Zu Gast in der Gieselerhalle

Am Samstag, 29. Januar, hat Drittligist HC Burgenland nach der Heimniederlage gegen Spitzenreiter Vinnhorst erneut einen Hammer-Gegner: Das Team von Trainer Steffen Baumgart gastiert ab 19 Uhr in der legendären Hermann-Gieseler-Halle beim SC Magdeburg II, aktuell Tabellendritter. Baumgart, der einst beim SCM ausgebildet wurde, und Marcel Popa, der in der A-Jugend für die Elbestädter spielte, kehren damit an ihre alte Wirkungsstätte zurück.