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Statt 1,4 verschlingt er Bau der beiden Lagerhallen des Naumburger Bauhofs nun etwa 2,2 Millionen Euro Gewaltige Kostenexplosion in Flemmingen

Investition: Ein Grund für die Mehrausgaben sind die gestiegenen Materialpreise.

Von Harald Boltze Aktualisiert: 30.11.2021, 13:02
Die gute Nachricht: Die beiden neuen Lagerhallen des Bauhofs sind fast fertiggestellt. Die schlechte: Das ganze Vorhaben im Flemminger Gewerbegebiet ist deutlich teurer geworden als zunächst veranschlagt.
Die gute Nachricht: Die beiden neuen Lagerhallen des Bauhofs sind fast fertiggestellt. Die schlechte: Das ganze Vorhaben im Flemminger Gewerbegebiet ist deutlich teurer geworden als zunächst veranschlagt. (Foto: Torsten Biel)

Naumburg - Wer in den vergangenen Tagen und Wochen aufmerksam unsere Zeitung gelesen hat, wird mehrere gute Nachrichten zum Naumburger Baugeschehen vernommen haben. Der Reußenplatz wird bald auf Vordermann gebracht, fürs „Schützenhaus“ wurde vom Investor endlich ein Bauantrag gestellt, in Flemmingen bekommt der Bauhof zwei neue Lagerhallen, und der Umbau des „Schlachthofs“ zum Theaterdomizil schont dank einer Millionen-Spende und einer Fördermittel-Spritze das Stadtsäckel.

Doch wenn man genauer hinter die Kulissen schaut, ist nicht alles „eitel Sonnenschein“. So waren beim Richtfest der Lagerhallen für den Bauhof in Flemmingen zwar alle gut gelaunt, und das Thema Geld wurde außen vor gelassen, doch nun bekommen die Naumburger Stadträte die fette Rechnung auf den Tisch. Unter dem Tagesordnungspunkt „Mehrausgaben“ im Hauptausschuss am morgigen Mittwoch (ab 18.30 Uhr im „Schlösschen“) geht es um eine Kostensteigerung von satten 800.000 Euro (!).

Sanierung auf Friedhof verschoben

Hatte Tageblatt/MZ im Juli noch von geplanten Baukosten in Höhe von 1,4 Millionen Euro geschrieben, so landet man jetzt anscheinend bei 2,2 Millionen. Zur Ursache listet die Stadt in einer Vorlage an die Räte auf, dass erst nach einer „konkretisierten Planung“ klar wurde, dass ein „größerer Mutterbodenabtrag am neuen Standort notwendig ist“. Weiterhin habe es Probleme mit der Bereitstellung von ausreichend Löschwasser gegeben. „Anschlusspunkte für Trink- und Abwasser sowie Elektroleitungen mussten über eine größere Entfernung herangeführt werden. Forderungen aus der Baugenehmigung hinsichtlich der Aufbereitung von Löschwasser im Falle eines Brandes im Salzlager verteuern ebenfalls die Tiefbaumaßnahmen“, heißt es. Ein weiterer Kostentreiber: die Materialpreise. Diese seien gerade für Stahl und Dämmungen „exorbitant“ gestiegen. „Manche Materialien sind überhaupt nicht oder nur schwer zu beschaffen. Gerade beim Bewehrungsstahl und der druckfesten Styrodurdämmung für die Bodenplatte der Halle 1 sind wir froh, überhaupt eine Lieferung erhalten zu haben. Für den Stahlbau konnte nur eine Firma mit Vereinbarung einer Stoffpreisgleitklausel gewonnen werden. Eine Normalisierung der Preise ist momentan nicht absehbar“, heißt es im Papier der Stadtverwaltung.

Doch woher kommt nun das Geld für den 800.000-Euro-Nachschlag, zumal ja selbst die ursprünglichen 1,4 Millionen nur kreditfinanziert sind? Der Vorschlag der Stadt: 50.000 Euro werden vom Vorhaben „Bau von barrierefreien Bushaltestellen“ abgeknapst, und eine Viertelmillion Euro wird frei, wenn man die Sanierung des Verwaltungsgebäudes am Neuen Friedhof verschiebt. Die ausbleibende Differenz von 500.000 Euro „wird im Haushalt 2022 in Verbindung mit einer geplanten Kreditaufnahme veranschlagt“. Mal schauen, was die Stadträte von diesen Vorschlägen halten.

Ärger am Hegeweg

Die Sitzungen des Technischen sowie des Wirtschaftsausschusses des Naumburger Gemeinderates nutzten jüngst sowohl Bürger als auch Räte, um Fragen an die Verwaltung zu formulieren. So kritisierten etwa Michael und Katrin Scholz die Zustände am Naumburger Hegeweg und vor allem den Lärm von der benachbarten Großbaustelle auf dem Gelände der ehemaligen Stadtgärtnerei, wo etliche Einfamilienhäuser entstehen. Dort würden sich die Baufirmen nicht an die geltenden gesetzlichen Zeiten halten. Immer wieder sei es in den vergangenen Monaten vorgekommen, dass bereits um 5.10 Uhr morgens die Baumaschinen angeworfen wurden. Bagger und Rüttelplatten würden den Nachtschlaf jäh beenden, aber auch am Abend kehre zuweilen nicht vor 19 Uhr Ruhe ein. Die städtische Bau-Fachbereichsleiterin Ute Freund nahm das Thema auf, erklärte, dass Baufirmen natürlich vor allem in der schönen Jahreszeit jedes Tageslicht nutzen wollen, man als Verwaltung aber das Einhalten der Sperrzeiten kontrollieren könne.

Ein weiterer Kritikpunkt des Ehepaars Scholz: die Straßenbeleuchtung im Wohngebiet am Hegeweg. Diese sei hell „wie im Stadion“. 48 Lux habe er mittels Smartphone gemessen, so Michael Scholz. Schon einmal sei ihm seitens der Stadt ein Herunterregulieren versprochen worden. Ute Freund sagte ihm eine erneute Prüfung zu.

Sorgen ums Museum

Um die „Hohen Lilie“ am Naumburger Marktplatz drehte sich hingegen die Anfrage von Stadtrat Uwe Droese (SPD-Fraktion). Er mache sich Sorgen um deren Zustand, ließ er wissen. Und auch hier fand Droese ein offenes Ohr der Stadtverwaltung. Es gebe tatsächlich bereits den Plan, die Fassade des Stadtmuseums zu sanieren. Entsprechende Finanzmittel sollen nun im Haushalt eingeplant werden, sagte Bau-Fachbereichsleiterin Ute Freund. hbo