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Tourismus-Verein Fusion mit dem Thüringer Nachbarn im Fokus

Saale bildet roten Faden. Gebiet soll bis Hermsdorfer Kreuz und Kahla reichen.

15.04.2021, 09:20

Naumburg/Jena - Wettin und Jena trennen über 100 Kilometer, eine Großstadt, zwei Chemiestandorte und eine Landesgrenze, und doch könnten beide Städte bald gemeinsam touristisch vermarktet werden. Denn der Verein Saale-Unstrut-Tourismus (SUT), der das Außenmarketing für den Burgenlandkreis und den Saalekreis sowie zahlreiche der dortigen Gemeinden betreibt, will sich neu aufstellen. Dabei strebt er einen Zusammenschluss mit dem Thüringer Tourismusverband Jena-Saale-Holzland an. Das erweiterte Vermarktungsgebiet „Saale-Unstrut“ würde dann im Süden bis zum Hermsdorfer Kreuz und nach Kahla reichen.

„Schon jetzt gibt es zahlreiche verbindende Elemente, welche aus Gästesicht keine Grenze innerhalb der touristischen Regionen oder Landkreise erkennen lassen“, argumentiert Steven Müller-Uhrig, Sprecher des Burgenlandkreises, in der gemeinsamen Antwort von Kreis und SUT. Als Beispiele führt er die zahlreichen Burgen im Gebiet an sowie Aktivitäten wie Kanu oder Rad fahren. „Das bedeutendste Bindeglied ist sicherlich die Saale selbst mit dem Saaleradweg, der wie ein roter Faden die beiden touristischen Destinationen bereits jetzt miteinander verbindet“, sagt Müller-Uhrig. Während ein Großteil des Radweges jedoch auf dem Gebiet des Tourismusvereins liege, sei für dessen Koordination der Tourismusverband Jena-Saale-Holzland verantwortlich.

Zusammenarbeit bereits seit einigen Jahren

Deshalb arbeiten beide Verbände bereits seit Jahren zusammen, sind seit 2017 jeweils Mitglied im anderen Verband. Müller-Uhrig verweist auf die Tourimusstrategien von Sachsen-Anhalt und Thüringen: Diese würde die regionalen Tourismusverbände verpflichten, sich zu starken Organisationen zum „Destinationsmanagement“ zu entwickeln. Auf Neudeutsch würde man wohl sagen: Big Player zu werden.

Die beiden Verbände haben daher seit 2019 mit Hilfe einer Berliner Beraterfirma durch Befahrungen und in Workshops an einer gemeinsamen Tourismusstrategie gefeilt. „Es werden die strategischen und inhaltlichen Ziele für die Zusammenarbeit in einer Gesamtregion – künftig gemeinsam unter der Marke Saale-Unstrut – aufgezeigt, aber auch Entscheidungsgrundlagen für eine gemeinsame Organisationsstruktur“, erörtert Müller-Uhrig den Inhalt. Wie die Struktur genau aussehen soll, dazu hält sich der Kreissprecher bedeckt. Nach Tageblatt/MZ-Informationen lautet die Idee derzeit, eine GmbH zu gründen. Aktuell beschließen beide Mitgliedsversammlungen im Umlaufverfahren, wie das weitere Vorgehen sein soll. Erklärtes Ziel ist, dass die Verbände ab 2023 gemeinsam in der neuen Struktur arbeiten.

Saalekreis zeigt sich offen für Fusion

Beim Saalekreis, der wie etwa Merseburg, Bad Dürrenberg und Mücheln direktes Mitglied im SUT und damit auch an dessen Entscheidungsprozessen beteiligt ist, zeigt man sich für die angestrebte Fusion mit dem thüringischen Verband offen. „Gäste, die in die Region kommen, betrachten diese als Ganzes und denken nicht in Länder-, Landkreis- und Gemeindegrenzen“, argumentiert der zuständige Wirtschaftsförderer Kevin Löber ähnlich wie Müller-Uhrig. „Die Tourismusregion Saale-Unstrut definiert sich zudem nicht ausschließlich durch Übernachtungsgäste. Der Fokus liegt insbesondere auf Tagestouristen.“

In der Vergangenheit waren sich die Akteure vor allem einig, dass das dafür vorhandene Potenzial im Saalekreis noch nicht ausgereizt wird. Immer wieder flammte zudem die Kritik auf, dass der in Naumburg ansässige SUT seinen Fokus stärker auf dem Burgenlandkreis habe, deshalb etwa der nördliche Saalekreis weniger Beachtung finde. Negative Folgen für die Wahrnehmung der touristischen Angebote im Saalekreis durch die nun anstehende Umstrukturierung, sprich Erweiterung gen Süden, fürchtet Löber allerdings nicht. „Aus unserer Sicht ist ein Nachlassen der Aktivitäten des SUT mit Blick auf den Saalekreis nicht zu befürchten.“ Im Gegenteil sei durch die „Ressourcenbündelung“ mit dem Thüringer Verband gar eine Intensivierung angestrebt.

Die Neukonzeption des SUT fällt im Saalekreis mit einem anderen Projekt zeitlich zusammen. Der Kreistag entscheidet am 21. April darüber, ob er ein neues Tourismuskonzept für den Saalekreis erarbeiten lassen will. Kostenpunkt 100.000 Euro, wovon allerdings 80.000 Euro Fördermittel wären. Das Konzept, so erläutert Löber, soll helfen, die vorhandenen Potenziale zu heben und den Tourismus so stärker zu einem Wirtschaftsfaktor für den Kreis zu machen. (Robert Briest)