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Sand im Getriebe der Laga Sand im Getriebe der Laga: Gartenschau in Bad Dürrenberg mit Hindernissen konfrontiert

Von Melain van Alst 12.06.2020, 10:57
Nur die Archäologen sind im Kurpark zu Gange.
Nur die Archäologen sind im Kurpark zu Gange. Katrin Sieler

Bad Dürrenberg - Gut drei Jahre sind seit der Nachricht vergangenen, dass Bad Dürrenberg die Landesgartenschau 2022 ausrichten wird. Am 28. März 2017 haben Bürgermeister Christoph Schulze (CDU) und die damaligen Vorsitzenden der Stadtratsfraktionen sowie der Stadtratsvorsitzende am Solezwerg im Kurpark auf den Erfolg angestoßen.

Damit begann der Wettlauf gegen die Zeit: Der 8. April 2022 war das unverrückbare Datum der Eröffnung, das bei jeder Entscheidung wie ein Damoklesschwert über Stadt und Rat schwebt. Nun wackelt das Datum und alle schauen gespannt nach Magdeburg. Denn das Land entscheidet, wie es weitergeht. Doch was hat sich in den vergangenen Jahren getan und warum droht die Schau verschoben zu werden? Eine Analyse.

Sand im Getriebe: Laga 22 in Bad Dürrenberg mit Hindernissen

Ein bisschen Sand im Getriebe gehört bei einem Projekt dieser Größe dazu und lässt sich nicht vermeiden. Doch die Frage in Bad Dürrenberg ist, wie viel Sand verträgt ein Projekt, bevor es zum Stillstand kommt? Der plötzliche Tod des Geschäftsführers der Landesgartenschaugesellschaft Mitte Februar war ein Rückschlag und besonders tragisch.

Gerade als die Mitarbeiter der Gesellschaft ihren Dienst aufgenommen hatten, starb Frank Schröder. Doch Glück im Unglück für die Stadt, fand sich schnell ein neuer Geschäftsführer und so sitzt Michael Steinland bereits fest im Sattel. Es mag nicht der beste Start für die Gesellschaft gewesen sein, hat aber die Schau nicht gefährdet.

Monate in Verzug

Schwerer wiegt jedoch der zeitliche Verzug, der sich nun Tag für Tag deutlicher abzeichnet. Der Kurpark ist seit 27. Januar für Besucher geschlossen. Alles schien nach Plan zu laufen: Nach der Schließung mussten zahlreiche Bäume im Kurpark gefällt werden, eine Aufgabe, die im Winter stattfinden muss.

Im Anschluss konnte und kann man bis heute die Archäologen beobachten, die dort nach historischen Funden suchen. Doch sie sind die einzigen, die dort zugange sind. Das Bild müsste ein anderes sein: Noch im März hätte der Boden aufgegraben werden sollen, damit neue Leitungen verlegt werden. Bäume hätten gepflanzt werden sollen. Die Betonung liegt hier auf hätte.

Corona erschwert Sanierungsarbeiten

Die Einschränkungen mit der Coronakrise haben alles zum Erliegen gebracht, Kampfmittelbeseitigungsdienste durften nicht mehr ausrücken. Ohne deren Freigabe finden aber keine Erdarbeiten statt. Nun, Mitte Juni, steuert man allein dort auf einen Verzug von fast drei Monaten zu. Auch die Sanierung des Solewegparkplatzes und des Saaleradwegs können aus diesem Grund nicht beginnen.

Marcus Büsch, stellvertretender Bauamtsleiter, zeigt auf Licht am Ende des Tunnels und erklärt im jüngsten Landesgartenschauausschuss, dass nun eine erste Ausnahmegenehmigung zur Sondierung vorliege.

Fördermittelbescheid für Gradierwerk kam Anfang Mai

Was noch immer nicht vorliegt, ist die Förderung der Einzelprojekte auf dem Landesgartenschaugelände. Der entsprechende Bescheid der Investitionsbank war ebenfalls für Ende März oder Anfang April in der Stadt erwartet worden. Nur mit der finanziellen Zusage können weitere Arbeiten formal ausgeschrieben werden.

So wie am Gradierwerk: Der Fördermittelbescheid für die gestiegenen Kosten war Anfang Mai gekommen, die nächsten Arbeiten sollen in der kommenden Woche ausgeschrieben werden. Dort wird man bald tatsächlich etwas sehen können, wenn der Wiederaufbau des Querstücks des Denkmals beginnt.

Mehrkosten in Millionenhöhe

Das ohnehin enge zeitliche Korsett der Laga scheint gesprengt worden zu sein und das hat das Land auf den Plan gerufen. Bürgermeister Christoph Schulze (CDU) hat zusammen mit Kämmerin Nicole Werner errechnet, welche finanziellen Konsequenzen es hätte, die Schau 2022 zu eröffnen oder um ein Jahr zu verschieben. Es bräuchte einen Baubeschleunigungszuschlag von 15 Prozent und vermutlich viel Glück, um den Termin halten zu können.

Bei einer Verschiebung müsste dagegen der steigende Baupreis, der laut den Statistiken mit fünf Prozent berechnet wird, addiert werden. Darüber hinaus müssen Planer, Gesellschaft und Projektsteuerer ein ganzes Jahr länger bezahlt werden. Dennoch, so die Einschätzung, wäre es günstiger zu verschieben.

Aktuelle Kostenschätzungen liegen fast immer über den ursprünglichen Prognosen

Die Finanzen sind neben der Zeit, der größte Faktor bei dem Projekt. Nicht nur durch Verzögerungen steigen die Kosten. Beim Blick auf die Tagesordnungen der Ausschüsse häufen sich zwei Worte: überplanmäßige Ausgabe. Ob das Straßen sind oder die Projekte auf dem Gartenschaugelände, aktuelle Kostenschätzungen liegen fast immer über den ursprünglichen Prognosen. Ein Gutachten hat zudem ergeben, dass die Mauern der Amtsberggärten dringend und aus Sicherheitsgründen saniert werden müssen.

Kostenpunkt: zusätzlich zwei Millionen Euro. Sie machen den Hauptposten der sich nun abzeichnenden Mehrkosten aus. Nimmt man alles zusammen, rechnet die Stadt für eine Laga 2022 mit Mehrkosten von 7,3 Millionen Euro und für eine Verschiebung auf 2023 mit 5,5 Millionen Euro. Und da ist die wohl entscheidendste Frage zwischen Stadt und Land: Wer wird wie viel davon zahlen?

Tendenz absehbar?

Das sind die Fakten, die die Stadt dem Land vorgelegt hat. Das Kabinett muss nun entscheiden, wie es damit umgehen will. Doch schon jetzt glaubt Bürgermeister Christoph Schulze eine Tendenz ablesen zu können, die sich gen 2023 bewegt.

Zuletzt hatte das Land außerdem beschlossen, die Bewerbungsfrist für die folgende Landesgartenschau zu verschieben. Da eine solch aufwendige Schau in weniger als fünf Jahren kaum vorzubereiten ist, könnte auch die Schau von 2026 auf 2027 verschoben werden. (mz)