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Hilfe für Streithähne

01.12.2004, 16:44

Halle/MZ. - Die Schule ist bekanntlich mehr als ein reiner Bildungsort. Hier findet ein Großteil des sozialen Lebens der Schüler statt. Deshalb herrscht an einer Schule auch nicht immer nur Friede, Freude, Eierkuchen. An der Sekundarschule "Johann Wolfgang von Goethe" in Merseburg hat man verstanden, dass Konflikte an Schulen normal sind, aber gelöst werden können. Zum Beispiel durch Streitschlichter.

Im Sommer 2003 gründete Martina Jaros nach erfolgreichen Versuchen an der Sekundarschule Rosental an der Goethe-Schule eine Streitschlichtergruppe, die Mediatoren. Viele Schüler zeigten sich interessiert und nahmen an der Ausbildung teil.

In Rollenspielen lernten sie, auf die Streitenden einzugehen und eine Lösung anzustreben. Ziel des Trainings ist schließlich, dass sich die Schlichter selbständig um ihre Mitschüler kümmern.

Eine Instanz von Schülern für Schüler. Keine leichte Aufgabe. "Man braucht vor allem Zeit, Ausdauer und Geduld", meine Ivonne

Bräunlich, eine der Schlichterinnen. Zusammen mit Susanne Erpel, Marie Louise Hartung (alle 10. Klasse) und Veronika Riedel (9. Klasse) erzählte sie der Jugendredaktion von ihren Erfahrungen in der Gruppe. Nach einem Jahr Ausbildung, konnten sie nämlich im Sommer 2004 anfangen selbständig zu schlichten. In den Hofpausen am Montag und Donnerstag stehen sie seitdem den Schülern zur Verfügung, um sich Probleme anzuhören und neutral zu vermitteln. Da können Freunde kommen, die sich aus irgendeinem Grund nicht mehr verstehen, oder Klassenkameraden, wo der eine an der Haltung des anderen etwas auszusetzen hat. Auch jüngere Schüler tauchen auf, weil beispielsweise der eine dem anderen etwas weggenommen hat. "Wir schaffen es, den Schülern wirklich zu helfen. Und wenn sich die Streitenden vorerst nur aus dem Weg gehen", meinte Marie Louise Hartung stolz.

Doch Überheblichkeit macht sich deswegen noch lange nicht breit. Die Schlichter wissen, dass sie eigentlich erst am Anfang stehen. Aller 14 Tage treffen sie sich deshalb und tauschen ihre Erfahrungen aus. "Denn es gibt einfach Momente, da ist man sprachlos. Ich habe zwar meinen Ablaufplan für die Gespräche, weiß aber manchmal einfach nicht, was ich sagen soll", sagte Ivonne darüber, wie verzwickt es manchmal ist.

Martina Jaros ist stolz auf die Entwicklung ihrer Schützlinge: "Die Schüler haben begonnen, selbständig auf einen Konflikt zuzugehen und eine gemeinsame Lösung anzustreben." Die Termine bei den Schlichtern seien recht begehrt und jeder Schlichtungsversuch sei bisher außerdem gut ausgegangen. Im September wurden zehn neue freiwillige Schüler in die Projektgruppe aufgenommen, die nun ebenfalls lernen sollen, wie man mit Streithähnen umgeht und Konflikte aus der Welt schafft.

Die Schlichter hoffen, dass ihre Arbeit noch mehr Anklang an der Schule findet. Yvonne Bräunlich: "Die Schüler sollen uns ernst nehmen und erkennen, dass wir ihnen helfen wollen und bereit sind, uns dafür einzusetzen." (Kommentar Seite 11) Sven Jaros