Zeugnisübergabe in Köthen Zeugnisübergabe in Köthen: Kein Tag wie jeder andere

Köthen/MZ - Sie hatten sich alle in Schale geworfen, die jungen Damen in Cocktailkleider mit hohen Schuhen, die jungen Männer meist mit Anzug und Schlips. Bei der Zeugnisübergabe der Berufsbildenden Schulen Anhalt-Bitterfeld, die diesmal an einem traditionsreichen Ort, in der Köthener Jakobskirche, stattfand, wollten die meisten offenbar eine gute Figur machen. An einem Tag, der in ihrem Leben so nicht wiederkommt.
62 Prozent der Schüler schaffen Abschluss
Insgesamt 48 Abschlusszeugnisse für Fachoberschüler und 26 für Fachschüler musste Schulleiter Rainer Woischnik im Vorfeld unterschreiben. „62 Prozent aller Schüler haben ihren Abschluss geschafft“, sagte er. Dass es 38 Prozent nicht geschafft haben, wollte der Pädagoge nicht überbewerten. „Es ist normal, dass nicht alle das Ziel erreichen“, sagte Woischnik in seiner Rede, die sehr persönlich gehalten war.
Zu denen, die es nicht nur geschafft, sondern sogar besonders gut abgeschnitten haben, gehören Ulrike Bukvic (24) aus Großbadegast und Philipp Börn (21) aus Bernburg. Sie haben auf ihrem Abschlusszeugnis an der Fachschule bzw. Fachoberschule einen Notendurchschnitt von 1,3 (Ulrike) und 1,2 (Philipp) erreicht.
Doppelbelastung zehrt an den Nerven
Die junge Großbadegasterin hat sich an den Berufsbildenden Schulen am Standort Köthen vier Jahre lang zum staatlich geprüften Betriebswirt weitergebildet. Sie hat schon eine Ausbildung zur Bürokauffrau hinter sich und wollte beruflich weiterkommen, wie sie sagt. Also hat sie die Fachschulausbildung im Abendstudium absolviert. Tagsüber arbeitete die 24-Jährige beim Containerdienst Kremer. „Das zehrt schon an den Nerven“, gesteht Ulrike Bukvic. Was ihr geholfen habe sei der gute Zusammenhalt in der Klasse gewesen und die Unterstützung der Lehrer und der Familie. So habe sie alle Hürden genommen. Auch wenn ihr Hobby, das Tanzen, in diesen Jahren ein wenig auf der Strecke blieb. Dafür hat sie auf der Schulbank ihren Freund kennengelernt. „Wir saßen also in einem Boot“, sagt die junge Frau. Mit einer Ausbildereignungsprüfung könne sie künftig auch die Azubis im Betrieb unter ihre Fittiche nehmen.
Zeit für die WM
Der Bernburger Philipp Börn hat ebenso klare Vorstellungen von seiner Zukunft. Jetzt, wo er das Fachabitur Technik in der Tasche hat, will er an der Köthener Fachhochschule Maschinenbau studieren. Das habe ihn auch bewogen, jeden Tag von Bernburg nach Köthen an die BBS zu fahren. Die Kontakte zwischen den Berufsbildenden Schulen und der Hochschule seien sehr gut. Zuvor hat der junge Mann schon eine Lehre zum Industriemechaniker gemacht. Technik sei ein sehr anspruchsvolles Fach, meint der Bernburger. In seiner Klasse gab es 20 Schüler, davon nur ein Mädchen. Doch obwohl auch er sich dahinter klemmen musste, um den Abschluss mit einem so guten Notendurchschnitt zu schaffen, blieb gerade in den letzten Wochen noch Zeit für das eine oder andere WM-Spiel im Fernsehen.
Die Hobbys Fußball und Computer seien also nicht ganz auf der Strecke geblieben, sagt der junge Bernburger.


