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„Ein großes Maul“ Uwe Schönemann ist neuer Vorsitzender des FDP-Ortsverbandes in Köthen

Als neuer Vorsitzender der FDP in Köthen will der Uhrmachermeister den Schwung der Bundestagswahl nutzen.

Von Sylke Hermann 19.12.2021, 12:00
Uhrmachermeister und Chef-Liberaler in Köthen: Uwe Schönemann ist neuer Vorsitzender des Ortsverbandes.
Uhrmachermeister und Chef-Liberaler in Köthen: Uwe Schönemann ist neuer Vorsitzender des Ortsverbandes. (Foto: Sylke Hermann)

Köthen/MZ - Dass sich Uwe Schönemann „jetzt noch mehr Arbeit aufgehalst hat“, registriert eine Kundin beiläufig, während der Uhrmachermeister sich um die Armbanduhr der Dame kümmert. Er hätte ja auch nein sagen können“, stellt der 60-Jährige klar und schmunzelt. Weil seine Kundin recht hat? „Ich bin seit 30 Jahren in dem Verein.“ Immer habe er sich erfolgreich gedrückt, wie er sagt, den Vorsitz zu übernehmen. Nun ist er es. Uwe Schönemann führt den Ortsverband der FDP in Köthen.

Familiär, erzählt er, hätten die Liberalen schon immer eine Rolle gespielt, deren Politik sei gewissermaßen „durchs Haus gewabert“, wie er sagt. Die Großeltern zählen nach dem Krieg zu den Gründungsmitgliedern in Köthen und verkörperten durchaus den Anspruch, „politisch nicht ins Abseits gestellt zu werden“; „sie wollten mitgestalten“.

In allen Belangen „selbstbestimmt entscheiden zu dürfen“, das ist Uwe Schönemann wichtig

Er selbst habe „schon immer einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn“ verspürt; in allen Belangen „selbstbestimmt entscheiden zu dürfen“, das ist Uwe Schönemann wichtig. Er spricht im Zusammenhang mit seinem politischen Engagement immer wieder von einem „freiheitlichen Drang“. Der Handwerksmeister verbindet damit sehr persönliche Erfahrungen. Insbesondere auf dem Weg in die Selbstständigkeit. 1930 eröffnen seine Großeltern das Juweliergeschäft in der heutigen Weintraubenstraße, was an sich schon nicht einfach gewesen sei.

Um überhaupt in ihrem Beruf arbeiten zu können, geben sie das Uhrmacherhandwerk auf und betätigen sich ausschließlich als Händler. Die andere Option wäre eine PGH gewesen. Uwe Schönemann, geboren im November 1961, bekommt als junger Mensch mit, wie viele Zwänge mit der Berufstätigkeit seiner Großeltern verbunden sind. Von der Budgetierung bis zur Materialbeschaffung. „Darüber wurde zu Hause natürlich gesprochen.“

In der Abschlusszeitung ist über ihn zu lesen: „Gott erschuf ein großes Maul“

Uwe Schönemann hätte das Geschäft der Großeltern gern nahtlos weitergeführt, obwohl er eine Zeit lang auch mit Jura geliebäugelt hatte. „Ohne Abitur geht das nicht“, stellt er fest. Denn die Zulassung zur EOS bekommt er nicht – wegen seines Elternhauses, heißt es. Zudem, vermutet er, dürfte es nicht gerade zuträglich gewesen sein, dass er immer seine Meinung sagt. In der Abschlusszeitung ist über ihn zu lesen: „Gott erschuf ein großes Maul.“ Lachend erinnert er sich daran.

Nach zehn Jahren an der Kastanienschule und einem sehr guten Abschluss, sucht er zunächst vergebens nach einem Ausbildungsbetrieb. Über Umwege darf er in der Gold- und Silberschmiede in der Köthener Schillerstraße schließlich doch das Uhrmacherhandwerk erlernen. Er macht seinen Meister und arbeitet bis 1985 dort – bis er am 1. Oktober seine Gewerbegenehmigung erhält und die Uhrmacherwerkstatt im Familienbetrieb wieder eröffnen darf. Dass er parallel nach Neubrandenburg „zur Fahne“ muss, amüsiert ihn heute sichtbar.

Seine Fraktion ist winzig, umfasst mit ihm zwei Mitglieder

Für die Liberalen sitzt er seit der Wende ununterbrochen im Stadtrat von Köthen. „Ich habe gelernt, dass man ein dickes Fell und einen langen Atem braucht.“ Eigentlich spiele es keine Rolle, wer Vorlagen einbringe oder Themen anstoße, „Hauptsache, dem Bürger nützt es – denn der hat mich gewählt“.

Seine Fraktion ist winzig, umfasst mit ihm zwei Mitglieder. Das würde er gern ändern und den Schwung der Bundestagswahl mitnehmen. „Ich will, dass wir stärker werden.“ Und Strukturen ändern. Als neuer Vorsitzender der FDP in Köthen mit circa 30 Mitgliedern setzt er sich vor allem dafür ein, „dass wir das Potenzial nutzen“.