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Schöne Dörfer im Altkreis Köthen „Unser Dorf hat Zukunft“: Diese fünf selbstbewusste Kandidaten haben ihren Hut in den Ring geworfen

Der Kreiswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ findet im Altkreis Köthen eine gute Resonanz. Jetzt bereiten sich die Bewerber auf den Besuch der Jury vor.

Von Sylke Hermann 03.07.2024, 10:56
Kühren ist beim Wettbewerb um das schönste Dorf wieder dabei. 2020 wurde die Jury von einem Lanz Bulldog durchs Dorf gezogen.
Kühren ist beim Wettbewerb um das schönste Dorf wieder dabei. 2020 wurde die Jury von einem Lanz Bulldog durchs Dorf gezogen. Foto: Ute Nicklisch

Köthen/MZ. - „Pass auf, wir machen das.“ Swen Meyer hatte die Botschaft eines engagierten Bewohners, der erst vor kurzem ins Dorf gezogen ist, verstanden. Man habe schließlich nichts zu verlieren, „selbst wenn wir nur einen Blumenstrauß bekommen“. Also macht Görzig mit und will 2024 das schönste Dorf im Landkreis Anhalt-Bitterfeld werden. Die Zuversicht riesig: „Vielleicht gewinnen wir sogar“, greift der Ortsbürgermeister die Worte des Neu-Görzigers auf.

In der Landkreisverwaltung ist das Bewerbungsprozedere mittlerweile abgeschlossen. Zwölf Orte aus den Altkreisen Köthen und Bitterfeld schicken ihre ambitionierten Vertreter ins Rennen. Einzig der Zerbster Raum fehlt, was Marie-Luise Wille ein wenig enttäuscht zur Kenntnis nimmt. Obwohl sie alles versucht habe – keine Meldung aus dem Altkreis Zerbst. Und doch überwiegt insgesamt die Freude bei der zuständigen Sachbearbeiterin. Nach eher zögerlichem Beginn könne sich die Anzahl an Kandidaten durchaus sehen lassen, findet sie. Sieben kommen aus der Bitterfelder Ecke, fünf aus der Köthener. An vier Tagen Ende August wird eine Jury die Dörfer bereisen.

Sanierte Kirche Hohnsdorf

1 Carsten Bartz hat Trebbichau an der Fuhne und Hohnsdorf für den Wettbewerb ins Gespräch gebracht. Die kleinen Orte im Südlichen Anhalt wollen gemeinsam antreten. So zumindest die Vorstellung des alten Ortschaftsrates, mit dem der Ortsbürgermeister den Dorfwettbewerb gedanklich vorbereitete. Nun muss die Idee auch den neuen Mitgliedern – immerhin vier von fünf – schmackhaft machen. Allerdings wüsste er nicht, warum man kein Interesse haben sollte. „Wir haben mit der Kirche in Hohnsdorf, die wir erst vor kurzem nach umfangreichen Sanierungsarbeiten wieder in Dienst gestellt haben, einen neuen Dorfmittelpunkt.“ Den gelte es nun mit allen interessierten Akteuren in den Dörfern zu beleben. Ende Juli gibt es die erste Zusammenkunft mit dem neuen Ortschaftsrat. Doch Carsten Bartz will schon früher mit allen reden, „damit sich jeder einbringen kann“.

Alle lieben „Tante Enso“

2 Görzig ist der zweite Kandidat aus dem Südlichen Anhalt. Hier ist man etwas weiter als in Trebbichau und Hohnsdorf. „Wir haben schon mehrfach im Schulungsraum der Feuerwehr zusammengesessen“, sagt Swen Meyer. „Was haben wir zu bieten und was wollen wir der Jury zeigen.“ Darum sei es gegangen. Zu bieten habe sein Dorf einiges, vor allem ein sehr reges Vereinsleben. Angefangen bei der Feuerwehr, über den Boxverein, den Fußballverein, bis hin zur Schalmeienkapelle. Hinzu kommen das Mehrgenerationenhaus, der Planetengarten – „unser Tante-Enso-Laden“, betont Swen Meyer im Gespräch mit der MZ. „Jeder kann einkaufen gehen, wann er will.“ Görzig habe in der Vergangenheit „so viel auf die Beine gestellt“, betont der Ortsbürgermeister. Damit wolle man Sympathiepunkte sammeln und den Fokus klar herausarbeiten: „Wir tun alles für unsere Kinder.“

Auf „Tante Enso“ sind die Görziger zu Recht richtig stolz.
Auf „Tante Enso“ sind die Görziger zu Recht richtig stolz.
Foto: Chris Luzio Schönburg

Der Ort der „Kleinen“ Feste

3 Kühren beteiligt sich nach 2020 zum zweiten Mal am Dorfwettbewerb. „Das hat beim letzten Mal so viel Spaß gemacht“, erinnert Ortsbürgermeisterin Babett Wimmer. „Außerdem ist es eine gute Chance, sich zu zeigen.“ Der Akener Ortsteil will vor allem mit seinem voll gepackten Veranstaltungskalender punkten, der für ein so kleines Dorf bemerkenswert sei. Babett Wimmer nennt zum Beispiel das Volleyballturnier mit den Nachbardörfern Diebzig, Lödderitz und Mennewitz. Bei der Dorfrallye, einer Schnitzeljagd durch den Ort, hätten die Kinder jedes Mal viel Spaß. In Kühren werden Kleine Ostern und Kleine Pfingsten gefeiert, es gibt das Ringreiten und im Advent viele Gelegenheiten, einander zu treffen. Außerdem sei inzwischen die Heimatstube saniert. „Wir wollen zeigen, dass man auch als kleines Dorf, Großes auf die Beine stellen kann“, so die Ortsbürgermeisterin.

Generationen finden zusammen

4 Mit 69 Einwohnern ist Thurau auch eines der kleinen Dörfer, „aber wir haben einen gewachsenen Ortskern mit einer mittlerweile 200-jährigen Eiche und den Linden, die gemeinsam mit der Kirche das Flair des Ortes ausmacht“, sagt Ortsbürgermeisterin Iris Schumacher. Dorfmittelpunkt ist ein Platz, den viele Einwohner gemeinsam gestaltet hätten – mit Spielplatz und Sitzmöglichkeiten. Ein Verein engagiert sich zudem für den Erhalt der Kirche. „Am wichtigsten“, betont die Ortsbürgermeisterin, „sind die Menschen in Thurau, die es zum Beispiel ermöglichen, dass ein schwer behinderter Einwohner Ausflüge machen kann. Bei uns finden alle Generationen zusammen. Viele Einwohner verbindet ein gutes persönliches Verhältnis.“

Immer mehr gestaltete Hausfassaden

5 Reppichau hat sich als „Sachsenspiegel“-Dorf zum großflächigen Kunstprojekt entwickelt – und das, kündigt Christian Berger an, wolle man der Jury selbstbewusst präsentieren. Gemeinsam mit Erich Reichert vom Förderverein „Eike von Repgow“ will der Noch-Ortsbürgermeister – Christian Berger hatte bei den Kommunalwahlen für den Gemeinderat kandidiert – „ein überzeugendes Konzept“ auf die Beine stellen. Der überall im Dorf sichtbare Bezug zum „Sachsenspiegel“, der zeichne Reppichau aus und dadurch wolle man auch den Tourismus weiter ankurbeln. Dass immer mehr Hausfassaden gestaltet und auch Figuren aufgestellt werden, ist für Christian Berger die Bestätigung, „dass wir dieses Thema leben“. Deshalb will man selbstbewusst in den Dorfwettbewerb gehen und sich als Sieger im Kreis für den Landeswettbewerb qualifizieren.