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Spendenaufruf Spuren jüdischen Lebens in Köthen: Friedhofskapelle auf Jüdischem Friedhof muss saniert werden

Das „Who is who“ der jüdischen Gemeinde von Köthen ist hier beerdigt. Allerdings braucht das Gebäude dringend eine Sanierung. Dafür wird nun um Spenden gebeten.

Von Sylke Hermann 23.05.2022, 10:04
Die Kapelle auf dem Jüdischen Friedhof in Köthen
Die Kapelle auf dem Jüdischen Friedhof in Köthen (Foto: Hermann=

Köthen/MZ - Die Frage kommt ganz zum Schluss: „Dürfen wir denn auch mal reinschauen?“ Köthens Stadtarchivarin Monika Knof gibt zu, diese Option tatsächlich verdrängt zu haben; dabei habe sie sich den Schlüssel extra geben lassen. Allerdings, kündigt sie an, könnte das Schloss ein wenig klemmen. Nachdem sich mehrere Personen daran versucht haben, bleibt die Kapelle auf dem Jüdischen Friedhof an diesem Sonntagvormittag bedauerlicherweise verschlossen. Mehr als ein verstohlener Blick durch die Fenster ist den Teilnehmern dieser Führung nicht vergönnt.

2.841 Quadratmeter groß ist Köthens Jüdischer Friedhof. Darauf eine von Stadtbaumeister Paul Bunzel entworfene Kapelle, die allerdings nie eingeweiht wurde. Mit dem ersten Begräbnis im Jahr 1888, berichtet Monika Knof, sei der Friedhof dann offiziell seiner Bestimmung übergeben worden. 1968 erfolgte hier die letzte Beisetzung.

Das „Who is who“ der jüdischen Gemeinde von Köthen sei hier beerdigt

Das „Who is who“ der jüdischen Gemeinde von Köthen sei hier beerdigt: Kaufleute, Bankiers, Großhändler, Kommerzienräte, auch ein Rabbiner und Kantor. Über einige von ihnen und deren Spuren, die sie in der Stadt hinterlassen haben, erzählt Monika Knof und informiert, dass in Köthen mittlerweile 39 Stolpersteine verlegt sind. In Gedenken an jene Menschen, die dem nationalsozialistischen Regime zum Opfer gefallen waren.

Die Kapelle auf dem Friedhof, der über den Eingang am Güterseeweg zu erreichen ist, blieb während der Pogromnacht verschont, allerdings sei das Bauwerk inzwischen dringend sanierungsbedürftig.

„Es wäre schön für Köthen, wenn man die Kapelle erhalten könnte“

Obwohl man am Sonntag keinen Blick in die Kapelle werfen konnte, nutzt Monika Knof die Gelegenheit, auf deren Sanierung hinzuweisen, die nicht zuletzt über Spenden mitfinanziert werden müsse. „Es wäre schön für Köthen, wenn man die Kapelle erhalten könnte“, unterstreicht sie. Das Bauwerk, dessen achteckige Form seit einem Anbau aus dem Jahr 1905 nicht mehr auf den ersten Blick erkennbar ist, besitze schließlich ein „Alleinstellungsmerkmal“.

Wer für die Sanierung der Kapelle etwas Geld spenden will, kann dies auf das Konto des Landesverbandes Jüdischer Gemeinden Sachsen-Anhalt unter Angabe des Verwendungszweckes „Kapelle Jüdischer Friedhof Köthen“ tun. Die IBAN lautet: DE70 2003 0000 0029 0161 21.